Im Jahr 1938 führte das Helms-Museum bei Tostedt-Wüstenhöfen eine Grabung auf einem Urnenfriedhof jüngeren Eisenzeit und älteren Römischen Kaiserzeit durch. Das Gräberfeld ging als bedeutender Fundplatz in die Erforschung der langobardischen Epoche an der Niederelbe ein. Anfang der 2020er Jahre wurden auf dem Fundplatz vom Museum gemeinsam mit ehrenamtlichen Detektorgängern neue Untersuchungen durchgeführt, die das vor 85 Jahren gewonnene Bild noch einmal erweiterten und ergänzten.
Dr. Jochen Brandt, Kreisarchäologe des Landkreises Harburg und wissenschaftlicher Leiter der Maßnahme, stellt in seinem Vortrag das Gräberfeld und die neu entdeckten Funde vor und ordnet sie in das Zeitalter der Langobarden ein.
Der Vortrag findet am Sonntag, den 24. November 2024, um 17:00 Uhr, in Buxtehude im Kulturforum am Hafen, Hafenbrücke 1 statt. Karten gibt es zum Preis von 6 Euro online unter Tickets oder mit telefonischer Reservierung unter 04161-502556 wochentags zwischen 9:00 Uhr und 16:00 Uhr.
Ihre Zeitgenossen ließen an Marlene „Lena“ Prink vom Gut Brillenburg bei Buxtehude kein gutes Haar. Wie ein blutig-roter Faden ziehen sich die durchweg negativen Überlieferungen über jene „Giftmischerin“, die in einer lauen Sommernacht vor 185 Jahren ihren kranken Ehemann vergiftet haben soll, durch die Regionalliteratur. Ihr grauenvolles Ende und anonymes Grab fand die 42jährige Frau trotz aller Unschuldsbeteuerungen auf einem Richthügel bei Harsefeld. Ihre Überreste wurden 2015 nach langer Suche aufgespürt und 2020 exhumiert.
182 Jahre nach ihrem Tod widmet der Verein für Kloster- und Heimatgeschichte der Verfemten eine kleine Sonderausstellung mit neuen Erkenntnissen und bisher nie gezeigten archäologischen Funden.
Und das an einem historischen Schauplatz: Das heutige Museum war damals das königliche Gerichtshaus. Am Platz der Ausstellung fanden damals die strengen Verhöre statt, dort wurde ihr das Todesurteil verkündet. Bereits seit 1981 wird das bei den Ausgrabungen zwischen Amtshof unf Kirche gezeigte Verlies, die Todeszelle der „roten Lena“ bei Gästeführungen gezeigt und ihre Geschichte erzählt.
Vorläufiger Höhepunkt war 2020 die archäologische Ausgrabung ihres Grabes durch die Kreisarchäologie, gefolgt von der 2021 vom Verein organisierten Wiederbestattung auf dem Oberen Friedhof mit Stiftung eines Grabmals.
Die Ausstellung gibt einen Überblick über den Lebensweg der Roten Lena und konzentriert sich auf die harte Haftzeit in Harsefeld sowie ihre Hinrichtung. Unfassbare 40 Monate war sie im Amtsgefängnis eingesperrt, verlor ihr Gut und ihre Kinder. Am Ende kämpfte sie – vergebens - um ihr Leben.
Das Museum Harsefeld, Am Amtshof 3, ist, außer montags, täglich geöffnet: Bis September 15-18 Uhr, Oktober bis März 15-17 Uhr. Sonn- und feiertags außerdem 10-12 Uhr. Telefon: 04164-6910. Der Eintritt ist frei.
Am Donnerstag, 14. November 2024, halten der Stader Kreisarchäologe Daniel Nösler und der Autor Dietrich Alsdorf den Vortrag „Die rote Lena – Archäologischer Befund und Fiktion zur Hinrichtung von Marlena Princk (1842)“. Dabei präsentieren sie neue archäologische Ergebnisse und Entdeckungen aus dem Buxtehuder Stadtarchiv.
Marlena Princk, besser bekannt als „die rote Lena“, lebte von 1800 bis 1842 in Elstorf und Buxtehude. Ihr turbulentes Leben und Ende beschäftigt die Forschung schon seit längerer Zeit. Als einfaches Bauernmädchen geboren und in eine Zwangsehe gepresst, fand sie ihr Glück als Geliebte eines wohlhabenden Gutsherrn aus Buxtehude. Nach dessen plötzlichem Tod wurde ihr das Gut übertragen. Im Rahmen eines Erbstreits um das Gut geriet sie in eine Intrige, die sie am Ende auf das eigens bei Ohrensen errichtete Schafott führte. In ihrem Vortrag präsentieren der Autor Dietrich Alsdorf und der Kreisarchäologe Daniel Nösler erstmals gemeinsam, was sie bei ihren jüngsten Recherchen an neuen Erkenntnissen gewonnen haben. Dabei machen sie auch deutlich, welche Überlieferungen sich archäologisch belegen lassen – und welche nicht. Abgerundet wird der Abend mit einer Lesung Alsdorfs aus seinem Buch, das im Verlag Atelier im Bauernhaus erschienen ist. Dabei bringt er dem Publikum die letzten Wochen bis zur Hinrichtung der „roten Lena“ näher.
Der Abend findet im Rahmen der Vortragsreihe „Bewegte Zeiten“ im Buxtehude Museum, St.-Petri-Platz 11 in Buxtehude statt. Der Eintritt kostet 7 Euro, für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre 6,- Euro.
Die Aue durchquert die Samtgemeinden Harsefeld und Horneburg und fließt weiter, nun Lühe genannt, durch das Alte Land in die Elbe. Bedeutende archäologische Funde zeigen, dass die Region um den Fluss bereits seit Jahrtausenden dicht besiedelt gewesen ist. Das Gewässer war ein wichtiger Verkehrsweg, diente der Wasserversorgung und dem Fischfang. Zahlreiche Funde stammen bereits aus der Steinzeit. Sie belegen die Anwesenheit von Jägern und Sammlern vor Zehntausenden von Jahren. Auch aus den folgenden Epochen liegen umfangreiche Funde vor, die aus einer Zeit weit vor der schriftlichen Ersterwähnung der Orte stammen. Einige der wichtigsten archäologischen Ausgrabungen und Neufunde im Gebiet von Aue und Lühe werden vorgestellt.
Herausragend ist eine außergewöhnliche Ringwallanlage, die sich in einem Hochmoor bei Oersdorf befindet, denn prähistorische Befestigungen sind in Nordwestdeutschland ein sehr seltenes Phänomen. Die Anlage ist erst in den letzten Jahren von der Kreisarchäologie Stade umfassend erforscht worden.
Die Elbe ist heute einer der wichtigsten Handelswege Europas. Diese Bedeutung lässt sich weit in die Vergangenheit zurückverfolgen. Wie sehr Ideen und Waren über die Flüsse vermittelt wurden, zeigen beispielsweise Objekte mit Verbindungen in den keltischen Raum, die bei Issendorf und Bargstedt entdeckt wurden. Auch in römischer Zeit dienten die Elbe und ihre Nebenflüsse zum Transport von Münzen, Gefäßen, Waffen und Schmuck. Die Wasserwege wurden allerdings auch genutzt, um andere Regionen zu besiedeln. In Issendorf wurde der größte Friedhof aus altsächsischer Zeit ausgegraben. Hier waren Tausende Personen bestattet. Die Funde zeigen, dass von hier in großem Maße die Übersiedlung sächsischer Verbände nach England erfolgte, wo sie ab dem 5. Jahrhundert eine neue Heimat fanden.
Flüsse waren jedoch auch Einfallstore für Seeräuber und Piraten. Auffällig sind hier einige Neufunde von Objekten aus der Wikingerzeit an der Aue. Sind dies Relikte eines Raubzuges zur Burg Harsefeld?
Der Vortrag soll auch zu Ausflügen in die Vergangenheit anregen. Beeindruckende Zeugnisse haben sich insbesondere am Auetal bei Daudieck erhalten. Hier können in einer reizvollen Landschaft steinzeitliche Großsteingräber und Grabhügel der Bronzezeit erwandert werden. Lohnenswerte Ausflugsziele sind ebenso die mittelalterlichen Burgen in Horneburg, Harsefeld und Ohrensen. Im Museum Harsefeld werden neben der Burg- und Klostergeschichte zahlreiche wichtige Funde aus dem Umfeld der Aue gezeigt.
Der Vortrag des Stader Kreisarchäologen „Archäologische Zeitreise entlang der Aue/Lühe“ findet am 29.10.2024, 19:00 Uhr, im Restaurant Windmüller (DRK), Kirchweg 3, Steinkirchen, statt. Die Veranstaltung wird vom Kulturverein Steinkirchen und Umgebung e. V. durchgeführt. Der Eintritt ist frei.
Im März 2024 entdeckte Eva Nielandt bei einer Radtour an einem Feldrand bei Issendorf einen Schalenstein aus Granit. Sie hatte solche Steine während einer Reise in Estland kennen gelernt und meldete ihren Neufund daraufhin der Stader Kreisarchäologie.
Als Schalensteine werden Findlinge bezeichnet, in die in prähistorischer Zeit kleine Mulden gepickt oder geschliffen worden sind. Es gibt Exemplare mit mehreren Hundert Vertiefungen. Dieser Brauch begann bereits vor mehr als 4.500 Jahren am Ende der Jungsteinzeit. Während der Bronze- und Eisenzeit wurde die Herstellung von Schalensteinen ein europaweites Phänomen. Die genaue Funktion liegt immer noch im Dunkeln: Man hat beispielsweise erfolglos versucht, anhand der Schalen ein Zahlensystem oder Sternenbilder zu identifizieren. Durch eine Ausgrabung bei Mulsum ließ sich feststellen, dass an den Schalensteinen kultische Zeremonien abgehalten worden sind. Möglicherweise wurden in den kleinen Näpfchen auch Opfergaben dargebracht, wie es heute noch in Estland üblich ist.
In Niedersachsen sind bislang nur 60 Schalensteine bekannt, davon wurden allein im Landkreis Stade 16 Exemplare entdeckt. Eine so hohe Funddichte gibt es sonst nirgendwo in unserem Bundesland.
Der Issendorfer Schalenstein war erst kürzlich bei Feldarbeiten zu Tage getreten. Mit Hilfe des Grundstückseigentümers Helmut Dammann-Tamke konnte sogar noch der genaue Fundort lokalisiert werden. Dort ist seit längerem eine Siedlung der Bronze- und Eisenzeit bekannt. Sicher hat der Schalenstein in dem längst vergangenen Dorf ehemals eine wichtige Rolle bei Festen und Gebräuchen gespielt.
Die Harsefelder Bürgermeisterin Susanne de Bruijn machte es dann unbürokratisch möglich, dass der Stein durch Mitarbeiter des Harsefelder Bauhofs geborgen und in den Klosterpark transportiert wurde.
Am 24.05.2024 wurde der ca. 400 kg schwere Schalenstein unter tatkräftiger Mithilfe von Mitgliedern der Stader Arbeitsgemeinschaft Archäologie im Klosterpark am Museum Harsefeld positioniert. Hier kann er nun neben anderen steinernen Zeugen der Vergangenheit besichtigt werden. Vielleicht gelingt es eines Tages, seine Rätsel zu entschlüsseln?
Archäologische Funde zeigen, dass das Land zwischen Oste und Elbe bereits seit Jahrtausenden besiedelt gewesen ist. In der unbedeichten Marsch hatten die regelmäßigen Sturmfluten und der Meeresspiegelanstieg allerdings einen unmittelbaren Einfluss auf die Marschenbewohner. Im Land Kehdingen konnten in Verbindung mit Forschungseinrichtungen und ehrenamtlichen Mitarbeitern spannende Erkenntnisse gewonnen werden, die Einblicke in eine vergangene Welt geben, die heute oft metertief verborgen ist! So zeigen zahlreiche Neufunde von ehemaligen Hafenorten bei Oederquart, Freiburg/Elbe und Drochtersen einen engen Kontakt zum römischen Imperium. Seit einigen Jahren belegen an der Elbe neu gefundene Schmuckstücke außerdem die Anwesenheit von Wikingern. Wie heute war die Elbe ein wichtiger Verkehrsweg, über den exotische Waren und Ideen ausgetauscht wurden. Der Strom war allerdings auch Einfallstor für Kriegszüge, wie sie beispielsweise von den Römern und den Nordmännern überliefert sind.
Die Ergebnisse der bis heute andauernden Forschungen werden in einem reich bebilderten Vortrag durch den Stader Kreisarchäologen zusammenfassend dargestellt.
Auf die historischen Entwicklungen des Naturraumes an der Elbe wird ebenfalls eingegangen. Wie war in den Elbmarschen ein Leben ohne die schützenden Deiche überhaupt möglich? Was wissen wir über die Entwicklung des Meeresspiegels in der Vergangenheit?
Der Vortrag findet am Sonntag, den 25.02.2024, 15:00 Uhr, im Natureum Niederelbe statt.
Die deutsche Geschichte wäre ganz anders verlaufen, wenn die Römer vor 2000 Jahren Erfolg gehabt hätten. Über den Versuch des Römischen Reiches, Germanien zu erobern, spricht am Dienstag, den 20. Februar der Archäologe Dr. Stefan Burmeister, Leiter des Varusschlacht-Museums in Kalkriese, in der Reihe der Abendvorträge des Stader Geschichts- und Heimatvereins. Der Vortrag unter der Überschrift „Die Römer kommen!“ beginnt um 19.30 Uhr im Niedersächsischen Landesarchiv in Stade, der Eintritt ist frei.
Nachdem Cäsar Gallien erobert hatte, bildete der Rhein für rund 40 Jahre die nördliche Grenze des Römischen Imperiums. Im Jahr 12 v. Chr. griffen die Römer in einer großangelegten Operation Germanien an. Die Forschung ist sich bis heute uneinig, was die Gründe für den Einmarsch in Germanien waren. Drei Jahre benötigten die Römer, um Ihre Macht bis an die Elbe auszudehnen. Der Erfolg war jedoch nur von kurzer Dauer. Anders als in Gallien war die römische Kontrolle nie nachhaltig gesichert – was auch an der Desorganisation der germanischen Stämme lag. Es dauerte keine 30 Jahre, dann zogen sich die römischen Truppen wieder hinter den Rhein zurück. Zu groß war der Preis, zu gering der Ertrag. In dem Vortrag sollen die römische Eroberung Germaniens nachgezeichnet und die Gründe für deren Scheitern erläutert werden.
Die Reihe der Abendvorträge wird vom Stader Geschichts- und Heimatverein in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesarchiv, den Museen Stade und dem Stadtarchiv Stade veranstaltet. Der Eintritt ist frei.
Noch bis zum 1. April wird im Stader Museum Schwedenspeicher die Sonderausstellung "UNTOT. Archäologie BISS Popkultur" gezeigt. Anlässlich der jüngeren Forschungen der Stader Kreisarchäologie spürt die Ausstellung dem Glauben an Wiedergänger und seinem Nachhall in der Kulturgeschichte nach. Die archäologischen Befunde des Landkreises Stade werden um regionale und überregionale vom 10. bis 19. Jh. ergänzt und treten in einen Dialog mit volkskundlichen Belegen in Schrift und Bild sowie vielfältigen Erzeugnissen der Popkultur.
Im Begleitprogramm zur Ausstellung hält der Stader Kreisarchäologe Daniel Nösler am 16.02.2024, 19:00 Uhr, den Vortrag "Untote - Wiedergänger - Vampire. Die Archäologie der lebenden Toten".
Vampire oder Zombies sind durch ihre Präsentation in Filmen oder der Literatur ein fester Bestandteil der Gegenwartskultur. In früheren Zeiten war der Glaube an Untote oder Wiedergänger auch in Norddeutschland weit verbreitet. Insbesondere in Zeiten von Krisen wie Seuchen oder Krieg konnte sich die Angst vor den lebenden Toten zur Hysterie ausweiten.
Auf Bestattungsplätzen von der Urgeschichte bis zur Neuzeit werden immer wieder Sonderbestattungen angetroffen, die Bannmaßnahmen vermuten lassen, mit denen der Schadzauber der Untoten gebannt werden sollte. Hierzu gehören insbesondere Pfählungen, das Beschweren mit Steinen, ungewöhnliche Skelettlagen usw. Im Rahmen des Vortrages werden archäologische Befunde möglicher Gräber von Wiedergängern oder Nachzehrern insbesondere aus dem Stader Raum vorgestellt und analysiert.
Zur Interpretation der zahlreichen Befunde werden außerdem die reichlich vorhandenen volkskundlichen und historischen Quellen herangezogen, die häufig aus Niedersachsen überliefert sind. Auch heute noch leben im Bestattungsbrauchtum Rituale weiter, deren Wurzel in der Furcht vor Untoten begründet ist.
Für das Gebiet des Landkreises Stade sowie für das gesamte Elbe-Weser-Dreieck lassen sich anhand archäologischer Funde vielfältige Kontakte zum römischen Imperium belegen. Für die ältere Römische Kaiserzeit sticht insbesondere das frühgeschichtliche Zentrum heraus, das um Apensen bestanden hat.
Um 200 nach der Zeitenwende kommen die Kontakte mit dem Imperium scheinbar für einige Zeit zum Erliegen, denn der Zustrom römischer Gegenstände in unseren Raum versiegt weitgehend. Erst ab der Mitte des 4. Jahrhunderts treten wieder vermehrt römische Objekte auf, wobei zwei Aspekte auffallen: Es überwiegen Militaria und zum ersten Mal gelangen römische Goldmünzen an die Niederelbe. Die Solidus genannten Prägungen bestanden aus einem sehr reinen Gold und haben in der deutschen Sprache auch nach über 1.600 Jahren vielfache Spuren hinterlassen. Die Begriffe Soldat, Söldner und Sold lassen sich etymologisch vom Namen der römischen Goldmünze ableiten. In der Forschung werden die in Niedersachsen gefundenen Solidi als Soldzahlungen an einheimische Söldner interpretiert. Der Einsatz germanischer Söldner hatte in der Antike eine lange Tradition. Durch die von Kaiser Konstantin dem Großen zu Beginn des 4. Jhs. eingeleiteten Heeresreformen begann mit der vielfachen Aufnahme von rechtsrheinischen Germanen eine Entwicklung, die als „Germanisierung“ oder „Barbarisierung“ des römischen Militärs beschrieben wird. Der unaufhaltsame Wandel im Heerwesen wird insbesondere dadurch illustriert, dass germanische Militärs nun bis in die höchsten Führungsämter aufsteigen konnten. Dass solche Anführer höchsten Ranges auch aus dem Niederelberaum stammten, zeigen besondere Funde, wie das bei Fredenbeck gefundene Multiplum, eine besondere Goldmünze, die durch den römischen Kaiser nur an hochgestellte Persönlichkeiten vergeben wurde und eine bei Altenwalde entdeckte römische Silberschale.
Im 4./5. Jh. kommt es im westlichen Teil der Germania magna zu einer bemerkenswerten Häufung von Funden militärischer Militärgürtel, die mit der aus den Schriftquellen überlieferten starken Zunahme germanischer Söldner erklärt werden kann, die für das römische Heer rekrutiert wurden. Die regionale Verteilung der spätrömischen Militärgürtel ist insbesondere für Niedersachsen aufschlussreich, da sich östlich des Limes neben dem Rhein-Main-Gebiet das Elbe-Weser-Dreieck als wichtigster Schwerpunkt abzeichnet. Daher liegt es nahe, hier eine der zentralen Herkunftsregionen angeworbener Söldner mit sächsischem Migrationshintergrund zu verorten.
Die nach dem Zusammenbruch der römischen Herrschaft über Britannien erfolgte Migration der Sachsen in das heutige England ist auch maßgeblich durch diese Söldner initiiert worden. Der Untergang Westroms zu Beginn des 5. Jahrhunderts ließ den Zustrom von Edelmetall und sonstigen wertvollen Gütern fast vollständig zum Erliegen kommen.
Der Vortrag findet am 8.02.2024, 18:30 Uhr, im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover, Willy-Brandt-Allee 5, Hannover, statt. Der Eintritt ist frei.
Dietrich Alsdorf, der ehemalige Grabbungstechniker der Stader Kreisarchäologie, hat die Geschichte der "Roten Lena" zu einem voluminösen historischen Roman verarbeitet. Ausgehend von den Grabungen an der Richtstätte von Ohrensen, an der das Leben der Anna Marlene Prink durch das Schwert endete und sie anschließend verscharrt worden ist, hat er jahrelang in Archiven recherchiert, um ihre Lebensgeschichte rekonstruieren zu können.
Hier der Verlagstext: "Anna Marlene Röhrs, im Roman »Lena« genannt, wird 1800 in dem kleinen Kirchdorf Elstorf südöstlich von Buxtehude geboren. Sie wird mit sechs Jahren in der Sommerzeit auf fremde Höfe als Arbeitskraft »vermietet«. Mit etwa 15 Jahren wird sie als Lüttmagd auf dem Hof ihrer Tante in Wulmstorf in der Nähe von Buxtehude vermittelt, wo sie im Kreis ihrer Cousinen eine zweite Heimat findet. Dort begegnet sie durch einen Wink des Schicksals dem charismatischen wie geheimnisvollen Kaufmann Michael Wilson, einem Iren, der den Gutshof Brillenburg bei Buxtehude mit seiner Familie bewohnt.
Lena ist fasziniert von der fremdartigen Aura dieses reifen Weltmannes, der ihr Talent der Weberei fördert und versucht, ihr eine Ausbildung als Leineweberin zu vermitteln, was jedoch im letzten Moment scheitert. Während Lena mit ihrem Schicksal hadert, geht Wilson jahrelang auf Reisen. Derweil wird Lena gegen ihren Willen von ihren Eltern heim nach Elstorf geholt, wo sie künftig als Magd auf einem großen Bauernhof dient. Während Lena sich vor jugendlicher Sehnsucht nach Wilson verzehrt, stellt ihr der 14 Jahre ältere Knecht Hans Prink nach. Schließlich gelingt es ihm, Lena zu vergewaltigen! Eine Lebensodyssee beginnt ..."
Das Buch ist im Verlag Atelier im Bauernhaus erschienen, hat 632 Seiten und ist für 18 € direkt beim Verlag oder im Buchhandel zu erwerben. ISBN 978-3-96045-305-5
Umfangreiche archäologische Funde zeigen, dass die Region um Oersdorf bereits seit Jahrtausenden dicht besiedelt gewesen ist. Insbesondere die zahlreichen steinzeitlichen Objekte und Gräber aus der Bronze- und Eisenzeit sind wichtige Zeugen längst vergangener Epochen. Einige dieser bedeutenden Fundstücke sind auch im Oersdorfer Schulmuseum ausgestellt.
Herausragend ist eine außergewöhnliche Ringwallanlage, die sich in einem Hochmoor bei Oersdorf im Landkreis Stade befindet, denn prähistorische Befestigungen sind in Nordwestdeutschland ein sehr seltenes Phänomen. Bis vor einigen Jahrzehnten hatte die Anlage noch einen geschlossenen Wall, der mit zahllosen Findlingen befestigt war. Um die Fragen nach Alter, Funktion und Befunderhaltung dieses interessanten Platzes zu klären, wurde die Befestigung in den letzten Jahren von der Kreisarchäologie Stade umfassend erforscht. An diesem Projekt waren u.a. die HafenCity Universität Hamburg und das Niedersächsische Institut für historische Küstenforschung beteiligt. Schon jetzt lässt sich festhalten, dass die ca. 4.000 Jahre alte Oersdorfer Anlage ein für Niedersachsen bedeutendes und einmaliges archäologisches Denkmal ist.
Ehrenamtlichen Sondengängern ist es zu verdanken, dass wir nun auch neue Erkenntnisse zur Ortsgeschichte gewinnen konnten. Sie fanden bei Oersdorf mehr als 1.500 Jahre alte Schmuckstücke, die belegen, dass die Besiedlung weit vor der schriftlichen Ersterwähnung im 14. Jahrhundert begonnen hat. Auch einer der wichtigsten Handels- und Pilgerwege des Elbe-Weser-Dreiecks führte von Stade kommend durch Oersdorf. Auf ihm gelangten im Mittelalter die Pilger bis nach Rom. Heute haben sich die Verkehrsströme zwar verlagert, aber Spuren dieser alten Trasse lassen sich bis heute im Gelände entdecken.
In einem reich bebilderten Vortrag werden die archäologischen Forschungen in und um Oersdorf durch den Stader Kreisarchäologen Daniel Nösler dargestellt. Die Veranstaltung findet am 10.11.2023, um 19:00 Uhr, im Dorfgemeinschaftshaus Oersdorf, Brinkkrog 4, 21702 Oersdorf statt. Es besteht außerdem die Gelegenheit, selbst entdeckte Funde begutachten zu lassen.
Neben der Ems und der Weser stellt die Elbe den größten Flusslauf Nordwestdeutschlands dar und erfüllt eine wichtige Funktion als Transportroute im modernen Im- und Exportgeschäft.
Dass diese Flüsse bereits zu Beginn des 1. Jahrtausends eine große Bedeutung als Verkehrsweg innegehabt haben und mit ihren naturräumlichen Gegebenheiten ideale Bedingungen für die Entwicklung von Handels- und Kommunikationsnetzwerken besaßen, ist unbestritten. Für den Weser-Ems-Raum liegen hier bereits zahlreiche Studien vor, die die Funktion, Struktur und Bedeutung während der Römischen Kaiserzeit aufzeigen, während die Einbindung und Rolle der Elbe während der Römischen Kaiser- und Völkerwanderungszeit weniger gut erforscht ist.
Hier will das Projekt „Verkehrsweg Elbe“ ansetzen, das im Rahmen des Programmes „Pro*Niedersachsen – Kulturelles Erbe – Sammlungen und Objekte“ vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert und von Dr. Saryn Schlotfeldt vom Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung (NIhK) geleitet wird. Ziel des Projektes ist es, das bislang bekannte und vor allem durch Metalldetektorprospektionen der Kreisarchäologie Stade zusammengetragene Fundmaterial zweier in der Elbmarsch gelegener Fundplätze bei Assel, Ldkr. Stade, wissenschaftlich auszuwerten. Das dort geborgene Fundmaterial sticht sowohl durch eine hohe Anzahl an Bunt- und Edelmetallfunden als auch Hinweise auf eine lokale Metallverarbeitung hervor. Es ist deshalb davon auszugehen, dass vor Ort eine außergewöhnlich große Siedlung bestand, für die Handwerk und Warenaustausch das wirtschaftliche Rückgrat bildete. Das Projekt strebt entsprechend an, das Wissen über die Bedeutung des Unterelberaumes im regionalen und überregionalen Kommunikationssystem der ersten fünf Jahrhunderten nach Chr. deutlich zu erweitern und in den überregionalen Kontext einzuordnen.
Zusätzlich zur archäologischen Betrachtung des Fundmaterials erfolgen weitere Materialanalysen die gesamtheitlich ausgewertet werden. Hierzu zählen metallurgische Untersuchungen die am Deutschen Bergbau-Museums Bochum erfolgen, Keramikanalysen und Untersuchungen organischer Reste, die von Dr. Katrin Struckmeyer und Christina Peek am NIhk durchgeführt werden sowie anthropologische Untersuchungen, die Dr. Silke Grefen-Peters übernehmen wird. Die Auswertung der Messergebnisse wird Einblicke in die im Boden verborgenen archäologischen Relikte und Reste von längst verlandeten Wasserwegen ermöglichen.
Seit mehreren Jahren erforscht eine Gruppe von Ehrenamtlichen des Heimat- und Kulturkreises Kutenholz e.V. die Geschichten der Opfer des Nationalsozialismus in der Samtgemeinde Fredenbeck. Ein besonderer Fokus liegt auf den Recherchen zum Schicksal einer britischen Einheit, die in Kutenholz bei einem Angriff getötet wurde.
Bei der Recherche nach den Familien der Opfer entstand ein internationales Netzwerk mit Kontakten nach Frankreich, Australien, Kanada, England, Schottland und Singapur. Viele Betroffene sind dankbar, dass sie nach Jahrzehnten endlich erfahren, was mit ihren Angehörigen geschehen ist.
Nicht nur in der Region gibt es ein breites Medienecho zu den Forschungen. Die Arbeit der Geschichtsinteressierten erregt auch im Ausland viel Aufmerksamkeit. Sogar die inzwischen verstorbene Queen Elisabeth II. schickte zwei Dankesschreiben aus Windsor Castle in das kleine Kutenholz, denn einer der verstorbenen britischen Soldaten war ihr persönlich bekannt. Viele besondere Freundschaften sind aus diesem Projekt heraus entstanden.
Im Mai 2022 wurden in Kutenholz Gedenkstelen für die Opfer errichtet. 15 Angehörige britischer Soldaten reisten zur Einweihung in das kleine Geestdorf.
Aus diesem Anlass erarbeiteten die Vereinsmitglieder Debbie Bülau, Torsten Henneken und Frank Hoferichter eine Ausstellung zu ihren Rechercheergebnissen, die seitdem immer wieder erweitert und ergänzt wird.
Informationstafeln in deutscher und englischer Sprache zeichnen die Biografien der Opfer nach. Zeitungsartikel aus aller Welt zeugen von der internationalen Bedeutung der Recherchen. Hinzu kommen Bodenfunde. Sondengänger Frank Hoferichter war im Auftrag der Kreisarchäologie Stade am Kutenholzer Ortsrand unterwegs und hat dort Panzerteile gefunden. Britische Soldaten starben hier aufgrund von Explosionen in ihren Fahrzeugen. Unterstützt durch die Kreisarchäologie soll nun der abgesprengte Turm des Panzers gesucht werden. In ihm befinden sich vermutlich noch die menschlichen Überreste von zwei britischen Soldaten. Nach fast 80 Jahren sollen diese beiden Männer endlich in einem angemessenen Grab bestattet werden können.
Die Ausstellung ist ein großartiges Beispiel bürgerlichen Engagements. Sie zeigt auf berührende Weise, wie wichtig es ist, auch 78 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, weiter zu forschen und die persönlichen Schicksale der Opfer des Nationalsozialismus aufzuarbeiten. Sie ist noch bis zum 18. Juni im Museum Schwedenspeicher zu sehen.
Über die neuesten archäologischen Forschungen zu römischen Spuren im Landkreis Stade wird der Kreisarchäologe Daniel Nösler am Donnerstag, 1. Juni, um 17:00 Uhr, berichten. Der Vortrag findet im Rahmen der Stammtischvorträge des Stader Geschichts- und Heimatvereins im Stader Inselrestaurant statt. Der Eintritt ist frei.
Aus der Zeit vor etwa 2.000 Jahren sind erstmalig antike Schriftquellen überliefert, die uns etwas über die Lebensverhältnisse der in unserer Region lebenden Germanen vermitteln. Das Römische Reich hatte im Gallischen Krieg große Teile des heutigen Frankreichs, Belgiens und der Niederlande besetzt und ebenfalls alle Gebiete westlich des Rheins unterworfen. Außerdem sollte ebenso Germanien bis zur Elbe erobert und in das Imperium eingegliedert werden.
In der Schlacht am Teutoburger Wald wurde im Jahr 9 n. Chr. ein Heer aus mehreren Legionen unter dem Befehl des römischen Feldherren Varus durch den germanischen Heerführer Arminius vernichtend geschlagen. Danach beschränkten sich die Römer auf einzelne Angriffe in das Gebiet östlich des Rheins, teilweise schlossen sie mit den Germanen Bündnisverträge. Zu einer dauerhaften Besetzung Nordwestdeutschlands kam es nicht mehr. Von Zeit zu Zeit warben die Römer bei den germanischen Stämmen auch in unserem Raum Söldner für ihre riesige Armee an.
Wie intensiv die Kontakte mit dem Imperium waren, lässt sich unter anderem an den zahlreichen Gegenständen ablesen, die aus dem Römischen Reich stammen. Insbesondere im Landkreis Stade kamen in der letzten Zeit viele bedeutende Neufunde zu Tage. So wurden beispielsweise Trinkgefäße, Schmuckstücke und Kunstobjekte eingeführt. Aber auch römisches Geld aus Kupfer, Silber und Gold gelangte in unseren Raum. Es sind Schätze mit mehreren Hundert Silbermünzen gefunden worden, so beispielweise an der Oste bei Gräpel. Nicht immer kamen diese Güter durch friedliche Geschäfte zu den einheimischen Stämmen, denn sie waren auch als Piraten gefürchtet, die mit ihren Raubzügen die römischen Küsten heimsuchten.
Über die neuesten archäologischen Forschungen zu römischen Spuren an der Niederelbe wird der Kreisarchäologe Daniel Nösler am Donnerstag, 6. April, um 19:00 Uhr, im Haus der Wissenschaft in Bremen berichten. Der Vortrag wird von der Bremer Gesellschaft für Vorgeschichte organisiert und findet im Olbers-Saal statt.
Aus der Zeit vor etwa 2.000 Jahren sind erstmalig antike Schriftquellen überliefert, die uns etwas über die Lebensverhältnisse der in unserer Region lebenden Germanen vermitteln. Das Römische Reich hatte im Gallischen Krieg große Teile des heutigen Frankreichs, Belgiens und der Niederlande besetzt und ebenfalls alle Gebiete westlich des Rheins unterworfen. Außerdem sollte ebenso Germanien bis zur Elbe erobert und in das Imperium eingegliedert werden.
In der Schlacht am Teutoburger Wald wurde im Jahr 9 n. Chr. ein Heer aus mehreren Legionen unter dem Befehl des römischen Feldherren Varus durch den germanischen Heerführer Arminius vernichtend geschlagen. Danach beschränkten sich die Römer auf einzelne Angriffe in das Gebiet östlich des Rheins, teilweise schlossen sie mit den Germanen Bündnisverträge. Zu einer dauerhaften Besetzung Nordwestdeutschlands kam es nicht mehr. Von Zeit zu Zeit warben die Römer bei den germanischen Stämmen auch in unserem Raum Söldner für ihre riesige Armee an.
Wie intensiv die Kontakte mit dem Imperium waren, lässt sich unter anderem an den zahlreichen Gegenständen ablesen, die aus dem Römischen Reich stammen. Insbesondere im Landkreis Stade kamen in der letzten Zeit viele bedeutende Neufunde zu Tage. So wurden beispielsweise Trinkgefäße, Wein, Schmuckstücke und Kunstobjekte eingeführt. Aber auch römisches Geld aus Kupfer, Silber und Gold gelangte in unseren Raum. Es sind Schätze mit mehreren Hundert Silbermünzen gefunden worden, so beispielweise an der Oste bei Gräpel. Nicht immer kamen diese Güter durch friedliche Geschäfte zu den einheimischen Stämmen, denn sie waren auch als Piraten gefürchtet, die mit ihren Raubzügen die römischen Küsten heimsuchten.
Um die gut sieben Hektar große Goldbecker Heide als archäologisch und ökologisch bedeutende Stätte zu erhalten, erfolgen dort ab dem 27. Februar Gehölzrückschnitte durch den Forstverband. Die Arbeiten werden im Auftrag des Landkreises Stade durchgeführt, der Eigentümer dieser Flächen ist. Für Spaziergänger ist die Heide während der Arbeiten aus Sicherheitsgründen gesperrt. Unterstützt werden die Pflegemaßnahmen durch den Lions Club Buxtehude, der das Naturschutzamt des Landkreises seit langer Zeit bei dem Erhalt der Heideflächen unterstützt.
Die Goldbecker Heide ist das größte zusammenhängende Trockenheidegebiet im Landkreis Stade. Die Fläche muss alle Jahre wieder in einigen Bereichen von Baumaufwuchs befreit werden. Die Arbeiten dienen der Entwicklung des Gebietes, insbesondere der Förderung der Besenheide, aber auch der Erhaltung von rund 120 weiteren Pflanzenarten. Die im Heidegebiet stehenden Wacholderbäume tragen zum besonderer Charakter des Gebiets bei, das mit rund 70 Grabhügeln verschiedener Größe sowie mittelalterlichen Wölbäckern eine der wichtigsten archäologischen Denkmallandschaften des Landkreises Stade ist. Die Maßnahmen in dem kulturhistorisch bedeutsamen Landschaftsteil sind deshalb mit der Kreisarchäologie abgestimmt. Die Baumbestände aus Birken, Kiefern und Eichen bleiben erhalten, sollen sich aber nicht weiter in die Heideflächen ausbreiten.
Archäologische Funde zeigen, dass die Region um Kutenholz bereits seit Jahrtausenden dicht besiedelt gewesen ist. Insbesondere die zahlreichen steinzeitlichen Objekte und die noch bronzezeitlichen Grabhügel sind Zeugen längst vergangener Epochen. Einzigartig in Niedersachsen ist die dichte Konzentration sogenannter Schalensteine, an denen in der Bronze- und Eisenzeit kultische Handlungen vorgenommen wurden. Sensationell war außerdem die kürzliche Entdeckung eines riesigen prähistorischen Feldsystems, „Celtic Fields“ genannt, im Tinster Wald, das mehr als 3.000 Jahre alt ist.
Dem Heimat- und Kulturkreis Kutenholz e.V. ist es zu verdanken, dass viele archäologische Funde im Heimathaus "Op de Heidloh" für die Nachwelt bewahrt werden. Einige dieser herausragenden Objekte und aktuelle Neufunde werden im Vortrag näher vorgestellt. Unserem ehrenamtlichen Mitarbeiter Frank Hoferichter sind nämlich in den letzten Jahren einige herausragende Entdeckungen gelungen: So barg er einen seltenen Hortfund der Bronzezeit, der aus dem mitteldeutschen Raum in den Norden gelangt ist, und Schmuckstücke aus dem Frühmittelalter. Er ist außerdem maßgeblich an der archäologischen Erforschung des Schicksals der beiden britischen Panzer beteiligt, die nur wenige Tage vor Kriegsende bei Kutenholz ein tragisches Ende fanden. Ebenfalls aus kriegerischer Zeit stammt ein Silbermünzschatz aus Aspe, der dort während des Dreißigjährigen Krieges in einem Moor verborgen und erst annähernd 400 Jahre später durch den ehrenamtlichen Sondengänger Matthias Glüsing wiedergefunden wurde. Genauso überraschend war der erste Fund einer römischen Silbermünze bei Essel, der hier erstmals vorgestellt wird.
Die Ergebnisse der bis heute andauernden Forschungen in der Gemeinde Kutenholz werden in einem reich bebilderten Vortrag durch den Stader Kreisarchäologen Daniel Nösler zusammenfassend dargestellt. Die Veranstaltung findet am 16.03.2023, um 19:00 Uhr, im Heimathaus "Op de Heidloh", Schützenstraße 14, 27449 Kutenholz, statt.
Der Stader Geschichts- und Heimatverein lädt am Dienstag, den 14. Februar, wieder zu einem interessanten Abendvortrag ein. Unter dem Titel „Zwischen Niederelbe und Lombardei“ stellt der Archäologe Dr. Daniel Winger von der Universität Rostock interdisziplinäre Forschungen zur Migration der Langobarden im 6. Jahrhundert in Mähren und Pannonien vor. Beginn ist um 19.30 Uhr im Museum Schwedenspeicher, Wasser West 39, in Stade. Der Eintritt ist frei.
Die Wanderung der Langobarden von der Niederelbe nach Norditalien galt lange als Musterbeispiel einer frühgeschichtlichen Völkerwanderung, ist in jüngster Zeit aber vor dem Hintergrund einer Diskussion um die ethnische Aussagekraft archäologischer Funde in Zweifel gezogen worden. Gleichzeitig haben sich moderne naturwissenschaftliche Methoden weiterentwickelt, die eine Überprüfung bisheriger Vorstellungen erlauben.
Ausgehend von neuen Ausgrabungen eines langobardischen Gräberfeldes am Balaton in Ungarn und unter Hinzuziehung weiterer Grabfunde entlang der vermuteten Wanderungstrasse werden in dem Vortrag beispielhaft die Möglichkeiten und Grenzen archäologischer, historischer und naturwissenschaftlicher Methoden und Kooperationen betrachtet. Insbesondere die Analyse stabiler Isotope ist eine relativ junge Methode, um ortsfremde Individuen zu identifizieren. Ganz neu ist der Einsatz der Paläogenetik, der nicht nur zu neuen Erkenntnissen, sondern vor allem zu neuen Fragen führt.
Die Reihe der Abendvorträge wird vom Stader Geschichts- und Heimatverein in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesarchiv, den Museen Stade und dem Stadtarchiv Stade veranstaltet.
Die Wikinger erleben derzeit durch Serien und Filme in den einschlägigen Streamingdiensten eine ungeahnte Renaissance. In den Produktionen wird ein mehr oder weniger realistisches Bild der Nordmänner gezeichnet. Der Stader Kreisarchäologe wird am 25.01.2023, 19:30 Uhr, im Freiburger Kornspeicher in einem Vortrag über die aktuellen Forschungen zu den Wikingern berichten. Der Fokus wird dabei insbesondere auf der Niederelbe-Region liegen.
Mit dem Überfall auf das englische Kloster Lindisfarne im Jahr 793 treten erstmals die Wikinger in das Licht der Geschichte. In den folgenden Jahrhunderten ziehen sie in ganz Europa und Byzanz auf Raubzüge, unternehmen gefahrvolle Seefahrten, entdecken Amerika und gründen mächtige Reiche wie die Kiewer Rus. Mit ihren schnellen Schiffen und den erfahrenen Kriegern machten die Wikinger auch die südliche Nordsee und die anliegenden Flüsse unsicher. Ziel waren die Städte, Klöster und Kirchen, die geplündert und verheert wurden. Eine weitere Einnahmequelle waren Lösegeldzahlungen für Geiseln.
Auch in unserem Raum sind Nachrichten von Überfällen der Nordmänner überliefert: So wurden Hamburg im Jahr 845 und Stade 994 angegriffen und geplündert. Ebenfalls im Jahr 994 wurde ein großes Wikingerheer in einem Moor bei Bremervörde durch ein sächsisches Aufgebot vernichtend geschlagen. Allerdings spielte auch der Seehandel in Nord- und Ostsee sowie im Mittelmeer eine große Rolle. Verhandelt wurden neben großen Mengen Silber insbesondere Pelze und Sklaven, die meist in den arabischen Raum verkauft wurden. In den vergangenen Jahren sind im Landkreis Stade zahlreiche Neufunde zu Tage getreten, die neue Einblicke in die Wikingerzeit geben. Insbesondere der bedeutende Hafenort bei Freiburg zeigt, dass an der Elbe mit den Nordleuten auch Handel getrieben wurde.
Über die Forschungen zur Archäologie des Alten Landes berichtet der Kreisarchäologe Daniel Nösler am 30. Oktober 2022, um 17:00 Uhr, im Kulturforum am Hafen in Buxtehude. Der Vortrag läutet die diesjährige Vortragsreihe "Lebensader Este" ein, die vom Heimat- und Geschichtsverein Buxtehude e. V. durchgeführt wird.
Archäologische Funde zeigen, dass das Alte Land bereits seit Jahrtausenden besiedelt gewesen ist. In der unbedeichten Marsch hatten die Sturmfluten und der Meeresspiegelanstieg einen unmittelbaren Einfluss auf die Marschenbewohner. In den Stader Elbmarschen wurden in der Vergangenheit zahlreiche archäologische Ausgrabungen durchgeführt, die Einblicke in eine verborgene Welt geben, die heute oft metertief verborgen ist! Die Ergebnisse der bis heute andauernden Forschungen werden in einem reich bebilderten Vortrag durch den Stader Kreisarchäologen zusammenfassend dargestellt.
Die im letzten Jahr an der Richtstätte bei Ohrensen ausgegrabenen Skelettreste der "Roten Lena" wurden zwischenzeitlich durch Dr. Bettina Jungklaus anthropologisch untersucht. Die entbehrungsreiche Kindheit sowie die harten Haftbedingungen im Harsefelder Kerker haben am Skelett der "Roten Lena" deutliche Spuren hinterlassen. Außerdem waren am linken Unterkiefer sämtliche Backenzähne ausgeschlagen. Dies ist wahrscheinlich erst kurz vor oder während der Hinrichtung geschehen.
In Kooperation mit dem Harsefelder Verein für Kloster- und Heimatgeschichte und dem Flecken Harsefeld konnten am 3. September 2021 die sterblichen Überreste der Anna Marlene Prink auf dem Oberen Friedhof in Harsefeld bestattet werden. Pastor Hermann Heinrich hielt am Grab eine würdevolle Trauerrede
Ein Filmteam von ZDF-History hatte bereits die Ausgrabung begleitet und hat nun auch die Wiederbestattung gefilmt. Der Fall der "Roten Lena" und unsere Forschungen der letzten Monate sind am 31.10.2021, 23:45 Uhr, im ZDF bei "ZDF History" in der Folge "Mörderische Frauen. Rätselhafte Fälle der Geschichte" zu sehen.
Da der an der Richtstätte verscharrte Sarg der "Roten Lena" mit schweren Steinen beschwert war, mit denen man offenbar ihre Wiederkehr in die Welt der Lebenden verhindern wollte, ist der Fall Teil einer weiteren Dokumentation. Sie wird am 1.11.2021, 21:00 Uhr, in der Folge "Mythos - Die größten Rätsel der Geschichte" zum Thema "Vampire" auf ZDF Info ausgestrahlt.
Matthias Glüsing spürte im Juni 2018 mit seinem Metallsuchgerät in einem Niedermoor bei Aspe einen gut erhaltenen Silbertaler aus dem frühen 17. Jahrhundert auf. Daraufhin suchte er das umliegende Areal mehrfach intensiv ab und hatte als Resultat insgesamt 15 Silbermünzen gefunden, die sich in einem Umkreis von nur 10 m und in einer Tiefe von maximal 25 cm befanden. Außerdem barg er Scherben eines kleinen Steinzeuggefäßes, die sich wieder teilweise zusammensetzen ließen und in dem wohl ursprünglich die Münzen verborgen waren. Es handelt sich um ein sogenanntes Apothekergefäß aus grauem Steinzeug mit brauner Glasur. Die kleinen Töpfchen fanden seit dem 17. Jahrhundert in den Apotheken zur Abfüllung von Salben, Pulvern und Tinkturen Verwendung.
Im Sommer 2020 wurde im Bereich der Münzfundstelle eine kleine archäologische Ausgrabung durchgeführt. Ziel dieser Untersuchung war es, weitere Gefäßfragmente sowie mögliche Indizien zur Verbergung des Schatzes zu finden. Es gelang dabei tatsächlich, weitere Scherben zu entdecken. Da die Münzen und die Keramikfragmente noch nicht weit verstreut waren, ist davon auszugehen, dass der Hort erst kürzlich beim Grünlandumbruch durch den Pflug erfasst und dann zerstreut wurde.
Im Folgenden soll eine erste Einschätzung der Münzen vorgestellt werden. Der Hort besteht aus 14 Talern aus verschiedenen Regionen des Römisch Deutschen Reiches und einer dänischen Krone mit einem Gesamtgewicht von 400,5 g. Interessanterweise fehlen die Erzeugnisse der einheimischen Münzstätten ganz. Die älteste Prägung ist ein niederländischer Taler aus dem Jahr 1567 und die jüngste Münze stammt aus dem Jahr 1629.
Die Schlussmünze aus dem Jahr 1629 verbindet die Verbergung unzweifelhaft mit den schrecklichen Geschehnissen des Dreißigjährigen Krieges, die auch das Land zwischen Elbe und Weser betroffen haben. Zu einer Eskalation führte im Jahr 1627 der Vormarsch ligistischer Truppen unter dem Kommando des Generals Tilly, die gegen das Heer des dänischen Königs vorgingen. Ein Jahr später hatten die Kaiserlichen die Dänen vertrieben und große Teile des Landes besetzt. Ein Pestausbruch raffte große Teile der Bevölkerung dahin. Mit Hinblick auf die Entstehungszeit des Hortes sind die Ereignisse der Jahre 1631/32 von besonderer Bedeutung, als der Bremische Erzbischof mit Unterstützung der Schweden die Rückeroberung seines Territoriums anstrebte. Dies verwandelte das Elbe-Weser-Dreieck in ein Kampfgebiet, in dem die Zivilbevölkerung schwer zu leiden hatte.
In vielen Regionen Deutschlands wurden während des Dreißigjährigen Krieges so viele Münzschätze versteckt wie in keiner anderen Epoche. Wie auch beim vorliegenden Schatz aus Aspe wurden für die Horte häufig besonders werthaltige Nominale zusammengetragen. Mit dem Verbergen versuchte man die Vermögen, vor dem Zugriff der raubenden Landsknechte und vor Kontributionen zu sichern. Obwohl die Soldateska die Bevölkerung gezielt durch Folterungen dazu gezwungen hat, die Verstecke der Wertsachen zu verraten, blieben trotzdem erstaunlich viele Schatzfunde unentdeckt. Die naheliegendste Interpretation dürfte im Tod der ehemaligen Besitzer zu suchen sein, denn das Sterben durch entgrenzte Gewalt, Hunger und Seuchen nahm in einigen Regionen verheerende Ausmaße ein.
"Mann fischt in Moisburg Handgranate aus der Este" oder "Übungsgranate in Buxtehude gefunden" - Beide Male hatten Magnetfischer ohne Genehmigungen im Gewässer gesucht und haben mit ihren explosiven Funden für umfassende Sperrungen in Buxtehude und Moisburg gesorgt! Nicht nur in unserem Gebiet häufen sich in der letzten Zeit vergleichbare Schlagzeilen, sondern überall in Deutschland wird der Kampfmittelräumdienst mit solchen gefährlichen Funden konfrontiert. Zum Magnetangeln werden die enorm starken Neodym-Magneten verwendet, die Haftkräfte von mehreren Hundert Kilogramm erreichen. Mit ihnen können dadurch auch sehr große Eisenobjekte und eben auch Munition gehoben werden.
Wie sieht nun eigentlich die rechtliche Situation in Niedersachsen und somit im Landkreis Stade aus? Das Niedersächsische Denkmalschutzgesetz (NDSchG) sieht in § 12 Abs. 1 vor, dass die gezielte Suche nach archäologischen Funden mit technischem Gerät – und damit sind hier vor allem Metallsonden und Magnete gemeint – genehmigungspflichtig ist. Die Genehmigungspflicht gilt aber auch für Magnetfischer, die nicht ausdrücklich nach archäologischen Funden suchen, denn § 13 Abs. 1 des Gesetzes sieht eine Genehmigungspflicht auch dann vor, wenn jemand Nachforschungen an einer Stelle vornehmen will, von der er annehmen muss, dass sich dort archäologische Funde befinden. Dass dies beim Magnetangeln der Fall ist, liegt auf der Hand, denn man weiß ja niemals vorher, auf was für einen Fund man im trüben Wasser trifft!
Daher ist für das Magnetfischen eine Genehmigung der Stadt- oder Kreisarchäologie erforderlich. Für diese ist das vorherige Absolvieren des Qualifizierungskurses beim Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege notwendig. Näheres lässt sich der Broschüre "Mit der Metallsonde unterwegs in Niedersachsen" entnehmen. Außerdem befinden sich die meisten Gewässer des Landkreises Stade in Natur- oder Landschaftsschutzgebieten, die das Magnetfischen einschränken oder sogar ausschließen.
Für uns heute kaum noch vorstellbar: Vor nur wenig mehr als 150 Jahren fanden auch in unserer Region noch öffentliche Hinrichtungen statt. Das letzte Schauspiel des Schreckens im Amt Harsefeld fand am 31. Oktober 1842 statt. Mit dem Schwert hingerichtet wurde hier auf einem markanten Hügel die verurteilte Giftmörderin Anna Marlena Princk. Sie hatte zusammen mit ihrem jüngeren Geliebten ihren Ehemann mit Arsenik ermordet. Bis zu ihrer Hinrichtung musste die "Rote Lena" genannte Delinquentin drei Jahre im feuchten Kerker von Harsefeld einsitzen, von dem der Grundriss noch heute im Klosterpark sichtbar ist.
Öffentliche Hinrichtungen dienten der Abschreckung und waren gleichzeitig ein makabres Spektakel, das wie im Falle der "Roten Lena" Tausende Schaulustige anlocken konnte. In die Inszenierung eingebunden waren die Harsefelder Schulkinder, die vor und während der Hinrichtung fromme Lieder zu singen hatten.
Da im Umfeld Harsefelds keine Richtstätte mehr existierte, musste ein neuer Richthügel aufgeschüttet werden. Auf seinem Plateau wurde der Richtstuhl platziert, auf dem die Verurteilte festgeschnallt war. Nachdem der Scharfrichter sein tödliches Werk vollendet hatte, wurde der Leichnam direkt neben der Richtstätte bestattet. Nur wenige Jahre später wurde der Hügel eingeebnet und das Gelände in Ackerland umgewandelt.
Erst nach jahrelanger Detektivarbeit ist es gelungen, den Platz wieder zu entdecken. Da er durch die landwirtschaftliche Nutzung stark gefährdet war, führte die Kreisarchäologie im Oktober 2020 dort eine Ausgrabung durch. Bereits unterhalb der Ackerkrume zeichneten sich die Umrisse der Grabgrube ab. Überraschend war die doppelte Steinlage, die über dem Sarg platziert war. Ein großer Stein lag sogar unmittelbar auf dem Sargdeckel. Warum, zeigte sich unmittelbar beim Öffnen des Grabes: Er befand sich direkt über dem abgeschlagenen Schädel, den man nach der Hinrichtung kopfüber neben die Füße geworfen hatte. Offenbar spielte hier die vielfach überlieferte Furcht vor Wiedergängern eine große Rolle. Dieser Aberglaube blühte insbesondere an unheimlichen Orten wie den Richtplätzen, an denen die nicht in geweihter Erde bestatteten Toten angeblich keinen Frieden finden konnten.
Ein Filmteam von ZDF-History hat die Ausgrabung begleitet. Unsere Forschungen werden im Laufe des Jahres 2021 im ZDF und später auf Phoenix sowie ZDFinfo zu sehen sein. Berichte über die Grabung sind außerdem in der Hamburger Morgenpost, dem Stader Tageblatt, P.M. History und BILD zu finden.
Im Boden des Landkreises Stade ist ein außerordentlich reiches Erbe aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte verborgen. Hiervon zeugen mehr als 8.700 Bodendenkmale von der Altsteinzeit bis zur Gegenwart. Darunter sind etwa 2.000 Relikte, die auch an der Oberfläche sichtbar sind. Hierzu gehören beispielsweise die neolithischen Großsteingräber, Grabhügel aus vielen Epochen sowie mittelalterliche Burgen, Wurten und Deiche. Diese besonderen Denkmale sind in der Niedersächsischen Denkmalkartei verzeichnet und genießen einen besonderen Schutz.
Seit Beginn des Jahres 2020 führt das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege als Teil des Masterplans Digitalisierung des Landes Niedersachsen das Projekt Denkmalatlas Niedersachsen durch. Im Rahmen dieses Vorhabens werden derzeit in Kooperation mit der Stader Kreisarchäologie sowie den Stadtarchäologien Stades und Buxtehudes auch die Bodendenkmale des Landkreises Stade evaluiert. Hierzu werden alle in den Archiven verfügbaren Informationen herangezogen sowie Karten, Luftbilder und Laserscandaten ausgewertet. Ein wichtiger Schwerpunkt bildet die Geländetätigkeit. Häufig sind die teiltweise tief in Wäldern verborgenen Denkmäler seit Jahrzehnten nicht mehr aufgesucht worden. Sie werden neu fotografiert, vermessen und beschrieben. Die bei diesem Projekt gewonnenen Informationen fließen sowohl in die Ortsaktenarchive vor Ort als auch in die niedersächsische Fachdatenbank ADABweb ein.
Nach Abschluss des Projektes werden sowohl die Bodendenkmale als auch die Baudenkmale über die Webseite des Denkmalatlas Niedersachsen abrufbar sein. Mit der zeitgemäßen Veröffentlichung unseres kulturellen Erbes, ist es für jedermann möglich, sich über die spannende Vergangenheit zu informieren. Daneben wird dadurch auch Planern, Behörden oder Forschungseinrichtungen der Zugang zu den Denkmalinformationen ermöglicht.
Die Bearbeitung und vollständige Veröffentlichung der Denkmale wird erst in einigen Jahren abgeschlossen sein können. Bis dahin sind die eindrucksvollsten archäologischen Stätten auch weiterhin in unserem Portal Denkmale entdecken zu erkunden.
In den Jahren 2008 und 2009 führte die Stader Kreisarchäologie größere Ausgrabungen auf dem berühmten kaiserzeitlichen Urnengräberfeld von Apensen durch, da der Platz durch die landwirtschaftliche Nutzung stark gefährdet war und ist. Dabei wurden Hunderte Bestattungen entdeckt. Nur wenige Urnen waren noch so gut erhalten, dass sie annähernd komplett geborgen werden konnten. Diese so genannten Blockbergungen wurden dabei auf der Grabung fixiert und danach in das Fundmagazin verbracht.
Zur Bearbeitung dieser besonderen Funde sollte zu Beginn des Jahres nun ein gemeinsames Projekt mit der Arbeitsgemeinschaft Archäologie des Stader Geschichts- und Heimatvereins beginnen. Allerdings waren in den Räumlichkeiten der Kreisarchäologie die coronabedingten Abstandsregelungen nicht einzuhalten und das Projekt so nicht umsetzbar.
Das Mitglied der AG Franz Kraus, der in der Geschäftsführung des Feriendorfes Altes Land tätig ist, kam auf eine rettende Idee! Ein komplett eingerichtetes und ausreichend großes Zelt, das sonst für gesellige Runden genutzt wurde, wurde durch ihn als Ausweichquartier vorgeschlagen. Dort besteht genügend Platz, um die Abstände einhalten zu können. Außerdem ist die Frischluftzufuhr garantiert. Eine Heizung ermöglicht den Fortgang der Arbeiten auch bei den herbstlichen Temperaturen.
Es wurden bereits zahlreiche Urnen bearbeitet. Dabei wird der Leichenbrand separiert, um später anthropologisch bearbeitet werden zu können. Ab und an finden sich in den Gefäßen Metallbeigaben, die natürlich besonderes Interesse hervorrufen. Auch die Keramikgefäße sind zum Teil reich verziert.
Für das großartige ehrenamtliche Engagement danken wir den teilnehmenden Mitgliedern der AG und dabei insbesondere Franz Kraus sowie den Mitarbeitern der Feriendorf Altes Land Verwaltungsgesellschaft mbH in Hollern-Twielenfleth, ohne die das Vorhaben so nicht umsetzbar gewesen wäre.
Bei einer neun Gramm schweren Goldmünze, die im Dezember 2017 bei Fredenbeck gefunden worden ist, handelt es sich um ein weltweites Unikat. Der Sondengänger Matthias Glüsing hatte den sensationellen Fund gemacht. Bei der außergewöhnlichen Goldmünze handelt es sich um ein sogenanntes Multiplum des Kaisers Constans. Multipla sind besonders kostbare Prägungen gängiger römischer Münzen, die nur zu besonderen Anlässen herausgegeben und durch die römischen Kaiser im Rahmen feierlicher und besonderer Zeremonien an herausgehobene Persönlichkeiten überreicht wurden. Auch befreundete germanische Herrscher konnten mit den kaiserlichen Großmünzen ausgezeichnet werden.
Auf der Vorderseite der Münze ist die Büste des Kaisers Constans mit Diadem und Harnisch abgebildet. Constans wurde zwischen 320 und 323 geboren und im Februar 350 getötet. Die Münze wurde in den Jahren 342/343 in Siscia (heute Sisak/Kroatien) geprägt. Goldmultipla wurden im Gebiet außerhalb der ehemaligen römischen Reichsgrenzen bislang nur äußerst selten gefunden. Sie waren im freien Germanien besondere Statussymbole, mit denen germanische Herrscher ihre Macht legitimierten. Häufig trugen die Fürsten ihre Multipla ordensähnlich und repräsentativ um den Hals.
In den vergangenen Monaten war der Sensationsfund intensiv erforscht worden: Am Fundort wurde eine Ausgrabung durchgeführt und mit Metalldetektoren gesucht. Zusätzlich haben die Archäologen historische Karten und Luftbilder ausgewertet. Es gibt bisher gute Indizien für die Annahme, dass die Goldmünze an einem besonderen Ort geopfert worden ist.
Landrat Michael Roesberg würdigt das Engagement der Förderer: "Durch den Ankauf, der durch die Ernst von Siemens Kunststiftung, den Landschaftsverband Stade und den Landkreis Stade ermöglicht werden konnte, kann das Multiplum im Stader Museum Schwedenspeicher der Öffentlichkeit dauerhaft präsentiert werden. Dadurch ist unsere Museumslandschaft um eine einmalige Attraktion reicher. Hierfür ist den Geldgebern, dem Finder und dem Grundstückseigentümer sehr zu danken."
„Der Finder, die Denkmalpflege und die Museen Stade haben vorbildlich zusammengearbeitet. Eine Goldmünze von einzigartigem kulturellen Wert und Zeugnis der Verbindung des spätantiken römischen Kaisers Constans mit einem germanischen Herrscher kann so zukünftig nahe ihres Fundortes der Öffentlichkeit präsentiert werden. Gern hat die Ernst von Siemens Kunststiftung den Ankauf unterstützt“, freut sich Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.
Begeistert ist natürlich auch Dr. Sebastian Möllers, Direktor der Museen Stade: "Das Multiplum ist ein wirkliches Highlight für unsere erst kürzlich neu eröffnete Dauerausstellung zur Ur- und Frühgeschichte im Elbe-Weser-Dreieck." Das wertvolle Stück ist ab sofort im Museum Schwedenspeicher zu sehen.
Das Niedersächsische Denkmalschutzgesetz sieht in § 12 vor, dass die gezielte Suche nach archäologischen Funden mit Metalldetektoren genehmigungspflichtig ist. Die Genehmigungspflicht gilt auch für Detektorgänger, die nicht ausdrücklich nach archäologischen Funden suchen, denn § 13 des Gesetzes sieht eine Genehmigungspflicht auch dann vor, wenn jemand an einer Stelle suchen will, von der er annehmen muss, dass sich dort archäologische Funde befinden.
In Niedersachsen gibt es seit einigen Jahren ein Verfahren zur Qualifizierung von Sondengängern, das auf vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Archäologen und den Suchern abzielt. Bevor eine Suchgenehmigung erteilt werden kann, ist eine Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Archäologen notwendig. Danach ist ein kostenloser Qualifizierungskurs bei der Landesarchäologie zu absolvieren. Anschließend kann durch die Untere Denkmalschutzbehörde eine Suchgenehmigung für ein bestimmtes Areal erteilt werden.
Jochen Brandt und Daniel Nösler haben im Auftrag der Archäologischen Kommission für Niedersachsen die Broschüre "Mit der Metallsonde unterwegs in Niedersachsen" erstellt, in der alles Wissenswerte zur Suche mit dem Metalldetektor zusammengefasst ist und die hier heruntergeladen werden kann.
Über die Forschungen zum Fürstengrab von Apensen berichtet Kreisarchäologe Daniel Nösler am 20. Juni, um 19.30 Uhr im Beekhoff in Beckdorf. In seiner Präsentation „Die Fürsten der Langobarden“ wird er auf die neuesten Ergebnisse der Forschungen in und um Apensen eingehen. Die Entdeckung des langobardischen Fürstengrabs bei Apensen im Jahr 1927 war eine Sensation. Das durch Zufall entdeckte Brandgrab war so reich mit Silber- und Bronzebeigaben ausgestattet, dass es gleich in die erste Liga der Beisetzungen aus den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus aufstieg. Vergleichbare Fürstengräber sind vereinzelt weiter elbaufwärts, in Mecklenburg bis Pommern, Sachsen-Anhalt und entlang der jütländischen Ostküste verbreitet, wo sie als herausragende Bestattungen einer kriegerischen Elite gelten.
Neuere Ausgrabungen auf dem Gräberfeld zeigen, dass das Fürstengrab inmitten eines großen langobardischen Bestattungsbezirks mit Hunderten von Urnen und zahlreichen römischen Metallgefäßen lag, an dem ebenso kultische Handlungen durchgeführt wurden. Seit einigen Jahren wird durch die Stader Kreisarchäologie das Umfeld des Fürstengrabes mit seinen Siedlungen und weiteren Gräberfeldern intensiv untersucht.
Thematisiert werden auch die derzeit laufenden Grabungen im geplanten Baugebiet "An der Blide" von Beckdorf und die Ergebnisse der im Umfeld von Apensen und Beckdorf durchgeführten geophysikalischen Untersuchungen. Die spannenden Ergebnisse dieser Forschungen zur Geschichte der Langobarden werden in dem Vortrag vorgestellt. Der Eintritt ist frei.
Kalkriese als möglicher Schauplatz der Varusschlacht, das römisch-germanische Schlachtfeld am Harzhorn oder die sächsischen Gräber von der Fallward: Zahlreiche archäologische Funde aus Niedersachsen haben in den letzten Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Diese und andere spannende Themen werden auf der vom 13.-15. Juni 2019 stattfindenden Tagung der Archäologischen Kommission für Niedersachsen e. V. behandelt, deren diesjähriger Schwerpunkt die Römische Kaiserzeit in Niedersachsen ist.
Die Archäologische Kommission ist eine wissenschaftliche Vereinigung in Niedersachsen, die die archäologische Forschung sowie die Bodendenkmalpflege in Niedersachsen fördert. Ihre Mitglieder treten ein für den Schutz und die Pflege des archäologischen Erbes. In den von ihr herausgegebenen Publikationen werden neueste Forschungsergebnisse veröffentlicht und sie berät das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Zu ihrer Jahrestagung werden zahlreiche Archäologen aus ganz Niedersachsen und Deutschland erwartet.
Die Tagung wird am Donnerstag, den 13. Juni, 19:30 Uhr, mit einem öffentlichen Abendvortrag im Königsmarcksaal des Stader Rathauses beginnen. Prof. Dr. Jan Schuster von der Universität Lodz wird über die „Kaiserzeitlichen Fürstengräber im nördlichen Mitteleuropa“ sprechen. Eine dieser bemerkenswerten Bestattungen wurde u. a. bei Apensen, Lkr. Stade, entdeckt. Der Eintritt ist frei.
Gäste sind außerdem herzlich zum Vortragsprogramm willkommen, das am Freitag, 14. Juni, von 9:00 bis 16:00 Uhr im Königsmarcksaal des Historischen Rathauses in Stade stattfindet. Neben den eingangs erwähnten Themen werden der Stader Stadtarchäologe Dr. Andreas Schäfer zu den kaiserzeitlichen Siedlungen an der Niederelbe und der Stader Kreisarchäologe Daniel Nösler zu herausragenden kaiserzeitlichen Goldfunden sprechen. Auch die am 15. Juni stattfindende Exkursion zu archäologischen Sehenswürdigkeiten im Landkreis Stade ist öffentlich. Sie beginnt um 8:30 Uhr, die Rückkehr wird gegen 17:00 Uhr erwartet.
Das Tagungsprogramm und das Anmeldeformular können unter den Links abgerufen werden.
Der Flecken Horneburg verdankt sein Entstehen der in der Mitte des 13. Jahrhunderts begründeten Burg. Im Umfeld der Burg entstanden in der Folge Dammsiedlungen und eine Kirche. Da sich aus der wechselvollen Geschichte Horneburgs noch zahlreiche Spuren im moorigen Untergrund erhalten haben, ist der Ortskern als bedeutendes Bodendenkmal geschützt.
Bei den derzeit laufenden Bauarbeiten der Ortskernsanierung wurden im Bereich der Liebfrauenkirche in geringer Tiefe Reste historischer Bestattungen entdeckt. Daraufhin wurden im Auftrag der Stader Kreisarchäologie baubegleitende Ausgrabungen veranlasst, die unter der Leitung von Sebastian Düvel von der Grabungsfirma ArchaeoFirm Poremba & Kunze GbR aus Isernhagen durchgeführt wurden.
Eine Überraschung war dabei die Entdeckung massiver Feldsteinfundamente eines Vorgängerbaus der heutigen Horneburger Kirche direkt am Kirchenschiff. Das 1396 erstmals erwähnte Gotteshaus musste in der Vergangenheit häufig neu errichtet werden. Zuerst erfolgte ein Neubau in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Dieser wurde während des Dreißigjährigen Krieges durch Truppen Tillys vollständig zerstört. Den jetzigen Zustand verdankt die Kirche weitgehend den Neu- und Umbauten des 18. Jahrhunderts.
Die etwa 100 gefundenen Gräber belegen den Standort des völlig in Vergessenheit geratenen, ersten Horneburger Friedhofs, dessen Gründung im Mittelalter vermutet werden darf. Durch die Baumaßnahmen wurde nur ein kleiner Teil des historischen Bestattungsplatzes erfasst. Außerdem waren bereits viele Bereiche durch frühere Erdeingriffe betroffen. Für den Aufbau der neuen Straße mussten nur die obersten Gräber dokumentiert und ausgegraben werden. Alle anderen Bestattungen verbleiben ungestört im Boden.
Die Toten waren meist in hölzernen Särgen bestattet. Auffällig war der relativ hohe Anteil an Säuglingen und Kindern, die ein Beleg für die hohe Kindersterblichkeit in der Vormoderne sind. Im Laufe der Jahrhunderte führte die kontinuierliche Belegung des Friedhofes zu einem erheblichen Platzmangel: Die Gräber lagen dicht gepackt neben- und übereinander bis direkt unter der heutigen Oberfläche. Darum und sicher auch aus hygienischen Gründen verlegte man wohl im Verlauf des 18. Jahrhunderts den Friedhof aus dem Ortskern heraus zum „Alten Friedhof“.
Am 2. Mai 2019, um 17:00 Uhr, werden der Historiker Arend Mindermann und der Stader Kreisarchäologe Daniel Nösler in ihrem Vortrag "Vor 1025 Jahren: Wikinger an der Niederelbe" über die historischen und archäologischen Forschungen zu den Spuren der Nordmänner berichten. Der Vortrag findet im Rahmen der Stammtischvorträge des Stader Geschichts- und Heimatvereins im Stader Inselrestaurant statt. Der Eintritt ist frei.
Im Jahr 845 fuhren angeblich 600 Wikingerschiffe gen Hamburg, wo die Hammaburg Ziel eines Feldzuges war. Im Juni 994 ist ein weiterer Flottenüberfall überliefert. Diesmal waren die Flußmündungen von Elbe und Weser das Ziel. Es hat sich wohl um eine Streitmacht des Dänenkönigs Sven Gabelbart gehandelt, von der ein Teil das westliche Weserufer heimgesucht hat. Der Versuch dieser Krieger, über Land zur Elbe zu gelangen, endete in einer vernichtenden Niederlage durch ein Heer des sächsischen Herzogs Bernhard Billung. Weniger Glück hatten die eilig zusammengewürfelten Truppen der Udonen, die damals in ihrer gräflichen Burg in Harsefeld residierten. Über die Schlacht bei Stade am 23. Juni 994 berichtet der Chronist Adam von Bremen: "Der Kampf war schwer, denkwürdig und sehr unglücklich." Die Udonen mußten als Folge ihrer Niederlage namhafte Geiseln stellen und eine immense Menge Silber als Lösegeld zahlen.
Der Grafenbruder Siegfried konnte jedoch entkommen und nach Harsefeld fliehen. Die Wikinger nahmen daraufhin grausame Rache, über die der Zeitgenosse Thietmar von Merseburg berichtet: "Als sie ihn nicht fanden, raubten sie den Frauen gewaltsam die Ohrringe und kehrten niedergeschlagen um. In ihrer Wut schnitten sie am nächsten Tag dem Priester, meinem Vetter und allen übrigen Geiseln Nasen, Ohren und Hände ab und warfen die Verstümmelten in den Hafen."
Auch archäologische Spuren haben die Wikinger in unserem Gebiet hinterlassen. Einige Waffen aus den Flüssen Schwinge und Elbe könnten mit ihren Überfällen zusammenhängen. In der Stader Altstadt wurde außerdem im Jahr 1977 ein wertvoller Silberarmreif gefunden, der vielleicht einem in den Kämpfen des Jahres 994 gefallenen Krieger mit ins Grab gegeben worden ist. Bei der Ausgrabung der Grablege der Udonen in Harsefeld hat man möglicherweise eine von den Wikingern verstümmelte Geisel identifiziert. Eine seltene Wikingerfibel wurde kürzlich durch unseren ehrenamtlichen Mitarbeiter Torben Schuback bei Horneburg entdeckt. Auf friedliche Kontakte könnten zerhackte Silbermünzen hindeuten, die auf einem alten Handelsplatz bei Freiburg/Elbe geborgen wurden, und damit Handelskontakte in den Ostseeraum belegen.
In der Samtgemeinde Apensen befindet sich eine außergewöhnliche Konzentration kaiserzeitlicher Gräberfelder mit wertvollen Beigaben aus Edelmetall, Waffen und römischen Gegenständen. Hervorzuheben sind hier insbesondere die Fürstengräber aus Apensen, die inmitten eines ausgedehnten Gräberfeldes entdeckt wurden, das ursprünglich weit mehr als 1.000 Bestattungen umfasst hat.
Die Stader Kreisarchäologie hat in den letzten Jahrzehnten umfangreiche Prospektionen und Rettungsgrabungen durchgeführt, um die gleichzeitigen Siedlungen erfassen zu können. Als Ergebnis darf davon ausgegangen werden, dass das Umfeld der Gräberfelder großräumig besiedelt gewesen ist.
Einer der zugehörigen Siedlungsplätze befindet sich im Bereich des neu geplanten Neubaugebietes "An der Blide" bei Beckdorf. Um dort die Siedlungsstruktur verstehen und die im Vorfeld der Erschließung notwendigen Ausgrabungen besser planen zu können, wurden im Dezember 2018 auf einer Fläche von mehr als 7 ha geomagnetische Messungen unternommen.
Die geomagnetische Prospektion wurde dankenswerterweise im Rahmen eines Kooperationsprojektes durch Dirk Dallaserra vom Niedersächsischen Institut für Küstenforschung aus Wilhelmshaven durchgeführt. Eingesetzt wurde ein von einem geländegängigen Fahrzeug gezogenes Magnetometer. Diese Technik erlaubt es, in relativ kurzer Zeit große Flächen zu prospektieren. Das Meßbild zeigt ein Reihe von Anomalien, die als Feuerstellen, Grubenhäuder oder Brunnen gedeutet werden können. Die bald folgenden Ausgrabungen werden interessante Einblicke in die Siedlungsgeschichte vor etwa 2.000 Jahren liefern.
Die Anwendung von LIDAR-Systemen hat in den letzten zwei Jahrzehnten wie kaum eine andere Methode zu neuen revolutionären Erkenntnissen in der Archäologie geführt. LIDAR ist die Abkürzung für „light detection and ranging“ und bezeichnet eine Methode der Fernerkundung, bei der ein Laserscanner an einem Flugzeug oder Hubschrauber angebracht ist. Die Erdoberfläche wird dann in Streifen überflogen und mit dem Laserstrahl in hoher Punktdichte abgetastet. Gleichzeitig wird die Position des Luftfahrzeuges permanent und genau durch ein GPS bestimmt.
Ein aus den LIDAR-Daten errechnetes DGM liegt seit kurzem flächendeckend für den Landkreis Stade vor und wurde intensiv ausgewertet. Die größte Überraschung war hierbei das in vielen Waldflächen fast flächendeckende Auftreten von gitterartig verlaufenden flachen Wällen, die zu eisenzeitlichen Ackerfluren vom Typ Celtic Field gehören. Ihre Hauptnutzungsphase umfasst die jüngere Bronzezeit, vorrömische Eisenzeit und ältere Römische Kaiserzeit. Auch wenn diese Bezeichnung es vielleicht vermuten lässt, haben diese Felder ethnisch nichts mit den Kelten zutun, vielmehr handelt es sich um einen Terminus technicus, der im Jahr 1923 in England eingeführt wurde.
Generell dürfte von den Celtic Fields bis heute nur noch ein sehr geringer Teil überdauert haben, da ihre Spuren in vielen Regionen durch die jahrhundertlange Landnutzung verschwunden sind.
Ein im Landkreis Stade neu entdecktes Celtic Field in einem Forst bei Oldendorf soll hier kurz vorgestellt werden. Wird der heute bestehende Wald virtuell gerodet, kommen auf einer Fläche von mehr als 23 ha Relikte von Celtic Fields mit Wallbreiten von bis zu 17 m zutage, die im Westen durch mittelalterliche Wölbäcker überlagert werden und in einem Bereich bereits durch Aufforstungsmaßnahmen eingeebnet sind. Südlich der Flursysteme befinden sich mehrere Grabhügel und Wegespuren unbekannter Datierung. Das größte zusammenhängende Gebiet mit Celtic Fields wurde im Tinster Wald entdeckt und umfasst ein Areal von fast 1,5 km². Eine Publikation zu den im Landkreis Stade entdeckten Celtic Fields ist im aktuellen Heft von Archäologie in Niedersachsen erschienen. Der Beitrag kann hier abgerufen werden.
Die flächenhaften Bodendenkmale vorher nicht gekannter Größe stellen zukünftig besondere Anforderungen an die Denkmalbehörden, die für ihren Schutz und Erhalt sorgen müssen. Durch die moderne Forstwirtschaft, bei der fast nur noch große Maschinen eingesetzt werden, kommt es vielfach zu substanziellen Schäden. Die in den Wäldern vorhandenen Denkmäler müssen nun niedersachsenweit schnellstens erfasst und Strategien zu ihrem langfristigen Erhalt entwickelt werden. Darüber hinaus wäre eine interdisziplinäre Erforschung der Celtic Fields wünschenswert. Sie würde wichtige Erkenntnisse zur Entwicklung der prähistorischen Landwirtschaft und Vegetationsgeschichte liefern können.
Über die neuesten archäologischen Forschungen zu römischen Spuren an der Niederelbe wird der Kreisarchäologe Daniel Nösler am Sonntag, 20. Januar 2019, um 14:30 Uhr, im Natureum Niederelbe in Balje in einem Vortrag berichten.
Aus der Zeit vor etwa 2.000 Jahren sind erstmalig antike Schriftquellen überliefert, die uns etwas über die Lebensverhältnisse der in unserer Region lebenden Germanen vermitteln. Das Römische Reich hatte im Gallischen Krieg große Teile des heutigen Frankreichs, Belgiens und der Niederlande besetzt und ebenfalls alle Gebiete westlich des Rheins unterworfen. Außerdem sollte ebenso Germanien bis zur Elbe erobert und in das Imperium eingegliedert werden.
In der Schlacht am Teutoburger Wald wurde im Jahr 9 n. Chr. ein Heer aus mehreren Legionen unter dem Befehl des römischen Feldherren Varus durch den germanischen Heerführer Arminius vernichtend geschlagen. Danach beschränkten sich die Römer auf einzelne Angriffe in das Gebiet östlich des Rheins, teilweise schlossen sie mit den Germanen Bündnisverträge. Zu einer dauerhaften Besetzung Nordwestdeutschlands kam es nicht mehr. Von Zeit zu Zeit warben die Römer bei den germanischen Stämmen auch in unserem Raum Söldner für ihre riesige Armee an.
Neue wichtige Funde aus Freiburg, Oederquart und Assel zeigen, dass die Erträge von Ackerbau und Viehzucht für einige Bewohner in den Elbmarschen zu Wohlstand geführt haben. Dieser lässt sich unter anderem an den zahlreichen Gegenständen ablesen, die aus dem Römischen Reich stammen. So wurden beispielsweise Trinkgefäße, Wein, Schmuckstücke und Kunstobjekte eingeführt. Aber auch römisches Geld aus Kupfer, Silber und Gold gelangte in unseren Raum. Es sind Schätze mit mehreren Hundert Silbermünzen gefunden worden, so beispielweise an der Oste bei Gräpel. Nicht immer kamen diese Güter durch friedliche Geschäfte zu den einheimischen Stämmen, denn sie waren auch als Piraten gefürchtet, die mit ihren Raubzügen die römischen Küsten heimsuchten.
Der Rüstjer Forst ist mit ca. 1.200 ha Fläche das größte zusammenhängende Waldgebiet des Landkreises Stade. In der ansonsten sehr waldarmen Niederelberegion hat der Rüstjer Forst eine wichtige Funktion für die Naherholung, Jagd und Forstwirtschaft. Er ist außerdem Teil eines großen Landschaftsschutzgebietes und beherbergt besonders geschützte Moorflächen.
Noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich hier eine weitgehend baumlose Heidefläche erstreckt, in der sich nur auf den besseren Böden inselartig und vereinzelt Äcker befunden haben. Danach wurden diese Flächen fast vollständig aufgeforstet.
Der Rüstjer Forst bekam seinen Namen nach dem wohl im Dreißigjährigen Krieg untergegangenen Dorf Rüstje, das erstmalig im frühen 12. Jahrhundert als Ristede erwähnt wurde. Im Jahr 1632 wurde im Bereich des wüsten Dorfes ein schwedisches Gut eingerichtet, von dem Teile ausgegraben worden sind. Die Auswertung der Airborne Laserscandaten hat gezeigt, dass sich versteckt unter den Baumkronen die Spuren der mittelalterlichen Ackerfluren entdecken lassen.
Neben den mittelalterlichen Relikten befinden sich im Rüstjer Forst außerdem ein vorgeschichtliches Erdwerk (Siehe Beitrag vom 23.05.2018), zahlreiche bronzezeitliche Grabhügel, ein eisenzeitliches Urnengräberfeld sowie einige tief ausgefahrene Wegespuren. Die größte Überraschung war jedoch die Entdeckung sogenannter Celtic Fields. Es handelt sich dabei um großflächige prähistorische Ackerfluren, die von der jungeren Bronzezeit bis in die ältere Römische Kaiserzeit genutzt wurden. Dies bedeutet, dass sich im Bereich des heutigen Forstes auch vor mehr als 2.500 Jahren kein Wald befunden hat und die Flächen besiedelt waren.
Anlässlich des Neujahrsempfangs am 13. Januar 2019, ab 11:00 Uhr, im Helmster Dörpshus, wird der Stader Kreisarchäologe Daniel Nösler über die jüngsten und spannenden archäologischen Entdeckungen im Rüstjer Forst berichten.
Am Klaren Streck direkt an einem Fernhandelsweg (der heutigen der Harsefelder Strasse) plant die IDB Stade ein neues Wohngebiet. Im Vorfeld dieser Baumaßnahmen führte die Stadtarchäologie Stade im Sommer Sondierungsschnitte durch die bereits hochinteressante archäologische Befunde zeigten.
Seit August 2018 ist dort ein vier bis sechs-köpfiges Team der Stadtarchäologie Stade und ehrenamtlichen Helfern der AG Archäologie unter der Leitung von Andrea Finck tätig.
„Es handelt sich um ein wichtiges Stück Kultur aus unserer Region. Insbesondere aufgrund der interessanten Funde unterstützen wir die Ausgrabungen sehr gerne. Wir pflegen eine gute Zusammenarbeit mit der Archäologie der Hansestadt Stade“, bestätigt Jens Romahn, Mitarbeiter des Erschließungsträgers, der Sparkassentochter IDB mbH & Co. Stade-Altes Land KG.
Seit einigen Jahren erkundet die Stadtarchäologie das Umfeld des direkt an der Schwinge gelegenen gelegenen frühmittelalterlichen Burgwalls „Schwedenschanze“. Bereits 2011 und 2012 wurde bei Bauarbeiten in der „Heidesiedlung“ ein zur Burg passendes Gräberfeld ausgegraben. 2016 konnte direkt an der Schwedenschanze eine Vorburgsiedlung bei Neubauarbeiten mit zwei Grubenhäusern – eingetieften Webhäusern- ausgegraben werden.
Die jetzt am Klaren Streck gefundene Siedlung passt genau in dieses Bild und untermauert die wichtige Funktion der Schwedenschanze. Auf der bisherigen Grabungsfläche von knapp 7000m² wurden ein Pfostenbau und ein Grubenhaus ausgegraben.
Frühmittelalterliche Pfostenbauten sind in unserer Region bislang selten, das jetzt dokumentierte Haus ist 20 Meter lang und 6 Meter breit. Es war leicht apsidenförmig, einschiffig und mit mächtigen Pfosten erbaut. In ihrem Typus sind sie die Vorgänger der heutigen Niedersachsenhäuser. Der Hausgrundriss wird in Oldenburg mittels Phosphatuntersuchungen auf eine funktionale Trennung der Gebäudeteile untersucht, spannend ist die Frage nach der Größe der Wohn- und Stallbereiche.
In den Befunden wurde frühmittelalterliche Keramik geborgen, die sowohl in der Herstellungsart, als auch in der Datierung zu den in der „Schwedenschanze“ ergrabenen Gefäßfragmenten passt. Bei einem sehr ungewöhnlichen Keramikfundstücke handelt es sich um ein Produkt der Mayener Töpfereien. Das Gefäß wurde zwischen 710 und 790 in Mayen (Rheinland-Pfalz) hergestellt, bereits ab dem 3. Jahrhundert produzierten römische Töpferbetriebe Mayener Ware. Die hier hergestellten Keramikprodukte prägten in Spätantike und Frühmittelalter den Handel und gelangten zeitweise bis nach Skandinavien, in die Alpenregion, bis nach Ostfrankreich und an die Elbe bzw. die Ostsee. Bislang wurden diese Funde aber nur in wenigen Ausnahmenfällen in Norddeutschland geborgen und sind daher ein wichtiger Nachweis für den Handel im frühen Mittelalter.
Die Grabungen werden noch etwa bis Oktober 2018 dauern und die Stadtarchäologie kann wieder ein weiteres Puzzlestück bei der Erforschung und Funktion der ältesten frühmittelalterlichen Burg zwischen Rhein und Elbe – der Schwedenschanze – zusammensetzen.
Hunderte Kilometer Deiche schützen heute die fruchtbaren Flussmarschen von Elbe und Oste verlässlich vor den immer wiederkehrenden Sturmfluten. Der aufmerksame Besucher wird im Alten Land, in Kehdingen und in der Ostemarsch jedoch eine Vielzahl von Stillgewässern entdecken: Mal klein und kreisrund oder auch von beeindruckender Größe. Sie zeugen vom ewigen Ringen des Menschen gegen die Gewalt der Wassermassen – und von seinem Scheitern in historischer Zeit. Es handelt sich um sogenannte Bracks oder Kolke, die durch die enorme Kraft des bei schweren Sturmfluten durch den Deich brechenden Wassers entstanden sind.
Auch wenn die Grundfläche der Bracks vielfach relativ klein ist, erreichen sie beachtliche Tiefen von bis zu 26 Metern und nicht zuletzt dadurch haben sich viele dieser Sturmflutzeugen bis heute erhalten. Diese Kolke sind vielfach als Kulturdenkmale und Naturschutzgebiete geschützt, da sie zum einen interessante Relikte der Deich- und Sturmflutgeschichte darstellen und zum anderen sich zu wertvollen Biotopen entwickelt haben.
In Krummendeich führten Sturmfluten zur Entstehung eines Zwillingsbracks. Die Weihnachtsflut des Jahres 1717 ließ den Deich brechen und zurück blieb das westlich gelegene Brack. Während der schweren Februarflut von 1825 sollte sich diese Katastrophe in einem größeren Ausmaß wiederholen. Die Folge waren ein weiterer Bruch und ein noch größeres, sehr tiefes Brack, in dem zwei Bauernhöfe versanken.
Heute, fast 200 Jahre später, lädt das Gewässer zur Abkühlung und Erholung ein. Ein Förderverein betreibt hier ein idyllisches Naturfreibad, welches von Mai bis August geöffnet hat. Nähere Informationen finden Sie hier.
An einem Moor im Rüstjer Forst waren dem Grabungstechniker Dietrich Alsdorf vor einigen Jahren rätselhafte Strukturen aufgefallen. Unweit eines prähistorischen Grabhügels hatte er zwei parallele Wälle mit Gräben entdeckt, die teilweise vom Moor überwachsen sind. Die stark verschliffene Struktur verläuft hier bogenförmig durch einen lichten Kiefernwald.
Der Rüstjer Forst ist ein sehr junger Wald. Er ist erst vor rund 150 Jahren entstanden, als das hier befindliche große Heidegebiet und die wüsten Altäcker des untergegangenen Dorfes Rüstje planmäßig aufgeforstet wurden. Die partielle Überdeckung des Erdwerkes mit Torfen lässt ein prähistorisches Alter vermuten, auch finden sich auf historischen Karten keinerlei Hinweise auf eine hier verzeichnete Struktur.
Um den Befund im dichten Unterholz vollständig erfassen zu können, wurde zunächst das aus den LIDAR-Daten erzeugte Geländemodell untersucht. Diese durch flugzeuggestützte Lasermessungen gewonnenen Höhendaten erlauben einen detaillierten Blick durch die Vegetation. Tatsächlich lässt sich auf dem Geländemodell verschwommen eine weitere bodenförmige Struktur erkennen, sodass hier wohl ein annähernd kreisförmiges Erdwerk vermuten lassen.
Im Rahmen eines Praktikums wurde die Anlage unter der Leitung von Maren Lindstedt durch Studenten der HafenCity Universität Hamburg mit einem terrestrischen Laserscanner vermessen. Diese Methode erlaubt einen noch genaueren Blick auf die rätselhaften Strukturen, die im Wald und unter Moor verborgen sind. Die Messungen werden derzeit ausgewertet und liefern hoffentlich neue Erkenntnisse zur Größe und Gestalt des Erdwerkes.
In der Bronzezeit (vor ca. 3.000–3.500 Jahren) wurden die Verstorbenen in weiten Teilen Europas in Grabhügeln bestattet. In Norddeutschland beerdigte man die Toten meist in Baumsärgen, die in Steinpackungen gebettet waren. Für das Jenseits wurden den Toten manchmal sehr wertvolle Gegenstände wie Schmuck oder Waffen beigegeben.
Darüber wurde dann ein Hügel aus Plaggen oder Sand errichtet, der von einem Steinkranz umgeben war. Die Aufschüttungen konnten mehrere Meter Höhe und einen Durchmesser von mehr als 40 m erreichen. Von den ehemals Tausenden Grabhügeln, die sich im Landkreis Stade befunden haben, sind durch Kultivierungsmaßnahmen, Bauvorhaben und Grabraub nur noch wenige intakte Exemplare erhalten.
An einem Waldgebiet östlich von Estorf befinden sich in Wiesengelände noch fünf gut erhaltene Grabhügel, die wohl ehemals an einem prähistorischen Weg gelegen haben. Zu ihrem dauerhaften Schutz hat der Landkreis Stade die Fläche mit den hier befindlichen Denkmalen im Jahr 1930 erworben. Zur Information der Besucher und Wanderer ist die Grabhügelgruppe nun mit einer Erläuterungstafel versehen worden.
Auf Geheiß des Bremer Erzbischofs Gerhard II. wurde um das Jahr 1255 in einem Winkel (Horn) der Aue die Horneburg errichtet. Zu den Burgmannsfamilien gehörten auch die der Schulte von der Lühe, die zu einem unbekannten Zeitpunkt auf einer runden Sandinsel nahe der Auefurt eine Kapelle stifteten, die der Heiligen Gertrud, der Schutzpatronin der Reisenden und Seefahrer, geweiht war. Hintergrund der Stiftung war vermutlich die wachsende Bedeutung Horneburgs im Spätmittelalter in Bezug auf Handel und Schifffahrt.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Horneburg im Jahr 1632 von Tillys Truppen erobert und niedergebrannt, Burg und Hauptkirche zerstört. Auch die Gertrudenkapelle sank in Trümmer und wurde nicht wieder aufgebaut. Der Platz allerdings wurde als Gemeindefriedhof mit Grabgewölbe einer im Ort ansässigen Adelsfamilie weiter genutzt. Die fast kreisrunde Wurt mit einem umlaufenden, heute verfüllten Graben bot darüber hinaus reichlich Raum für weitere Spekulationen. Heimatforscher vermuteten beispielsweise eine mögliche Vornutzung in Form eines Ringwalles.
Als die Gemeinde Horneburg im Jahre 1988 eine Umgestaltung des inzwischen verwilderten „Alten Friedhofs“ ins Auge fasste, gelang es – bis dahin erstmalig im Kreisgebiet – einen für Bestattungen geschlossenen historischen Friedhof vor der Totalräumung zu bewahren und schützen. Zur Klärung der Platzgeschichte wurden dann Bohrungen und kleine Sondagen durchgeführt.
Die Bohrungen ergaben Einblicke in den Aufbau der Kapellenwurt und führten auch zur Entdeckung des Kapellenfundamentes. Anschließende Grabungen wiesen die Gründung eines Ost-West ausgerichteten Backsteingebäudes von 17 x 6 Meter Größe mit einer halbrunden Apsis nach. Nach Räumung der der Kapellentrümmer hatte man die Wurt gleichmäßig um 1,50 Meter mit leichtem Sandboden aufgehöht und der Platz in Begräbnisplätze unterteilt. Eine Maßnahme, die einerseits das Anlegen der Grabgruben erleichtern sollte und anderseits dazu diente, die Verstorbenen aus dem hohen Grundwasserspiegel der Flussniederung zu bekommen.
Nach Abschluss der Untersuchungen wurde der rekonstruierte Grundriss der Gertrudenkapelle mittels großer Feldsteine markiert. Nach den gefundenen Ziegelresten dürfte der schlichte, einschiffige Bau am Ende des Mittelalters entstanden sein. Eine Vornutzung durch einen vermuteten Ringwall konnte infolge der begrenzten Eingriffe nicht nachgewiesen werden, ist aber wahrscheinlich.
Die im 3./4. Jahrhundert in den antiken Quellen auftauchenden Sachsen haben nichts mit dem heutigen gleichnamigen Bundesland zu tun, ihr Ursprung liegt vielmehr im nördlichen Niedersachsen und im westlichen Schleswig-Holstein. Zur Geschichte und Kultur dieses Stammes liefern die historischen Aufzeichnungen nur sehr spärliche Erkenntnisse. Die Sachsen waren für das Römische Imperium offenbar eine ständige Bedrohung: Sie operierten häufig als Seeräuber auf der Nordsee und suchten mit Plünderungszügen die Küsten Galliens und Britanniens heim. Daneben verdingten sie sich in der Spätantike in größerer Zahl als Söldner im römischen Militär.
In den letzten Jahrzehnten wurden insbesondere im Elbe-Weser-Gebiet zahlreiche Ausgrabungen durchgeführt, die entscheidende Hinweise zur Lebens- und Wirtschaftsweise sowie zur Sozialstruktur und Alltagskultur der Sachsen erbracht haben. Im Landkreis Stade sind die Forschungen auf einem der größten sächsischen Bestattungsplätze in Issendorf sowie das Gräberfeld Immenbeck hervorzuheben. In Issendorf wurden mehr als 6.000 Verstorbene beigesetzt, denen teilweise sehr wertvolle Objekte beigegeben wurden. Bemerkenswert sind hier neben den Waffen, Perlen und Schmuckstücken aus Edelmetall besonders die importierten Glasgefäße. Zu den Siedlungen wurde speziell in der Elbmarsch intensiv geforscht.
Während der Völkerwanderungszeit nutzten die Sachsen, die als Söldner oder Piraten die reichen römischen Provinzen kennen gelernt hatten, nun geschickt die Schwäche des Römischen Reiches aus. Als im Jahr 410 die meisten römischen Truppen die britische Insel verlassen hatten, kam es zu einem stetig wachsenden Zuzug von Sachsen. Sie eroberten insbesondere den Südteil des heutigen England. Dort wurden sächsische Königreiche gegründet, die Essex = Ostsachsen, Wessex = Westsachsen oder Sussex = Südsachsen genannt wurden. Auch die archäologischen Funde und Ortsnamen bezeugen die engen Verbindungen zwischen dem Elbe-Weser-Gebiet und England. Außerdem bestehen sehr große Übereinstimmungen im Erbgut der Menschen aus Ostengland und dem nördlichen Niedersachsen.
Der Kreisarchäologe Daniel Nösler wird über diese frühe Geschichte der Sachsen im Rahmen der Stammtischvorträge des Stader Geschichts- und Heimatvereins berichten. Der Vortrag findet am 4.01.2018, 17:00 Uhr, im Stader Inselrestaurant statt. Der Eintritt ist frei.
Im Oktober 2017 haben Archäologen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel unter der Leitung von Janna Kordowski eine weitere Grabungskampagne am historischen Krugstandort an der Oste durchgeführt. Die im Jahr 2015 erfolgte erste Ausgrabung hatte bereits wertvolle Einblicke in die Kulturgeschichte dieser wichtigen Anlaufstation für Schiffer und Reisende erbracht (Siehe den entsprechenden Blogbeitrag weiter unten). Die aktuellen Untersuchungen sollten die genaue Lage des Gebäudes und den Aufbau des unmittelbar angrenzenden Deiches klären helfen.
Die Grabungen erbrachten interessante Einblicke in den Aufbau der Wurt, die in den letzten Jahrhunderten trotz des bestehenden Deiches immer wieder erhöht worden ist. Daneben wurde ein mit Ziegelsteinen gepflasterter Weg entdeckt, der möglicherweise über den Deich zur nahen Anlegestelle führte.
Wie schon 2015 wurden wiederum zahlreiche Funde, wie Koch- und Trinkgefäße aus Keramik, gemacht, die den Alltag in einem Rasthaus illustrieren. Die Forschungen sollen in den kommenden Jahren als Promotionsprojekt an der Universität Kiel fortgesetzt werden. Auch aus denkmalpflegerischen Gründen ist die archäologische Dokumentation des Platzes geboten, denn der Wellenschlag der unmittelbar angrenzenden Pütte führt zu einer ständig fortschreitenden Erosion des Bodendenkmals.
Ab dem nächsten Jahr wird Horneburg um ein 22,5 ha großes Neubaugebiet "Blumenthal" weiter wachsen. Die Erschließung und Vermarktung wird durch die Kreissparkasse Stade übernommen. Da im Bereich des geplanten Vorhabens zwei Bodendenkmale vorhanden sind, führte die Kreisarchäologie im April 2017 umfangreiche Sondagen durch, um die Ausdehnung und Erhaltung der archäologischen Relikte zu klären. Daneben wurden die Flächen durch unseren ehrenamtlichen Mitarbeiter Torben Schuback intensiv mit dem Metalldetektor begangen. Er fand dabei ein Grifffragment eines älterbronzezeitlichen Bronzeschwertes, ein großes Papstsiegel, zahllose Münzen, mittelalterliche Siegelstempel und vieles mehr.
Als Ergebnis wurden in fünf Bereichen auf fast 2 ha Größe Befunde festgestellt, die von Juni bis November 2017 durch ein Team der Grabungsfirma ArchaeoFirm ausgegraben wurden. Als Ergebnis besonders hervorzuheben sind die Überreste von mindestens zwei Megalithgräbern. Die Grabmonumente haben sich auf der höchsten Erhebung mit Blick auf das Elbe- und Auetal befunden und waren von zahllosen Feuerstellen flankiert, die auf einen bronzezeitlichen Kultplatz hindeuten dürften.
Etwa 2.100 - 2.500 Jahre alt sind die Spuren eines eisenzeitlichen Dorfes, von dem gut erhaltene Hausgrundrisse, Herdstellen, Gruben, Reste von Öfen und Pfostengruben dokumentiert wurden. Gefunden wurden große Mengen an Keramik sowie Feuersteingeräte, Mahlsteine, Spinnwirtel, botanische Reste und ein Keramikstempel.
Am 29.11.2017, 19:00 Uhr, wird Kreisarchäologe Daniel Nösler auf der Sitzung des Kulturausschusses des Flecken Horneburg in einem Vortrag die ersten Ergebnisse vorstellen. Die Sitzung ist öffentlich.
Vor 300 Jahren wurde die gesamte südliche Nordseeküste von Dänemark bis zu den Niederlanden von einer der verheerendsten Sturmfluten der letzten Jahrhunderte heimgesucht. In der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember 1717 führte ein Orkan zu Rekordwasserständen, denen die damaligen Deiche kaum gewachsen waren. Der Scheitelpunkt des Hochwassers lag in der Nacht, sodass viele Bewohner im Schlaf überrascht wurden und den eisigen Wassermassen nicht entkommen konnten. Im Landkreis Stade war insbesondere das Land Kehdingen schwer von der Katastrophe betroffen. Hier waren die Deiche auf breiter Front gebrochen und dadurch hatte sich das dahinter liegende Land in eine Wasserwüste verwandelt, die durch den kurze Zeit später einsetzenden Frost zur Eiswüste wurde.
Noch heute zeugen zahlreiche Bracks, die an Deichbruchstellen durch die Wucht des Wassers bis zu 20 m tief ausgespült wurden, von der Katastrophe. Insbesondere die heute noch vorhandene "Große Bracke" bei Wischhafen verdeutlicht die Auswirkungen der Weihnachtsflut. Der Einbruch des Wassers erfolgte hier so massiv, dass mehrere Dörfer komplett verschwanden und der Deichbruch erst nach 25 Jahren unter größten Anstrengungen geschlossen werden konnte.
Zum Gedenken an die 300 Jahre zurückliegende Weihnachtsflut veranstaltet der Historische Kornspeicher Freiburg am 26.11.2017 einen Thementag "300 Jahre Weihnachtsflut 1717". Der Kreisarchäologe Daniel Nösler wird dort zu den Bracks in Kehdingen und im Alten Land sprechen.
Die Entdeckung des langobardischen Fürstengrabs bei Apensen im Jahr 1927 war eine Sensation. Es ist ein durch Zufall entdecktes Brandgrab, das so reich mit Silber- und Bronzebeigaben ausgestattet war, dass es gleich in die erste Liga der Beisetzungen aus den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus aufstieg. Vergleichbare Fürstengräber sind vereinzelt weiter elbeaufwärts, in Mecklenburg bis Pommern, Sachsen-Anhalt und entlang der jütländischen Ostküste verbreitet, wo sie als herausragende Bestattungen einer kriegerischen Elite gelten.
Neuere Ausgrabungen zeigen, dass das Fürstengrab inmitten eines großen langobardischen Bestattungsbezirks mit Hunderten von Urnen und zahlreichen römischen Metallgefäßen lag, an dem ebenso kultische Handlungen durchgeführt wurden. Seit einigen Jahren wird durch die Stader Kreisarchäologie das Umfeld des Fürstengrabes mit seinen Siedlungen und weiteren Gräberfeldern intensiv untersucht. Die spannenden Ergebnisse dieser Forschungen zur Geschichte der Langobarden werden in dem Vortrag vorgestellt.
Der Vortrag findet im Kulturforum am Hafen, Hafenbrücke 1, statt und beginnt am Sonntag, 5. November, um 17 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt 5 Euro.
Merkwürdigkeiten erregen Aufmerksamkeit. So auch ein Bronzeobjekt, das während einer Grabung in der Kirchenstraße im nassmoorigen Untergrund in der Altstadt von Buxtehude gefunden wurde.
Der an einer Seite spitz zulaufende und an der anderen Seite gerade abschließende, schiffförmige Metallkörper besteht aus etwa 0,5 bis 0,8 mm dünner Bronze, misst 6,4 cm in der Länge, wird am Ende 2,6 cm breit und ist 0,8 cm hoch. Er ist massiv gegossen und sonst unverziert. Das Stück ist innen hohl und hat am breiten, gerade abschließenden Ende eine bewegliche, seitlich zu öffnende Klappe. Sie wird gehalten durch Scharnierstifte zwischen Ober- und Unterseite, ist also ähnlich einer seitlich angeschlagenen Tür zu öffnen. Geschlossen gehalten wird sie durch eine Nase und eine Rast auf der gegenüberliegenden Seite.
Nahe der Spitze steckt in der Oberseite ein Stift mit einem runden schildartigen oberen Abschluss und einer Lochung in seiner Mitte. Das Schild steht (jetzt?) leicht schräg zur Längsrichtung. Eine Verdickung am Stiftfuß verhindert, dass der Stift weiter in den Bronzekörper hineinrutschen kann. Ein weiteres Loch befindet sich kurz vor dem hinteren Ende, möglicherweise hat hier ein weiterer Stift gesessen.
Aufgrund der stratigraphischen Fundlage und der umgebenden Keramik datiert es in die Zeit kurz vor bzw. um 1500. Zwar erinnert die Form an ein Bügeleisen, doch die Kleinheit schließt diese Funktion eher aus, zumal diese Form im Datierungszeitraum nicht üblich war. Eine Idee, was es gewesen sein könnte oder wozu es gebraucht wurde, gibt es derzeit nicht.
Anregungen und Hinweise werden gern entgegengenommen: b.habermann@stadt.buxtehude.de.In zwei Publikationen zur niedersächsischen Archäologie sind wiederum zahlreiche Beiträge zur Archäologie des Landkreises Stade erschienen.
Im Heft 20 von Archäologie in Niedersachsen mit dem Schwerpunktthema "Methoden des Suchens und Findens" sind folgende Artikel enthalten:
Dietrich Alsdorf, "Vermittels eines Sucheisens sehr wohl zu finden". Frühe Grabungsmethoden auf der Stader Geest des 18. Jahrhunderts.
Andrea Finck und Andreas Schäfer, Eisenzeitliche Urnen im Neubaugebiet "Heidesiedlung" in Stade-Riensförde.
Donat Wehner, Schenke im Schlick. Die Ausgrabungen an der Krughörne bei Blumenthal im Landkreis Stade.
A. Hüser, St. Wolters, I. Laroque-Tobler, S. Mahlstedt und D. Enters, Von Sedimenten, Zuckmühlen, Pollen und kleinen Steinen. Suchen und Finden des Mesolithikums an Pingo-Ruinen.
Dietrich Alsdorf, Verdrängtes Grauen - Stades letzte Richtstätte.
Die wichtigsten niedersächsischen Ausgrabungen und Funde werden regelmäßig in der Fundchronik im Beiheft der Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte publiziert. Die Kreisarchäologie hat für das Jahr 2015 46 interessante Beiträge von A wie Apensen bis O wie Oldendorf beigesteuert. Sie umfassen zeitlich den Rahmen von der Altsteinzeit bis zur Gegenwart.
Vor mehr als 1.500 Jahren gab es sehr enge Kontakte zwischen dem Römischen Reich und den an der Niederelbe siedelnden Germanen. Archäologische Befunde belegen für Kehdingen eine rege Handelstätigkeit mit dem Imperium, aber auch die Anwesenheit von Veteranen, die nach ihrem Dienst im römischen Heer wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Exklusive Luxusgüter zeigen außerdem die Anwesenheit einer hier lebenden sächsischen Elite.
In dem Vortrag wird ebenso auf die Lebensverhältnisse der damaligen bäuerlichen Bevölkerung eingegangen. Wie konnten die Marschenbewohner ohne den Schutz der Deich überleben?
Auch im Frühmittelalter zeigen die archäologischen Objekte weitreichende Handelsbeziehungen und zeugen von der fortwährenden Bedeutung Nordkehdingens. Anhand der bisherigen Untersuchungen kann davon ausgegangen werden, dass bei Freiburg für etwa 1.000 Jahre ein wichtiger Hafenort und Handelsplatz existiert hat, dessen bedeutende Funde an der Unterelbe bislang ohne Vergleich sind. Im frühen 11. Jahrhundert verlor der Ort jedoch seine Bedeutung. Die Ursachen hierfür sind noch nicht abschließend geklärt.
Die nunmehr drei Jahre andauernden intensiven Forschungen zur Archäologie in Nordkehdingen werden umfassend präsentiert und beleuchten eindrucksvoll die kaum erforschte Frühgeschichte dieser interessanten Region.
Der Vortrag findet am 12.04.2017 um 19:30 Uhr im Historischen Kornspeicher Freiburg statt.
Dass sächsische Siedler aus dem Elb-Weser-Dreieck im 5. Jh. einen maßgeblichen Anteil an der Besiedlung Ostenglands hatten, ist lange bekannt. Dies wird insbesondere durch archäologische Objekte wie Keramik und Fibeln belegt, von denen in beiden Gebieten identische Stücke gefunden wurden. Zu den kunsthandwerklich herausragenden Schmuckstücken dieser Zeit, die in England und in Nordniedersachsen vorkommen, zählen die Gleicharmigen Kerbschnittfibeln der Völkerwanderungszeit.
Torben Schuback fand während planmäßiger Begehungen bei Goldbeck drei Fragmente dieser Fibeln vom Typ Dösemoor. Die Fundstelle liegt direkt an einem heute verlandeten Kleingewässer, an dem sich bis vor einigen Jahrzehnten ein markanter Grabhügel befunden hat. Die aus vergoldetem Silber gefertigten Stücke sind sehr gut erhalten, datieren in die 2. Hälfte des 5. Jh. und zeigen die typischen Kerbschnittverzierungen sowie das Motiv „des rückblickenden Tieres“. Diese Dekore haben ihre Vorbilder in den Verzierungen spätrömischer Kerbschnittgarnituren, sodass vermutetet wird, dass die Fibeln möglicherweise im sächsischen Gebiet durch römische Handwerker hergestellt worden sind. Gewandspangen dieser Güte werden nur äußerst selten gefunden und deren Trägerinnen dürften zur sächsischen Oberschicht gehört haben.
Bei den Prospektionen wurden neben wenigen anderen Objekten außerdem eine völkerwanderungszeitliche Fibel, zwei frühmittelalterliche Scheibenfibeln und Keramikscherben geborgen. Scheinbar hat hier eine frühgeschichtliche Siedlung oder ein Gräberfeld bestanden. Allerdings könnte die Fundstelle an dem Teich auch auf eine gezielte Niederlegung hindeuten. Der eponyme Fund wurde beispielsweise intentionell im „Dösemoor“, einem ausgedehnten Hochmoor, deponiert.
Im Jahr 2017 jähren sich zwei der schwersten Hochwasserkatastrophen, die das Alte Land je erlebt hat. 55 Jahre nach der verheerenden Flut von 1962 und 300 Jahre nach der dramatischen Weihnachtsflut von 1717 wird in der Ausstellung „Stummen Zeugen großer Katastrophen – Die Bracks im Alten Land und Buxtehude“ an die zerstörerische Kraft der Sturmfluten erinnert.
Die Bracks zeugen vom ewigen Ringen des Menschen gegen die Gewalt der Wassermassen – und von seinem Scheitern in historischer Zeit. Es handelt sich um Auskolkungen, die durch die enorme Kraft des durch den Deich brechenden Wassers entstanden sind. In den vergangenen Jahrhunderten waren die Schutzwälle aufgrund ihrer Konstruktion und nicht immer ausreichenden Unterhaltung bei starken Sturmfluten sehr anfällig und brachen dementsprechend häufig. Wenn das Wasser zurückgegangen war und die Deiche meist notdürftig Instand gesetzt waren, blieben neben den vernichteten Existenzen die grundlosen Bracks zurück.
Diese Kolke sind heute vielfach als Kulturdenkmale und Naturschutzgebiete geschützt, da sie zum einen interessante Relikte der Deich- und Sturmflutgeschichte darstellen und zum anderen sich zu wertvollen Biotopen entwickelt haben. Im Landkreis Stade hatte bereits Hans Peter Siemens, der damalige Pfleger für Naturdenkmäler des Kreises Jork, das ökologische Potential der Bracks erkannt und im Jahr 1932 alle Altländer Relikte in seinem Manuskript "Die Deichkolke des Kreises Jork als Naturdenkmäler" vereinigt und beschrieben. Siemens hatte zum ersten Mal in Deutschland überhaupt in einer Landschaft alle Bracks systematisch erfasst und historisch erforscht.
Der Verein zur Förderung und Erhaltung Altländer Kultur hat in Zusammenarbeit mit der Jorker Archivarin Susanne Höft-Schorpp und dem Kreisarchäologen Daniel Nösler das Werk überarbeitet, neue Fotos erstellt und Bracks ergänzt, die nach 1932 entstanden waren. Sie haben nicht nur das Buch herausgegeben, sondern aus dem Material auch eine Ausstellung entwickelt, die die heute noch in der Landschaft vorhandenen Bracks und ihre Geschichte zeigt.
Die Ausstellung ist ab dem 1. April 2017 im Museum Altes Land zu sehen. Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag von 11:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet.
Das Buch ist für den Preis von 15 € ab dem 1. April 2017 zu erwerben:
im Altländer Archiv, Westerladekop 4, Jork
im Museum Altes Land, Westerjork 49, Jork
in der Drogerie Hubert, Jork und
in der Tourismuszentrale, Westerjork 10
Bereits vor über 135 Jahren wurde im damals ländlichen Harsefeld an Limonaden und Mineralwässern experimentiert. In einer Zeit, in der die Bürger vornehmlich das muffige, nach Eisen schmeckende Brunnenwasser konsumierten, schlugen die auf Flaschen gezogenen Erfrischungsgetränke ein wie eine Bombe. Damals begann eine rasante Entwicklung, die bis im Grunde heute anhält: Mineralwässer und Fruchtlimonaden gibt es in jedem Haushalt. Damals wie heute schleppen die Menschen Getränkekisten und geben ihre Pfandflaschen wie selbstverständlich zurück. Eine Entdeckung im Harsefelder Neubaugebiet „Neuenteicher Weg“ gewährte kürzlich ungewöhnliche Einblicke in eine ländliche Mineralwasserfabrikation.
Nils Bludau, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Archäologischen Denkmalpflege, kontrollierte im Neubaugebiet Aushub und abgeschobene Flächen nach möglichen Funden. Dort machte er eine zunächst banal klingende Entdeckung: Eine alte Müllkippe – mitten auf der Trasse für den Lärmschutzwall. Das Besondere aber – sie bestand dem Augenschein nach nur aus Flaschenbruch. Scherben der einst in Harsefeld ansässigen Mineralwasser-Anstalt „Schröders Erben“, wie an der Prägung zu lesen war.
So zahlreich der gläserne Nachlass, so gering ist bisher die schriftliche Überlieferung. Klar scheint, dass der junge wie geschäftstüchtige Apotheker Johannes Schröder die Idee einer Mineralwasserfabrikation um 1871 in den Ort trug. Was mochte hinter dieser „Beerdigung“ stecken? Als Firmengründer Johannes Schröder 1892 mit nur 46 Jahren starb, führten seine Witwe Catharina und seine beiden Schwestern Adelheid und Elise das Unternehmen als „Schröders Erben“ fort. Das Wasser für ihre Produkte wurde aus einem vor dem Haus befindlichen tiefen Brunnen gepumpt. In den nahen Kellerräumen wurde das Wasser destilliert, mit Kohlensäure sowie zusätzlichen Mineralien und Substanzen veredelt und abgefüllt.
Verkauft wurden die Wässer in Pfandflaschen – damals Patenflaschen genannt, deren Anschaffung einen beträchtlichen Teil des Betriebskapitals verschlang. Und hier lag ein großes Problem: Der Konsument fand die Flaschen mit ihren Klappverschlüssen so praktisch, dass nicht selten keine Rückführung erfolgte. Als Saftbehälter fanden sich bald große Mengen des Flaschenumlaufs in privaten Haushalten. Ein Ärgernis, dem auch nicht mit Prägungen wie „unverkäuflich“ oder „vor Fremdbefüllung wird gewarnt“ beizukommen war.
Der zertifizierte Sondengänger Torben Schuback staunte nicht schlecht, als er an einem Radweg bei Horneburg einen australischen Uniformknopf aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckte. In der Mitte des verbeulten Fundstücks prangt der australische Kontinent unter der britischen Krone, umrandet von dem Schriftzug „Australian Military Forces“. Schuback hatte einen australischen Uniformknopf gefunden.
Wie aber kam das Stück hierher? Australische Truppen hatten im Zweiten Weltkrieg nicht auf deutschem Boden gekämpft. Entsprechend konnte es auch keine Kriegsgefangenen gegeben haben, die bei den Horneburger Bauern Zwangsdienste leisteten. Und nach dem Krieg kontrollierten die Briten die Nordwestzone ohne jegliche Beteiligung von Australiern. Wem also mochte der Knopf von der Uniform gefallen sein? Dietrich Alsdorf von der Stader Kreisarchäologie erinnerte sich sofort an eine Geschichte, die er schon vor 20 Jahren von dem Horneburger Zeitzeugen Helmut Schering gehört hatte. Kurz nach dem Krieg herrschte für einige Wochen große Aufregung in der Umgebung, als britische Filmteams die Dörfer belagerten. Sie drehten das Kriegsepos „Das gefangene Herz”. „The Captive Heart” lautete der Originaltitel des Films, der schon 1946 mit großem Erfolg in den englischen und auch deutschen Kinos gezeigt werden sollte.
Die meisten Szenen wurden in einem ehemaligen deutschen Kriegsgefangenenlager in Westertimke und Umgebung gedreht – Orte, an denen nur Monate zuvor tatsächlich noch Briten interniert waren. Für andere Szenen aber, darunter die lange Anfangssequenz des Films, dienten die Felder um Horneburg als Kulisse. Helmut Schering war als 15-jähriger Schüler bei den Dreharbeiten dabei gewesen.
Im Film schleppt sich eine lange Kolonne britischer Kriegsgefangener auf dem Weg dem Lager entgegen, an der Uniformknopf gefunden wurde. Kurz nach dem Krieg musste während der Dreharbeiten vieles improvisiert werden. Die Hauptrollen des Films wurden zwar von professionellen Schauspielern besetzt, bei den meisten Statisten aber handelte es sich um britische Soldaten, die als Kostüme einfach alte, verschlissene Uniformen aus den Beständen überzogen. Darunter offenbar auch eine, die den Weg von Australien nach Deutschland gefunden hatte – mit einem losen Knopf an der Jacke. Auch einige Horneburger wurden als Komparsen verpflichtet. So ist auf dem Gefangenenzug das Pferdegespann eines Bauern zu sehen, beladen mit “verwundeten” Dorfbewohnern.
Eine erneute Suche brachte weitere Requisitenteile ans Licht. Schuback und Alsdorf fanden einen weiteren Knopf von einer britischen Uniform sowie ein Mützenabzeichen der „Queen’s Own Cameron Highlanders“, einer schottischen Einheit.
Im alten Ortskern von Himmelpforten befand sich bis in das Jahr 1647 das Zisterzienserrinnenkloster Porta Coeli. Es war um 1250 zunächst in Rahden bei Lamstedt, Lkr. Cuxhaven, gegründet worden und wurde dann um 1255 aus politischen Gründen in das Dorf Eulsete verlegt. Die villa Eulsete wurde später nach dem Kloster in Himmelpforten umbenannt.
Von der Abtei kündet heute nur noch die umgestaltete und verkleinerte St. Marienkirche, denn nach den verheerenden Zerstörungen des 30jährigen Krieges und des Nordischen Krieges wurden die Ruinen gänzlich abgetragen. Über das Aussehen des Klosters ist daher nichts bekannt.
Derzeit ist im Bereich des ehemaligen Klosters die Errichtung eines Einkaufszentrums geplant. Obwohl bereits große Flächen modern überbaut sind, existieren noch einige Areale, in deren Untergrund sich Überreste der Abtei erhalten haben könnten.
Die Berliner Firma easternatlas hat kürzlich im Auftrag der Kreisarchäologie Stade einige betroffene Flächen mit einem Georadar untersucht. Mit dieser Methode ist es möglich, im Boden verborgene Relikte wie Fundamente, Keller, Gräber, Brunnen usw. sichtbar zu machen. Wir erhoffen uns dadurch erste Einblicke in die Struktur des Klosters und zur Lage weiterer historischer Gebäude. Nach Auswertung der Messungen wird es möglich sein, die im Vorfeld der Baumaßnahmen notwendigen Rettungsgrabungen detaillierter planen zu können.
Mit einem Paukenschlag trat 1927 das auch überregional bekannte langobardische „Fürstengrab“ bei Apensen in die Öffentlichkeit. Willi Wegewitz publizierte ein durch Zufall entdecktes Brandgrab, das so reich mit Silber- und Bronzebeigaben ausgestattet war, dass es gleich in die erste Liga der Beisetzungen aus den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus aufstieg. Vergleichbare so genannte Fürstengräber sind vereinzelt weiter elbeaufwärts, in Mecklenburg bis Pommern, Sachsen-Anhalt und entlang der jütländischen Ostküste verbreitet, wo sie als herausragende Bestattungen einer kriegerischen Elite gelten.
Fast ein halbes Jahrhundert blieb dieses Ensemble ein Einzelfund, bis im Jahr 1971 Dietrich Alsdorf weitere als Urnen verwendete römische Bronzegefäße entdeckte. Daraufhin wurde dieser Platz in mehreren Ausgrabungskampagnen näher untersucht. Die größten Ausgrabungen führte die Stader Kreisarchäologie in den Jahren 2008-2009 durch. Diese Forschungen haben die Kenntnis über das Brandgräberfeld sowie dessen Umfeld wesentlich erweitert und wichtige und umfangreiche Funde erbracht.
Besonders bemerkenswert ist die große Zahl von Bronzegefäßen, die im Bereich des Römischen Reiches hergestellt und dann in Apensen als Leichenbrandbehälter vergraben wurden. Einige von ihnen sind im Block geborgen worden und werden nun Schritt für Schritt unter Laborbedingungen bearbeitet. Diese Arbeiten werden derzeit in Kooperation mit Christina Peek vom Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung und Melanie Dierks, Fachhochschule Erfurt, sowie im Rahmen von Studentenpraktika an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart durchgeführt. Hierzu wurden die Bronzeurnen bei der Firma Alexander Speith GmbH & Co. KG mit einer digitalen Röntgenanlage durchleuchtet.
Aufgrund der sich im Röntgenbild abzeichnenden besonders reichhaltigen Beigabenausstattung wurde beschlossen, ein Gefäß bei der Firma GE Sensing & Inspection Technologies GmbH mittels Computertomografie genauer zu analysieren. Die gewonnene 3D-Darstellung wird die nun folgende restauratorische Bearbeitung maßgeblich unterstützen helfen.
Vor etwas mehr als einem Jahr ging im Harsefelder Neubaugebiet "Am Redder III" die flächenmäßig größte Ausgrabung des Landkreises Stade erfolgreich zu Ende. Fast ein halbes Jahr lang haben Archäologen der Grabungsfirma ArchaeoFirm auf fast 5 Hektar Fläche spannende Funde von der Jungsteinzeit bis zur Völkerwanderungszeit und somit aus einer Zeitspanne von 4000 Jahren gemacht.
Nachdem nun die Grabung ausgewertet ist und viele Funde restauriert sind, wollen wir der Öffentlichkeit erste Ergebnisse präsentieren. Daneben werden interessante Objekte gezeigt, die in den letzten beiden Jahren durch unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter Nils Bludau, André Jeske und Torben Schuback geborgen wurden.
Am Donnerstag, 13. Oktober 2016, um 17.00 Uhr, wird im Museum Harsefeld die von der Stader Kreisarchäologie konzipierte Sonderausstellung "Die größte Grabung des Landkreises Stade - Die archäologischen Untersuchungen im Harsefelder Baugebiet Redder III" eröffnet. Die Schau wird bis zum 23. April 2017 zu sehen sein.
Zu dieser Veranstaltung laden wir Sie und Ihre Begleitung herzlich ein.
Eine Einführung in die Ausstellung erfolgt durch den Kreisarchäologen Daniel Nösler.
Am 8. August 2016 ist das von der Wissenschaftsjournalistin Dr. Angelika Franz und dem Stader Kreisarchäologen Daniel Nösler verfasste Buch "Geköpft und gepfählt. Archäologen auf der Jagd nach den Untoten" im Konrad Theiss-Verlag Darmstadt erschienen. Das Werk und weitere Informationen gibt es direkt beim Verlag.
Die Furcht vor Untoten ist so alt wie die Menschheit und die Bestattungen von Vampiren oder Wiedergängern finden sich nicht nur in den Karpaten oder Polen, sondern ebenso in Mockersdorf in der Oberpfalz oder im Mittelburgenland in Österreich. Mitten in Europa. Wir haben uns auf die Spurensuche gemacht, ja das ein oder andere Grab selbst gefunden. Doch wir sind dabei auch der Frage nachgegangen, welches Schicksal der Untote vor seinem Tod erlitten haben muss, und aus welcher Not heraus Menschen das Gebot der Totenruhe gebrochen haben. Wir fanden ein düsteres Stück unserer Kulturgeschichte.
Am 19. August 2016 um 20:00 Uhr findet in der historischen Friedhofskapelle auf dem Alten Finkenwerder Friedhof in Hamburg-Finkenwerder eine Lesung der beiden Autoren statt. Die Kapelle finden Sie hier. Um Voranmeldung zu dieser Veranstaltung wird unter buecherinsel@buecherfink.de gebeten.
Weitere Veranstaltungen finden an folgenden Terminen statt:
19. Oktober 2016, 19:00 Uhr
Vortrag bei der Archäologischen Gesellschaft im Landkreis Rotenburg (Wümme)
City Passage Zeven
29. Oktober 2016
Landesmuseum Hannover
Familientag
2. November 2016
Antiquity Slam, 20:00 Uhr
Neues Museum Berlin, Griechischer Hof
6. November 2016, 17:00 und 19:00 Uhr
Hamburger Unterwelten
11. November 2016, 19:00 Uhr
Museum für Sepulkralkultur, Kassel
17. November 2016, 19:00 Uhr
AbendLese, WBG-Literarium, Darmstadt
Seit einigen Jahren ist die Stadtarchäologie der Hansestadt Stade auf der Suche nach der Vorburgsiedlung des bei Groß Thun direkt an der Schwinge gelegenen frühmittelalterlichen Burgwalls „Schwedenschanze“. Nur 200 Meter von der Burganlage entfernt wurde kürzlich ein Gehöft abgerissen, um Platz für zwei Neubauten zu schaffen. Im Vorfeld der Baumaßnahmen führte die Stadtarchäologie eine Ausgrabung durch, bei der zwei Grubenhäuser, eine Einfriedung, Gruben sowie diverse Pfostengruben dokumentiert werden konnten. Die beiden 4-Pfosten-Grubenhäuser sind mit einer Grundfläche von 4 x 3,8 Metern ungewöhnlich groß. Ein Grubenhaus weist eine rechteckige Herdpflasterung aus flachen Feldsteinen auf, aus der Verfüllung des zweiten Grubenhauses stammen Webgewichtsbruchstücke. In den Befunden wurde frühmittelalterliche Keramik geborgen, die sowohl in der Herstellungsart, als auch in der Datierung zu den in der „Schwedenschanze“ ergrabenen Gefäßfragmenten passt.
Direkt südlich der Grubenhäuser lag eine grabenartige Einfriedung, die das gesamte Baugelände von West nach Ost querte. Hinweise auf einen etwa fünf Meter breiten Pfostenbau lieferten einige Pfostengruben. Die genaue Ausdehnung des Gebäudes lässt sich aufgrund einer neuzeitlichen Störung (Keller eines neuzeitlichen Hauses) nicht ermitteln. Mit dieser Ausgrabung konnte endlich der Nachweis einer Vorburgsiedlung zur „Schwedenschanze“ erbracht werden und untermauert damit die These, dass die heutigen Dörfer in der Region häufig eine Platzkontinuität bis in das Frühmittelalter aufweisen.
Seit einigen Tagen arbeitet die Stadtarchäologie auf der Abrissbaustelle des alten Hertie-Kaufhauses.
Die dort gemachten Funde sind eine echte Überraschung. Eigentlich war nicht davon auszugehen, dass die Großbaustelle der 1970er Jahre noch Spuren der Stadtgeschichte übrig gelassen hätte.
Nun kamen allerdings Überreste der Grundmauern einer Klosterschule aus dem 14. Jh. zum Vorschein. Die Schule gehörte zum St. Georg Kloster, einem Prämonstratenserstift, dessen Schüler erstmals in einer Quelle von 1393 erwähnt werden. 1540 wird aus der Schule die städtische Lateinschule, die dann 1588 in das Athenaeum mündet, das noch heute als Gymnasium existiert. Das Athenaeum lag früher mitten in der Stadt. 1901 wurde es in das heutige Carl-Diercke-Haus in der Bahnhofstraße umgesiedelt, seit 1925 ist es im ehemaligen Lehrerseminar an der Harsefelder Straße untergebracht.
Weiterhin kamen Bestattungen eines Friedhofs zutage, der ebenfalls zum Kloster St. Georg gehörte. Die Gräber stammen vermutlich aus dem 13. und 14. Jh. Auffällig sind mehere Kindergräber sowie das Grab einer offenbar wohlhabenden Dame, auf deren Stellung Kupferschmuck als Beigabe hinweist.
Die Stadtarchäologie hofft im Laufe der kommenden Wochen noch weitere Erkenntnisse auf dem leider nur kleinen, ungestörten Areal gewinnen zu können.
In der Sammlung von Kurt Thomsen aus Gräpel, die kürzlich durch die Archäologische Denkmalpflege des Landkreises Stade wissenschaftlich bearbeitet wurde, befindet sich dieser exotische Fund, der mutmaßlich eine sehr weite Reise hinter sich gebracht hat. Die Pfeilspitze wurde von ihm in den 1980er Jahren am westlichen Osteufer im Baggergut, das aus dem Bereich des alten Gräpeler Ostehafens stammt, geborgen.
Sowohl die Form der Pfeilspitze als auch das Rohmaterial des Stückes verweisen auf eine ausländische Herkunft: Der rötlich gebänderte graue Feuerstein kommt in Norddeutschland nicht vor. Das Projektil hat im unteren Bereich zwei seitliche Einkerbungen und eine konkave Basis. Damit entspricht das Objekt typologisch den sogenannten „Side Notched Points“, die insbesondere im Mittleren Westen der USA in großer Zahl vorkommen, überwiegend in die Zeit um 3000–1500 v. Chr. datieren und von indianischen Stämmen benutzt wurden. Die Pfeilspitze ist 5,5 cm lang, 2,7 cm breit, 1,2 cm dick und hat ein Gewicht von 12 g. Das Stück weist kleinere Beschädigungen an der Spitze und an einem Flügel auf.
Die Möglichkeiten, wie das Stück zufällig oder absichtlich in die Oste am Gräpeler Hafen gelangt ist, sind vielfältig: Es kann als Souvenir von USA-Reisenden, Söldnern der frühen Neuzeit oder rückgekehrten Auswanderern mitgebracht worden, über den Antiquitätenhandel erworben worden oder ein Teil einer Altertümersammlung gewesen sein. So hat beispielsweise auch der Stader Geschichts- und Heimatverein vor dem Zweiten Weltkrieg eine Kollektion nordamerikanischer Pfeilspitzen in seine Sammlung aufgenommen. In Europa werden in Privatsammlungen oder als Bodenfunde immer wieder Objekte registriert, die eindeutig aus Nordamerika kommen (SCHREG 2013; SPECK 1988; BERAN/RÖSSLER 1990). Vergleichbare Stücke stammen dabei auch aus dem Elbe-Weser-Gebiet (STRAHL 1990, 267f.) sowie aus Niedersachsen allgemein (COSACK 2000) und belegen damit, wie viele exotische Artefakte in die heimischen Sammlungen gelangen können.
Die Gemeinde Düdenbüttel erschließt derzeit am östlichen Ortsrand das neue Wohngebiet „Osterdamm“. Da bereits im Jahr 2005 beim Bau des benachbarten Neubaugebietes archäologische Spuren aus der Jungsteinzeit zu Tage traten, wurde kürzlich im Vorfeld der Baumaßnahmen eine Fläche von einem halben Hektar Größe archäologisch untersucht.
Die Ausgrabungen fanden in Kooperation zwischen der Gemeinde Düdenbüttel und der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Stade statt und wurden durch das Archäologiebüro Nordheide unter der Leitung von Jan Bock durchgeführt.
Trotz der schwierigen Witterung mit Schnee, Hagel und Regen wurden bislang einmalige Funde gemacht. Hinter den dokumentierten Bodenverfärbungen verbergen sich nämlich die Überreste eines Dorfes der jungsteinzeitlichen Einzelgrabkultur (4.800-4.300 Jahre alt). Anhand von Pfostenspuren lassen sich die Standorte von zwei Häusern rekonstruieren. Hinzu kommen Feuerstellen und Vorratsgruben. Im Jahr 2005 wurden bereits zahlreiche Objekte geborgen. Dazu gehören ein Flintbeil und eine Pfeilspitze aus Feuerstein sowie verzierte Keramik. Nun wurden ein Mahlstein zur Verarbeitung von Getreide, Fragmente von Tongefäßen und weitere Feuersteinwerkzeuge gefunden.
Die Einzelgrabkultur war von Skandinavien und Deutschland im Norden und Süden sowie von den Niederlanden bis Polen im Westen und Osten verbreitet. Charakteristisch für diese Epoche ist die Bestattung der Toten in den namengebenden Einzelgräbern, die sich oft in Grabhügeln verbergen. Daneben wurden kunstvolle Steinäxte – die sogenannten Streitäxte – gefertigt, die auf eine kriegerische Zeit verweisen. Bisher kannte man fast ausschließlich Gräber der Einzelgrabkultur. Überreste von Siedlungen sind immer noch von großer Seltenheit. Zwar gibt es beispielsweise aus den Niederlanden schon eine Handvoll archäologischer Befunde von Häusern, in Niedersachsen waren aus dieser Zeit bisher noch überhaupt keine Belege für Wohnbauten bekannt.
Die Grabungsergebnisse werden in der nächsten Zeit näher ausgewertet. Das genaue Alter des Dorfes wird dann in einem Labor mit der Radiokohlenstoffmethode bestimmt.
Seit 2012 erforscht die Stader Kreisarchäologie zusammen mit dem Niedersächsischen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) die Ablagerungen eines prähistorischen Gewässers bei Blumenthal. Hier fand sich im Profil einer Sandgrube eine Torfschicht, in der auch Hölzer und ein Flintartefakt eingelagert waren. Da also zu vermuten war, dass sich hier ein Lagerplatz des Urmenschen befunden haben könnte, wurde der Sandabbau kontinuierlich archäologisch begleitet.
Die Geowissenschaftler des LBEG führten in Blumenthal mehrfach umfangreiche Untersuchungen durch, deren Ziel es war, dass Alter und die Genese dieser Ablagerungen zu bestimmen. Hierfür wurden zuerst aus den Torfschichten Pollenproben entnommen und im Labor analysiert. Im Jahr 2014 wurden die Profilwände der Sandgrube geowissenschaftlich untersucht, um die eiszeitliche Schichtenabfolge nachvollziehen zu können. Wir wurden dabei vom Sandgrubenbetreiber Helmut Meyer (Hagenah) dankenswerterweise und tatkräftig unterstützt. Im Oktober 2015 führte ein Team des LBEG unter der Leitung von Dr. Janine Meinsen eine umfangreiche Bohrkampagne in und an der Grube durch.
Die mehr als 40 m tiefen Bohrungen ermöglichten eine genaue Einordnung des Blumenthaler Vorkommens und reichten bis in die Ablagerungen des Holstein-Meeres hinunter. In der Holstein-Warmzeit (vor 340.000-325.000 Jahren) dehnte sich das Meer bis in den Stader Raum aus und erst die nachfolgende Saale-Eiszeit führte zu einem dramatischen Rückgang des Meeresspiegels. Erste Ergebnisse der geowissenschaftlichen Forschungen haben Janine Meinsen, Melanie Thomas, Guntram Herrendorf und Carsten Schwarz in ihrem Aufsatz "Die mittelpleistozäne Entwicklungsgeschichte der Grube Blumenthal im Landkreis Stade" kürzlich in den GeoBerichten 31 (Hannover 2015) vorgestellt, der hier heruntergeladen werden kann.
Einen gewichtigen Aufsatz "Mittelalterarchäologie im Elbe-Weser-Dreieck. Forschungsgeschichte, Forschungsfelder, Perspektiven" haben Stefan Hesse, Kreisarchäologe des Landkreises Rotenburg (Wümme), und Daniel Nösler, Kreisarchäologe des Landkreises Stade, im neu erschienenen Stader Jahrbuch vorgelegt.
Auf 103 Seiten werden Einblicke in die Forschungsgeschichte der Archäologie des Mittelalters, die handelnden Akteure, die Forschungsschwerpunkte und interdisziplinäre Ansätze gegeben. Ein Fokus liegt auf Untersuchungen an Burgen, Klöstern und Kirchen, dem Bestattungswesen sowie der Stadtarchäologie. Auch die ländlichen Siedlungen sowie der Wurten- und Deichbau und das Verkehrswesen werden behandelt. In einem Ausblick werden Forschungsdesiderate und -perspektiven aufgezeigt. Die digitale Ausgabe des Artikels kann hier eingesehen werden.
Das Stader Jahrbuch 2015 ist unter dem Titel „Der Elbe-Weser-Raum im Mittelalter“ im Selbstverlag des Stader Geschichts- und Heimatverein erschienen und wurde am 15. März 2016 im Niedersächsischen Landesarchiv, Standort Stade, feierlich vorgestellt. Es zählt 368 Seiten, umfasst neun Aufsätze, darunter ein Beitrag zu "Forschungen an den Schulen", enthält zahlreiche Rezensionen und kostet 15 Euro. Erhältlich ist es in allen Buchhandlungen; ISSN 0930-8946.
Am 9. und 10. Oktober 2015 fand auf Einladung von Daniel Nösler von der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Stade das Marschenrats-Juniorkolloquium im Schloss Agathenburg statt. 21 Nachwuchswissenschaftler aus Baden-Württemberg, Berlin, Niedersachsen und Schleswig-Holstein kamen zusammen, um sich zu aktuellen Forschungen zum Thema „Archäometallurgische Aspekte und Analysemöglichkeiten bei der Auswertung kaiserzeitlicher und völkerwanderungszeitlicher Siedlungen“ auszutauschen. Das Kolloquium wurde von Ivonne Baier und Jan Bock (beide Georg-August-Universität Göttingen) organisiert.
Es wurden neun Referate gehalten, die von den Teilnehmern angeregt diskutiert wurden. Die Kurzzusammenfassungen der Vorträge des Juniorkolloquiums sind in den kürzlich erschienenen Nachrichten des Marschenrates 2015 nachzulesen:
IRIS AUFDERHAAR: Werkplätze der Edel- und Buntmetallverarbeitung. Aufbau – Ausstattung – Archäologischer Befund
JAN BOCK: Metallgewinnung und -verarbeitung in Groß Meckelsen
SARYN SCHLOTFELDT: Neue interdisziplinäre Forschungen am kaiser- bis völkerwanderungszeitlichen Ufermarkt Elsfleth-Hogenkamp, Ldkr. Wesermarsch
DANIEL DÜBNER: Flögeln, Loxstedt, Feddersen Wierde. Metallfunde aus großen Siedlungs-Altgrabungen im Vergleich
BENTE SVEN MAJCHCZACK: Grubenhaussiedlung und Handelsplatz? Tinnum auf Sylt in Völkerwanderungszeit und Frühmittelalter
ULF ARNE SCHMIDT: Eine kaiserzeitliche Siedlung mit Eisenverhüttung in Westerholz, Ldkr. Rotenburg (Wümme)
KARL JOHANN OFFERMANN: Eisenzeitliche Muschelhaufen am Windebyer Noor – Eine Neubewertung
DANIEL NÖSLER: Methodik und Ergebnisse von Detektorprospektionen auf Siedlungen der Römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit im Landkreis Stade
Geowissenschaftler und Biologen des Niedersächsischen Instituts für historische Küstenforschung aus Wilhelmshaven haben im Herbst 2015 Bohrkerne aus dem Weißen See bei Heinbockel entnommen. Die Bohrungen wurden während einer mehrere Tage andauernden Kampagne von einem Floß niedergebracht. Eingebunden sind diese Untersuchungen in das interdisziplinäre Forschungsprojekt "Die Auswirkungen prähistorischer und vorindustrieller Landnutzung auf nordwestdeutsche Seen und deren Einzugsgebiete", in dessen Rahmen Seesedimente als Umweltindikatoren analysiert werden.
Da sich im unmittelbaren Umfeld des Weißen Sees mehrere Siedlungsspuren seit dem Mesolithikum befinden, soll anhand der durch die Bohrkerne aufgeschlossenen Seesedimente der menschliche Einfluss auf Umwelt und Landschaft erforscht werden. Hierzu werden an den Proben geochemische und pollenanlytische Untersuchungen durchgeführt. Erste Ergebnisse belegen, dass der Weiße See am Ende der letzten Eiszeit entstanden ist.
Im Rahmen des Projektes wurden in Kooperation mit der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Stade bei Ahlerstedt, Oldendorf und Düdenbüttel weitere Gewässer erfasst, an deren Randbereich sich prähistorische Fundstellen befinden und die somit Potential für weitere interdisziplinäre Forschungen aufweisen.
Vampire oder Zombies sind durch ihre Präsentation in Filmen oder der Literatur ein fester Bestandteil der Gegenwartskultur. In früheren Zeiten war der Glaube an Untote oder Wiedergänger weit verbreitet. Insbesondere in Zeiten von Krisen wie Seuchen oder Krieg konnte sich die Angst vor den lebenden Toten zur Hysterie ausweiten.
Auf Gräberfeldern von der Urgeschichte bis zur Neuzeit werden immer wieder Sonderbestattungen angetroffen, die apotropäische Vorkehrungen vermuten lassen, mit denen der Schadzauber der Untoten gebannt werden sollte. Hierzu gehören insbesondere Pfählungen, Versteinungen, ungewöhnliche Skelettlagen usw.
Im Rahmen des Vortrages werden instruktive Befunde möglicher Gräber von Wiedergängern oder Nachzehrern vorgestellt und analysiert. Zur Interpretation der zahlreichen Befunde werden außerdem die reichlich vorhandenen volkskundlichenen und historischen Belege herangezogen. Auch heute leben im Bestattungsbrauchtum noch Rituale weiter, deren Wurzel in der Furcht vor Untoten begründet ist.
Der Vortrag findet am 3. März 2016 um 17:00 Uhr im Rahmen der Stammtischvorträge des Stader Geschichts- und Heimatvereins im Insel-Restaurant Stade statt. Der Eintritt ist frei.
Die neuesten archäologischen Entdeckungen aus dem Alten Land wird der Kreisarchäologe Daniel Nösler am 20. Oktober 2015, um 19:30 Uhr, im Restaurant Windmüller in Steinkirchen in seinem Vortrag vorstellen. Wie der Titel „Von Jägern und Sammlern bis zu den Holländern - Die Archäologie des Alten Landes“ vermuten läßt, wird hierbei die Menschheitsgeschichte der letzten 200.000 Jahre bis zum Beginn der Hollerkolonisation beleuchtet. In der Präsentation werden außerdem die neuesten Forschungsergebnisse zur Archäologie der angrenzenden Elbmarschen vorgestellt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den aktuellen Funden, die sehr enge Beziehungen zum römischen Imperium belegen.
Auf die historischen Entwicklungen des Naturraumes der Elbe wird ebenfalls eingegangen. Wie war in den Elbmarschen ein Leben ohne die schützenden Deiche überhaupt möglich? Wie verhielt sich der Meeresspiegel in der Vergangenheit?
Der Eintritt ist frei. Nähere Informationen finden Sie hier: http://www.majestaeten-altesland.de/KV/
Seit dem 12.09.2015 ziert ein prähistorischer Rillenstein den neu gestalteten Platz vor dem Hollenbecker Dorfgemeinschaftshaus. Mit seiner feierlichen Einweihung findet nun (hoffentlich) eine mehr als 100 Jahre dauernde Odyssee des Objekts durch den Landkreis Stade sein Ende.
Um das Jahr 1874 wurde der 1,10 m hohe Rillenstein beim Bau des Hollenbecker Forsthauses entdeckt und zierte dann den dortigen Garten. Zu dieser Zeit wuchs hier der spätere berühmte Archäologe Willy Wegewitz auf - für das spätere Schicksal des Steines ein Glücksfall. Nach dem Tod eines königlichen Försters wurde der Rillenstein mit einer Gedenkinschrift versehen und im Neukloster Forst aufgestellt. Im Laufe der Jahrzehnte geriet der inzwischen umgefallene Stein in Vergessenheit, bis er dort ausgerechnet von Wegewitz wiederentdeckt worden ist. Auf seine Anregung hin gelangte das Objekt 1978 in das neu eröffnete Museum Schwedenspeicher in Stade, wo es bis zur Neugestaltung der archäologischen Dauerausstellung zu besichtigen war.
Rillensteine sind nur schwer zu deuten, da sie nur äußerst selten an ihrem ursprünglichen Standort gefunden wurden. So ist auch für das Hollenbecker Exemplar unklar, aus welchem Kontext und aus welcher Zeit es stammt. Gemeinhin werden die Rillensteine kultisch gedeut, wobei die Interpretationen stark auseinander gehen. Im Umfeld Hollenbecks wurden in Daudieck und Bliedersdorf vergleichbare Kultsteine entdeckt.
Die Erdarbeiten für den Erweiterungsbau des Kreishauses am Sande werden seit 2 Wochen baubegleitend archäologisch untersucht. Dabei konnten bereits interessante Aufschlüsse zum Befestigungsbau der Schwedenzeit (1645-1712) sowie zum Kasernenbau im Jahre 1736 gewonnen werden. Daneben konnten im Nordosten des Baugebietes, nahe der heutigen Einfahrt zur Tiefgarage vermutlich auch noch Reste eines Hauses des 16./17.Jhs. entdeckt werden. Die hier aufgefundenen Findlingsfundamente gehören zu einem größeren Gebäude und stehen vermutlich in Verbindung mit kurz zuvor entdeckten Backsteinmauern und einem alten Fußboden, der aus einer Backsteinpflasterung bestand. Vieles deutet darauf hin, dass dieses Gebäude bereits dem Stadtbrand von 1659 zum Opfer fiel. Dieses Gebäude könnte somit noch in die Zeit des ehemaligen Marienklosters gehören, das einst auf dem Sande nahe der alten Burgmauer stand. Überreste des Marienklosters wurden bereits in den 1960er Jahren im Bereich des Gerichtgebäudes ausgegraben.
Besonders für Aufsehen sorgt jedoch der Fund eines unterirdischen schmalen Gewölbeganges, der knapp 3 m unter heutiger Geländeoberkante durch die tiefgreifenden Baggerarbeiten zum Vorschein kam und von West nach Ost, also annähernd parallel zur heutigen Straße, dem Salztorswall verläuft.
Das Gewölbe ist aus Backsteinen gemauert, ist ca. 1,10 m hoch und hat eine Innenbreite von 75 – 80 cm. Als Bauzeit wird aufgrund des Backsteinformates und des Befundzusammenhanges das 17. oder 18.Jh. angenommen. Dieser schmale Gang führt wahrscheinlich direkt zum sogenannten „Fuchsloch“ ein ebenfalls gemauerter Tunnel, der quer durch den Befestigungswall führt und dessen Ausgang am Pratjeweg schon lange bekannt ist. Das Fuchsloch wurde wohl einst als Poterne angelegt, was in der Festungsbaukunst einen unterirdischen und überwölbten Gang, der quer durch die Krone des Hauptwalles hindurchführt, bedeutet und den Zweck hatte, vor etwaigen Belagerern unbemerkt zu fliehen. Inwieweit der jetzt aufgefundene Gang dann später vielleicht auch als Abwasserleitung genutzt wurde – wie es in eingen Plänen des 18. Jhs. verzeichnet ist, ist umstritten bzw. bisher nicht genau geklärt. Der Tunnel ist auf jeden Fall begehbar. Angestrebt wird, ihn vor seiner Teilzerstörung durch die jetztige Baumaßnahme noch kurzfristig weitergehend zu untersuchen, vermutlich mit einer eingelassenen Kamera.
Der jetzt entdeckte schmale Tunnel liegt direkt an einem kleinen Erdwall, der u.a. aus einer Kleiaufschüttung besteht, die ebenfalls bei den Baumaßnahmen dokumentiert werden konnte und in alten Bezeichnungen des 19. Jhs. als „Vossebrai beim Reithause“ (Faussebraye = niedriges Erdwerk vorm Hauptwall) bezeichnet wird. Die mächtigen Backsteinmauern des 1820 erbauten Reithauses wurden ebenfalls dokumentiert. Daneben wurden die Fundamente der 1736 erbauten Kasernengebäude aufgedeckt. Die Baugeschichte des Geländes lässt sich zukünftig auch gut an einem fotografisch dokumentierten Profilschnitt ablesen.
Bauschutt und Brandspuren verweisen immer wieder auf den Brand des Jahres 1712 – der dänischen Belagerung Stades – wobei es den Anschein hat, dass das Material auch von woanders her herangeschafft wurde, um das Gelände künstlich aufzuschütten bzw. zu erhöhen.
Dieter Goohsen übergab der Kreisarchäologie aus seiner Privatsammlung eine Streitaxt, die er im Jahr 1988 bei der planmäßigen Begehung eines zerstörten Grabhügelfeldes im Gebiet des südlichsten Hügels entdeckt hatte und die wahrscheinlich aus einer zugehörigen Bestattung stammt.
Der Fundort liegt im östlichen Bereich der Gemarkung Ruschwedel, auf der Grenze zu Grundoldendorf. Hier befand sich eine Gruppe von mindestens zwölf Grabhügeln, die z.T. noch auf den modernen Luftbildern als hellere Flecken im Ackerland zu erkennen sind. Sie lagen auf der Spitze einer leichten spornartigen Erhebung, die mit dem Flurnamen „Auf dem Ahnsberge“ bezeichnet ist. Die kleineren Hügel, die wohl der Einzelgrabkultur zuzuordnen sind, wurden nach der Verkoppelung in der Mitte des 19. Jh. zerstört. Zwei größere Monumente, die wahrscheinlich bronzezeitlich waren, sind um 1900 vernichtet worden.
Die Felsgesteinaxt ist aus einem Diabas mit ophitischem Gefüge, mglw. Åsby-Diabas, hergestellt. Die Nackenpartie ist im Vergleich zu den anderen Oberflächen sehr rau. Diese Spuren dürften durch den Gebrauch entstanden sein. Die beiden Schmalseiten sind von der Schneide bis zum Schaftloch feiner geschliffen als die Breitseiten. Im Bereich der Schaftlochverdickung weist die Axt als Verzierung auf der einen Seite vier senkrechte Rillen und auf der anderen Seite fünf senkrechte Rillen auf. Verzierungen an vergleichbaren Stücken dieses Typs sind sonst ausgesprochen selten. An der Schneide finden sich kleinere Beschädigungen.
Es handelt sich typologisch um eine unsymmetrische H-Axt der Einzelgrabkultur nach Brandt 1967, 61 f., mit einer Länge von 14,5 cm und einem Gewicht von 504 g. Das Stück ist vor etwa 4500 Jahren hergestellt und benutzt worden.
Die Arbeitsgemeinschaft Archäologie Stade des Stader Geschichts- und Heimatvereins e.V. begeht in diesem Jahr ihr 10-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlaß wird am Donnerstag, dem 3. September 2015 um 19:00 Uhr im Foyer des Neuen Rathauses in Stade eine Fotoausstellung eröffnet.
In den zehn Jahren ihres Bestehens führten die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft zahlreiche ehrenamtliche Aktivitäten durch: Sie halfen bei Ausgrabungen der Kreis- und Stadtarchäologie, führten Prospektionen durch und übernahmen die Pflege von Bodendenkmalen. Auch bei der Aufbereitung und Inventarisierung von Fundgut leisteten sie wertvolle Dienste.
Besonders hervorzuheben ist insbesondere das nunmehr zwei Jahre andauernde, herausragende Engagement bei der Stader Hafengrabung. Mitstreiter der AG halfen bereits bei der Grabung im trockengelegten Hafenbecken und schlämmen seit 2013 sommers wie winters den Schlick nach wertvollen Funden. Dadurch konnten einmalige Zeugnisse der Stader Kulturgeschichte gesichert werden.
Die Arbeitsgemeinschaft trifft sich regelmäßig jeden 2. Montag im Monat 18:30 Uhr im Stader Restaurant Störtebeker in der Salzstraße 15. Archäologieinteressierte sind immer herzlich willkommen.
Silbermünzen, Bierkrüge, Tabakspfeifen – schon damals ließen es sich Schiffer, Fährleute und Passagiere in einem Fährkrug bei Blumenthal direkt an der Oste, einem Nebenfluss der Unterelbe, gut gehen. Das haben Ausgrabungen von Archäologen der Universität Kiel unter Leitung von Dr. Donat Wehner in Kooperation mit der Stader Kreisarchäologie ergeben. Die Forscher stießen auch auf Überreste des Gasthauses und seiner Einrichtung.
Aus historischen Karten war bekannt, dass dieses Gasthaus mindestens von 1768 bis 1874 bestanden hat. Dies war die Blütezeit des Schiffsverkehrs auf der Oste, auf der insbesondere Torf, Getreide, Ziegel und Kohle transportiert wurden.
Diese wichtige Anlaufstation für Schiffer und Reisende lag über Jahrhunderte auf einer heute wüsten, unscheinbaren Wurt direkt am Ostedeich bei Blumenthal. Hier an der „Krughörne“ befand sich eine Anlegestelle für die Schiffe, eine Fähre über den Fluss nach Hechthausen und Reisende bekamen ein Obdach für die Nacht.
Die Grabungen zeigten nun, dass sich an diesem Platz mindestens seit dem ausgehenden Mittelalter ein Krug befunden hat. Allerdings wurde das Haus im Laufe der Jahrhunderte immer wieder von Katastrophen heimgesucht: Deichbrüche und Brände haben im Boden zahlreiche Spuren hinterlassen. Jedoch wurde der Krug immer wieder neu aufgebaut, bis er gegen Ende des 19. Jahrhunderts endgültig aufgegeben wurde. Durch neue Brücken und Chausseen sowie die Eisenbahn verlief der Verkehr nun auf anderen Trassen und Reisende kamen dadurch nur noch selten vorbei.
In der drei Wochen andauernden Grabungskampagne wurden Hunderte Funde gemacht, die den Alltag in einem Rasthaus illustrieren: Koch- und Trinkgefäße aus Keramik, Besteck und Tierknochen sowie Münzen aus Silber und Kupfer. Überraschend war die hohe Zahl importierter Ware, die man zu dieser Zeit eher in herrschaftlichen oder bürgerlichen Haushalten erwarten dürfte. Hierzu gehört beispielsweise Porzellan aus der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin, Fayencen und Steingut. Möglicherweise Luxusgegenstände, die den Kapitänen vorbehalten blieben. Zu einem Wirtshaus gehört der Konsum von Genussmitteln. Davon zeugen die zahlreichen gefundenen Tabakpfeifen, die meist in den Niederlanden hergestellt wurden, sowie frühe Kaffeeservice und Trinkgefäße, aus denen Bier oder Wein gereicht wurde.
Kürzlich sind zwei Publikationen zur niedersächsischen Archäologie mit Beiträgen des Kreisarchäologen erschienen.
In Heft 18 von Archäologie in Niedersachsen stellt Daniel Nösler in seinem Aufsatz Dunkle Geschichte am Elbstrand. Relikte der "Operation Gomorrha" die Funde und historischen Hintergründe zum Trümmerstrand an der Elbe bei Borstel vor.
Die wichtigsten niedersächsischen Ausgrabungen und Funde werden regelmäßig in der Fundchronik im Beiheft der Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte publiziert. Die Kreisarchäologie hat für das Jahr 2013 21 interessante Beiträge von A wie Apensen bis W wie Wohlerst beigesteuert. Sie umfassen zeitlich den Rahmen von der Mittelsteinzeit bis zur Gegenwart.
Alexander Benn meldete der Kreisarchäologie ein bronzenes Tüllenbeil, das die Mutter seines ehemaligen Nachbarn vor Jahrzehnten bei der Ernte auf einem Kartoffelroder gefunden hatte. Der Fundplatz bei Agathenburg konnte anhand eines Luftbildes lokalisiert werden und liegt auf einer leichten Geländekuppe, die ehemals an drei Seiten von Mooren umgeben war.
Das sehr gut erhaltene Exemplar ist den „Tüllenbeilen mit glockenförmig abgesetzten Breitseiten ohne Rippen unterhalb des Mündungswulstes und mit Öse, Variante Plaggenburg“ nach Laux (2005, 40 ff.) zuzuordnen. Die Oberfläche zeigt kaum Korrosion wie es heute bei archäologischen Bronzefunden durch chemische Einflüsse von Düngung und Bodenversauerung leider häufig der Fall ist. Das Stück ist 7 cm lang und an der Schneide 4,9 cm breit. Die Gussnaht ist an den Schmalseiten gut zu erkennen. Auf der Oberfläche finden sich zahlreiche Schleifspuren, die wahrscheinlich von der Überarbeitung des Beiles nach dem Guß zeugen.
Mit dem nun gemeldeten Objekt wurde zum ersten Mal ein Beil dieser Form im östlichen Elbe-Weser-Dreieck gefunden. Der Verbreitungsschwerpunkt vergleichbarer Beile liegt in Niedersachsen zwischen Weser und Ems. Datiert wird dieser Typ in die Perioden V und VI der nordischen Bronzezeit (950-550 vor Christus). Mit dem neuen Fund sind nun acht jungbronzezeitliche Tüllenbeile aus dem Gebiet des Landkreises Stade bekannt, deren Vorkommen interessanterweise einen Schwerpunkt an der Geestkante zwischen Agathenburg und Horneburg bildet. Hier sind allein fünf Exemplare zu verzeichnen. Hinzu kommt ein Altfund aus der Elbmarsch bei Estebrügge.
Übrigens: In der archäologischen Dauerausstellung können Sie sich in der Bronzezeitabteilung die verschiedenen Formen bronzezeitlicher Beile ansehen. Sie zeugen nicht nur von der hochentwickelten Handwerkskunst der damaligen Zeit, sondern belegen vielfach überregionale Handelsnetzwerke.
Schon vor 3.000 bis 2.500 Jahren war der Raum zwischen Harsefeld und dem Urwald „Braken“ ein begehrtes Wohngebiet. Archäologen der Grabungsfirma ArchaeoFirm, die im Auftrag des Landkreises Stade ein künftiges Baugebiet untersuchen, haben hier Spuren einer Siedlung der Bronze- und Eisenzeit gefunden.
Unter Leitung der Archäologin Freia Tröger hat das Forscherteam auf einer Fläche von rund 4,5 Hektar spannende Entdeckungen gemacht. Es handelt sich damit um die flächenmäßig größte Ausgrabung, die jemals im Landkreis Stade durchgeführt worden ist.
Die meisten Befunde stammen von einer Siedlung der jüngeren Bronzezeit und älteren Eisenzeit (1.000-500 v. Chr.). Zu dieser Zeit hat hier über längere Zeit ein größeres Dorf bestanden. Dokumentiert wurden eine Vielzahl von Brunnen, Zisternen, Gruben, Pfosten und Feuerstellen, die z.T. außergewöhnlich viel und sehr gut erhaltene Keramik erbracht haben. Darunter auch solche Formen, die bislang in unserem Raum noch nicht gefunden worden sind. Herausragend ist ein Stempel aus Keramik. Solche Stücke gibt es bislang aus dieser Zeit in Norddeutschland noch überhaupt nicht. Möglicherweise ist dieses Stück ein Beleg für Kontakte nach Süddeutschland oder in den Balkanraum.
Weiterhin wurden Hinterlassenschaften (darunter eine Fibel) aus der Kaiserzeit (100-200 nach Christus) aufgedeckt, die als Siedlung zu dem berühmten langobardischen Gräberfeld in der Ortsmitte gedeutet werden kann.
Eine Schmuckstück aus dem 5. Jahrhundert zeigt eindrucksvoll die Auswirkungen der Völkerwanderungszeit. Sachsen, auch aus dem Stader Raum, waren nach dem Zerfall des Römischen Reiches maßgeblich an der Besiedlung Englands beteiligt. Sie bildeten dort angelsächsische Königreiche. Daher findet man genau identische Fibeln auch auf der britischen Insel.
Dass bei Harsefeld schon vor über 5.000 Jahren von Menschen lebten, beweist ein jungsteinzeitliches Beil aus Feuerstein.
Einen ersten publizierten Vorbericht über die Grabungsergebnisse finden Sie hier.
Seit fast einhundert Jahren gibt das Moor zwischen Hammah und Groß Sterneberg immer wieder Geheimnisse preis. Im Nordteil einer Sandinsel kam im Jahr 1913 ein Megalithgrab zum Vorschein, da das umliegende Moor zur Torfgewinnung entwässert worden war. Durch die zunehmende Moorsackung wurden in den folgenden Jahrzehnten außerdem bronzezeitliche Hügelgräber sichtbar, von denen man einige in den Jahren 1948 und 1983 ausgegraben hat. An Beigaben fanden sich u.a. Bronzedolche, eine bronzene Pinzette, eine Bronzefibel und Feuersteinpfeilspitzen.
Die einzigartige Fundlandschaft bei Hammah bezeugt den Klimawandel der vergangenen Jahrtausende, denn durch das nacheiszeitliche Ansteigen des Meeresspiegels erhöhte sich im Binnenland der Grundwasserspiegel und das Klima wurde feuchter. Dies war der Ausgangspunkt für das Wachstum der ausgedehnten Moore auch in Kehdingen. Um das Alter der Torfschichten zu klären, wurden zusammen mit dem Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung Pollenanalysen durchgeführt. Das umliegende Hochmoor begann vor mehr als 7000 Jahren zu wachsen und umschloss ab 750 v. Chr. vollständig die Grabmonumente.
Um weitere eventuell noch unter den Torfschichten verborgene Grabanlagen aufzuspüren, wurde die Toteninsel durch Studenten der HafenCity Universität Hamburg unter der Leitung von Prof. Thomas Kersten mit einem hochauflösenden Laserscanner vermessen. Durch dieses Verfahren lassen sich auch kleinste Erhebungen zentimetergenau darstellen, die im Gelände kaum noch wahrnehmbar sind. Das Meßbild läßt vier Grabhügel sicher erkennen, zwei weitere sind zu vermuten.
Bei Erschließungsarbeiten für ein Wohngebiet in Groß Fredenbeck wurden in den 1990er Jahren Teile einer Siedlung der Völkerwanderungszeit dokumentiert. Von den damals geborgenen Funden ist insbesondere die in einem völkerwanderungszeitlichen Brunnen geborgene hölzerne Leiter hervorzuheben, die Sie hier in der Ausstellung bewundern können. Im Vorfeld eines weiteren Neubaugebietes wurden bei einer von ArchaeoFirm durchgeführten Ausgrabung erneut über 400 Befunde aufgedeckt. 330 davon sind Pfostengruben, die sich zu mehreren Langhäusern rekonstruieren lassen. Neben den Langhäusern sind auch vier Grubenhäuser und ein kleinerer Hausgrundriss mit umlaufendem Wandgräbchen nachgewiesen.
Ein 3,20 m durchmessender, im Profil trichterförmiger, über 2,00 m tiefer Brunnen stellte die Wasserversorgung der Siedlung sicher. Aus der Brunnenverfüllung konnte ein halber Mühlstein geborgen werden, aus einer Grube kamen weitere Mühlsteine zutage. Neben Gräbchen, flachen Brandgruben und teils sehr keramikhaltigen Abfallgruben wurden auch zwei Gruben dokumentiert, die möglicherweise als Steinlager zur Mühlsteinherstellung genutzt wurden.
Das umfangreiche Keramikinventar weist auf eine Besiedlung von der Römischen Kaiserzeit bis zur Völkerwanderungszeit hin. Bei Detektorbegehungen fanden sich u.a. zwei völkerwanderungszeitliche Fibeln, ein Armringfragment und ein Bleispinnwirtel.
In der Nordhälfte ziehen neuzeitliche Wegespuren von Südwesten nach Nordosten über die Grabungsfläche und überlagern oder stören die älteren Befunde. Sie gehören zu einer älteren Wegeverbindung, die in Richtung Stade geführt hat und von der sich eindrucksvolle Hohlwegspuren an einer ehemaligen Furt über den Deinster Mühlenbach erhalten haben.
Der Kreisarchäologe Daniel Nösler wird am 18. März 2015, um 19:00 Uhr, mit seinem Vortrag "Römer - Germanen - Wikinger" die Reihe der "Speichergespräche" im Kornspeicher Freiburg eröffnen. In der Präsentation werden die neuesten Forschungsergebnisse zur Archäologie Kehdingens vorgestellt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den aktuellen Funden, die sehr enge Beziehungen zum römischen Imperium belegen. Während des Frühmittelalters bleibt die Elbmündung weiterhin im Fokus auch der Wikinger.
Auf die historischen Entwicklungen des Naturraumes der Elbe wird ebenfalls eingegangen. Wie war in den Elbmarschen ein Leben ohne die schützenden Deiche überhaupt möglich? Wie alt sind die Kehdinger Dörfer?
Nähere Informationen finden Sie hier: http://www.kornspeicher-freiburg.de/veranstaltungen/
In vielen Privatsammlungen und Heimatmuseen befinden sich archäologische Objekte von sehr hohem wissenschaftlichen Wert. Daher werden diese Funde derzeit durch die Kreisarchäologie Stade Schritt für Schritt erfasst und wissenschaftlich ausgewertet. Auch im "Heimathus op de Heidloh" in Kutenholz werden einige herausragende Funde wie Flintbeile, Steinäxte und Feuersteindolche ausgestellt, die derzeit für das Archäologische Archiv aufgenommen werden.
Ein Flintdolch aus Kutenholz verdient besondere Erwähnung, da er aus einem besonderen Rohstoff gefertigt wurde. Es handelt sich um den sogenannten Helgoländer Plattenflint, der nur auf der Insel Helgoland vorkommt und durch charakteristische Einschlüsse gekennzeichnet ist. Der Feuersteindolch (Typ IB nach Kühn) wurde in der späten Jungsteinzeit hergestellt und ist somit mehr als 4.000 Jahre alt. Diese fein gearbeiteten Geräte zeugen von der in der damaligen Zeit hochentwickelten Flinttechnologie.
Helgoland war bereits vor mehr als 12.000 Jahren Ziel von Menschen, die dort insbesondere nach dem begehrten roten Helgoländer Flint suchten, um aus ihm Werkzeuge herzustellen. Diese einzigartige Feuersteinvarietät ist eine geologische Besonderheit, die wie der Plattenflint nur auf Helgoland vorkommt und sich daher ideal zum Nachweis von Handelsnetzwerken eignet. Konnte man die Insel anfangs noch auf dem Landweg erreichen, machte der nach der Eiszeit rasant ansteigende Meeresspiegel aus den Felsen eine Hochseeinsel, die nur noch auf dem Seeweg zu erreichen war. Aus dem roten Feuerstein wurden vom Spätpaläolithikum bis in die Eisenzeit wunderschöne Geräte hergestellt, die man von den Niederlanden, über Deutschland bis nach Dänemark gefunden hat. Weitere Informationen finden Sie hier und hier.
Die Geschichte des Dorfes Oederquart in Nordkehdingen lässt sich durch neue archäologische Funde etwa 1900 Jahre zurückverfolgen. Zu dieser Zeit existierten noch keine Deiche, d.h. die damaligen Bewohner der Elbmarsch waren den Sturmfluten relativ schutzlos ausgeliefert. Da die fruchtbaren Marschenböden reiche Erträge versprachen, zog es seit mehr als 2000 Jahren Siedler in die unbedeichten Gebiete zwischen Oste und Elbe. Wenn es der steigende Meeresspiegel erforderlich machte, wurden zum Schutz auch künstliche Wohnhügel – die Wurten – errichtet.
Einer dieser Wurten verdankt auch das im Jahr 1331 erstmalig erwähnte Oederquart seinen Namen. Noch heute haben sich drei dieser künstlichen Wurten erhalten: eine kleinere Wurt liegt im ausgedehnten Gutspark von Oerichsheil. Seit Jahrhunderten vermutet man hier den Standort der sagenhaften Marienkapelle, zu der im Mittelalter Wallfahrten durchgeführt wurden. Allerdings wurden bislang noch keine eindeutigen Spuren dieses Bauwerkes entdeckt.
Um dieses Rätsel klären zu können, wurden kürzlich durch ein Team vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel geomagnetische Messungen in der weitläufigen Gutsanlage durchgeführt. Mit dieser Methode lassen sich bei günstigen Bedingungen Strukturen wie Gebäude, Gräben oder Priele im Boden erkennen, ohne dass Erdeingriffe nötig sind.
Auch wenn Oederquart sich heute weit im Hinterland der Elbe befindet, war der Ort vor mehr als 1000 Jahren noch durch einen schiffbaren Priel mit der Elbe verbunden. Auf diesem Wege gelangten beispielsweise die bei Oederquart gefundenen römischen Münzen hierher. Daher steht Oederquart auch im Fokus eines internationalen Forschungsprojektes, das sich den frühen Häfen widmet. Ein Team des Niedersächsischen Instituts für historische Küstenforschung aus Wilhelmshaven hat im Rahmen des Projektes im Februar 2015 ebenfalls geomagnetische Messungen durchgeführt, die derzeit ausgewertet werden.
Rad II der berühmten Stader Bronzeräder war sechs Monate lang in den Werkstätten und Laboren des RGZM. Es handelt sich um das einzige Rad, das noch nicht zusammengesetzt und rekonstruiert wurde. In Mainz haben die Restauratoren nun alle Einzelteile abgeformt und auf dieser Basis exakte Kopien erstellt. Diese wurden dann zu einem vollständigen Rad zusammengesetzt. Parallel zu den Rekonstruktionsarbeiten wurden naturwissenschaftliche Untersuchungen an dem Rad vorgenommen. Nach wie vor setht die spannenden Frage im Raum, woher die Rohstoffe stammten, ob die Räder im Stader Raum gefertigt wurden oder aus dem Süden importiert sind. Ähnliche Fragestellungen bewegten bereits die Forscher vor fast 100 Jahren. 1926 wurde das Rad teileweise sogar zersägt, um in der Reichs-Materialprüfungsanstalt Berlin-Dahlem genaueres über die Zusammensetzung des Rades zu erfahren. Damals wurden Dünnschliffe hergestellt und mikroskopiert.
Heute sind die Untersuchungsmethoden deutlich weniger inversiv. Noch stehen liegen nicht die abschließenden Untersuchungsergebnisse vor. Wir werden auf jeden Fall an dieser Stelle aktuell darüber berichten.
Das Rad ist allerdings nun zurück in Stade und kann sowohl in seinen EInzelteilen, als auch in Form der exakten zusammengesetzen Kopie in der neuen archäologischen Ausstellung bewundert werden.
Gefördert wurde das Restaurierungs- und Forschungsvorhaben durch die Kulturstiftung der Länder.
In einem Moorgebiet bei Oersdorf befindet sich die älteste Wallanlage des Landkreises Stade, die immer noch viele Rätsel aufgibt. In den letzten Jahren wurde dieser Platz mit verschiedenen Methoden erforscht: Hierzu gehörten geomagnetische Messungen, ein terrestrischer Laserscan, pollenanalytische Untersuchungen, die Auswertung historischer Luftbilder und eine archäologische Ausgrabung.
Die Forschungen an der stark zerstörten Wallanlage wurden auch im Jahr 2014 weiter fortgesetzt. Die unter Grünland befindliche Hauptfläche sollte umgebrochen und dabei die Reste der Wall-Graben-Konstruktion eingeebnet werden. Es konnte erreicht werden, dass ein ca. 25 m breiter Streifen des Wallbereiches von der Bearbeitung ausgespart blieb. Zu diesem Zeitpunkt wurde durch den Stader Luftbildfotografen Martin Elsen eine Reihe von Luftaufnahmen durchgeführt. Durch das ausgezeichnete Schräglicht eines klaren Dezembertages wurden die stark überpflügten Strukturen sehr gut sichtbar.
Auf der umgebrochenen und abgeregneten Fläche wurden durch Mitarbeiter der Kreisarchäologie eine Oberflächenprospektion und eine Begehung mit der Metallsonde durchgeführt, um datierendes Fundmaterial zu gewinnen. Die Fundobjekte auf der ca. 2,2 ha großen begangenen Fläche wurden alle mit einem GPS einzeln eingemessen. Es traten einige urgeschichtliche Feuersteinartefakte auf, darunter Abschläge, eine Klinge und zwei Schaber.
Zusammenfassungen der Forschungen der letzten Jahre finden Sie hier: Artikel 1, Artikel 2 und Artikel 3.
In diesem Jahr wird am 8. Mai der 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges begangen. An diesem Tag endete in Europa der zerstörerischste und verlustreichste Konflikt der Menschheitsgeschichte, der sich durch sein gewaltiges Ausmaß und seine schrecklichen Folgen tief in das kollektive Gedächtnis eingebrannt hat.
„Starke feindliche Bomberverbände setzten ihre Terrorangriffe in der vergangenen Nacht gegen die Stadt Hamburg fort. Es entstanden weitere Verwüstungen und zum Teil ausgebreitete Brände in mehreren Stadtteilen. Die Bevölkerung erlitt wieder Verluste.“ So lapidar beschrieb der Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht am 28. Juli 1943 den bis dahin verheerendsten Angriff in der Geschichte des Luftkrieges, bei dem im Feuersturm allein über 30.000 Menschen ihr Leben verloren und ganze Hamburger Stadtteile vollständig zerstört wurden.
Die Angriffe der „Operation Gomorrha“ hinterließen in Hamburg 23 km² totalzerstörte Stadtfläche und vernichteten 253400 Wohnungen (56 % des Vorkriegsbestandes). 43 Millionen Kubikmeter Schutt musste geräumt werden. Mit Binnenschiffen schaffte man die Trümmer teilweise auch in das Hamburger Umland, wo damit das Elbufer befestigt wurde.
Bei Niedrigwasser gibt der Elbstrand noch heute zahllose Artefakte des Luftkrieges frei. Die Relikte des alten, 1943 untergegangenen Hamburgs bilden hier ein bedrückendes Freiluftmuseum. Große Fassadenteile zeugen von der ehemaligen Pracht der Stadt. Die düstere Szenerie wird durch Laternenmasten, Heizkörper, Maschinenteile, bizarr verbogene Stahlträger, Bunkerfragmente und große Granitquader von Kirchen, Brücken und Kaimauern verstärkt. Im Schutt finden sich auch zahlreiche zu seltsamen Formen zerschmolzene Objekte, die auf den Feuersturm der „Operation Gomorrha“ hindeuten. Hierzu gehören beispielsweise eine zusammengeschmolzene Glasperlenkette und Hunderte durch die Gluthitze des Feuersturms zusammengebackene gläserne Spielwürfel. Als ein Mahnmal gegen den Krieg befinden sich hier zersprengt und geschmolzen die Inventare Tausender Wohnungen.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Der Flecken Horneburg entstand als Burgsiedlung einer im Jahr 1255 durch den Bremer Erzbischof Gebhard II. errichteten Niederungsburg, die durch einen Arm der Lühe vollständig von Wasser umgeben war. Bedeutende Adelsfamilien wie die von Borch, von Schulte, von der Osten und von Düring hatten hier ihren Sitz. Mehrfach war die Befestigung Schauplatz von Fehden und Feldzügen, so beispielsweise im Jahr 1311, als die Burg durch ein Heer des Bremer Erzbischofs Jens Grand belagert wurde. Ziel des Angriffs war es den legendären Ritter Heinrich von Borch, genannt Isern Hinnerk, zu fassen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die durch die moderne Militärtechnik bereits bedeutungslos gewordene Burg vollkommen zerstört.
Im Herbst des Jahres 2014 wurde der stark verlandete Umfassungsgraben der Horneburg ausgebaggert. Diese Arbeiten wurden durch die Archäologische Denkmalpflege des Landkreises Stade fortlaufend begleitet. Dabei konnten in einem Abschnitt des Grabens zwei parallele Pfostenreihen beobachtet werden, die wahrscheinlich zu einer Brückenkonstruktion gehört haben dürften. Die Hölzer verblieben in situ, daher konnten keine Proben zur Altersbestimmung gewonnen werden.
Mit Genehmigung des Grundstückseigentümers wurde der Innenraum der Burg zusammen mit ehrenamtlichen Sondengängern mit Metalldetektoren untersucht. Es fanden sich unter anderem Musketenkugeln und geschmolzene Objekte, die auf die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges hindeuten.
Seit mehr als sechs Jahren führt die Kreisarchäologie umfangreiche Forschungen um und in der Oldendorfer Kirche St. Martin durch. In den Jahren 2009-2010 fanden in unmittelbarer Nachbarschaft der romanischen Kirche großflächige Ausgrabungen statt, denn auf dem erst 1871 entwidmeten Kirchhof sollte ein großer Verbrauchermarkt entstehen. Aus der Frühzeit des Ortes stammt die erste Belegungsphase mit zahlreichen Kopfnischen- und Sarggräbern, die nach den 14C-Daten im 11. Jh. begann. In allen neuzeitlichen Kindergräbern wurde ein mehr oder minder umfangreicher Kopfschmuck festgestellt. Ganz offensichtlich war es in Oldendorf noch bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jh. der Brauch, Kleinkindern, Mädchen und ledigen jungen Frauen eine Totenkrone mit in das Grab zu geben.
Die anthropologischen Ergebnisse sind erschütternd und werfen ein trauriges Bild auf die Lebenswirklichkeit vor etwa 150 Jahren. Durch die einseitige Ernährung, die vorwiegend aus Getreidebrei bestand, waren bei vielen Kindern Mangelerscheinungen zu beobachten. Die Folge waren eine geringe Körpergröße, verzögerte Entwicklung und erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten. Die Kindersterblichkeit lag mit 50 % äußerst hoch, d.h. jedes zweite Kind starb vor dem Erreichen des 6. Lebensjahres. Besonders stark waren die Atemwegserkrankungen verbreitet, die bei mehr als der Hälfte der Bestatteten schwere Schäden in Nasen- und Kieferhöhlen hinterlassen hatten. Dies ist insbesondere auf die damaligen katastrophalen Wohnverhältnisse in den mit offenen Torffeuern beheizten Häusern zurückzuführen.
Im Jahr 2014 ergab eine umfassende Sanierung der Kirche die Möglichkeit, den Innenraum durch Georadarmessungen zu untersuchen. Dabei wurden die Apsis eines Vorgängerbaus, Grüfte und weitere Baubefunde entdeckt.
FundSache - Archäologie zwischen Oste und Elbe
Daniel Nösler / Andreas Schäfer (Hrsg.): FundSache - Archäologie zwischen Oste und Elbe. Drochtersen 2013, MCE-Verlag Drochtersen, 192 Seiten, 205 Abbildungen, ISBN 978-3-938097-29-8, 22,50 Euro
Erleben Sie ein Stück Vergangenheit – unter diesem Motto haben sich namhafte Archäologen und Historiker zusammengetan und ein reich bebildertes Buch geschaffen, in dem die wichtigsten „Fundsachen“ zwischen Oste und Elbe vorgestellt werden. Im Stader Raum befindet sich eine Vielzahl überregional bedeutender archäologischer Fundorte. Großsteingräber der Steinzeit, Grabhügel der Bronzezeit sowie mittelalterliche Wurten, Deiche und Burganlagen prägen die Landschaft zwischen Oste und Elbe. Einige Fundplätze wie beispielsweise das große sächsische Gräberfeld von Issendorf werden seit Jahrhunderten erforscht, andere wie die Schwedenschanze bei Groß Thun in Stade rückten erst in den letzten Jahren in den Fokus der Archäologie.
Seit über 30 Jahren werden die archäologischen Denkmale und Funde des Landkreises Stade sowie der Städte Buxtehude und Stade durch eine hauptamtliche Denkmalpflege geschützt und erforscht. Erstmalig werden die z. T. außergewöhnlichen Ausgrabungen und Funde der letzten Jahrzehnte zusammenfassend vorgestellt. Mit dem Buch können sich die Leser auf eine Zeitreise durch Zehntausende von Jahren begeben: Vom Homo erectus bis in die Gegenwart.
Nach Einführungen zur Archäologie, zum Naturraum und zur Geschichte des Landkreises Stade werden in 49 reich bebilderten Kapiteln die bedeutendsten Funde von der Steinzeit bis zur Gegenwart vorgestellt.
Das von insgesamt 17 Autoren verfasste Werk richtet sich nicht allein an Fachwissenschaftler sondern vielmehr auch an die kulturhistorisch interessierte Öffentlichkeit. Erhältlich im Buchhandel, bei der Kreissparkasse Stade und hier im Museumsshop.
Im Spätsommer 2013 wurden im Zuge von Sanierungsarbeiten an der Hudebrücke mit archäologischen Ausgrabungen an einer zentralen Stelle des Alten Hafens begonnen. Direkt unter dem Tretkran am Fischmarkt konnte mit Hilfe mehrerer stählerner Schachtkasten der Untergrund des mittelalterlichen Hafenbeckens bauvorbereitend untersucht werden. Zugleich bestand und besteht noch weiterhin die Möglichkeit, die Baukonstruktion der Hudebrücke zu dokumentieren, die am Ende des 19. Jahrhunderts erneuert wurde und - wie der Kran – bereits seit dem 13. Jahrhundert schriftlich bezeugt ist.
Entsprechend der Hafengrabung des Jahres 1989 war die Funddichte wieder verblüffend hoch. Erneut wurden bei den Schlämmvorgängen Hunderte von Münzen und Bleiplomben gefunden sowie viele andere wertvolle Kleinfunde. Noch sind nicht alle Grabungsergebnisse ausgewertet, doch zeigen sich schon jetzt sehr interessante und zum Teil überraschende Resultate, von denen in Verbindung mit der Hafengrabung des Jahres 1989 ein weitgehend vollständiges und schlüssiges Bild zur Stader Hafenentwicklung zu erwarten ist.
Besonders spannend gestaltete sich die Dokumentation der tief liegenden Profile in den Schachtkästen, die nach der Datierung der Pingsdorfer Keramik noch bis in das 10. Jahrhundert zurückreichen. Der anstehende Boden steht bei etwa – 3 m unter NN an. Erste Ergebnisse weisen auf einen ursprünglich anderen Schwingeverlauf – Richtung Fischmarkt und Salzstraße - hin, und bestätigen somit frühere Vermutungen sowie Rekonstruktionen. Erst ab dem 13. Jahrhundert scheint der Schwingeverlauf zur Hudebrücke umgeleitet worden zu sein.