Alexander Benn meldete der Kreisarchäologie ein bronzenes Tüllenbeil, das die Mutter seines ehemaligen Nachbarn vor Jahrzehnten bei der Ernte auf einem Kartoffelroder gefunden hatte. Der Fundplatz bei Agathenburg konnte anhand eines Luftbildes lokalisiert werden und liegt auf einer leichten Geländekuppe, die ehemals an drei Seiten von Mooren umgeben war.
Das sehr gut erhaltene Exemplar ist den „Tüllenbeilen mit glockenförmig abgesetzten Breitseiten ohne Rippen unterhalb des Mündungswulstes und mit Öse, Variante Plaggenburg“ nach Laux (2005, 40 ff.) zuzuordnen. Die Oberfläche zeigt kaum Korrosion wie es heute bei archäologischen Bronzefunden durch chemische Einflüsse von Düngung und Bodenversauerung leider häufig der Fall ist. Das Stück ist 7 cm lang und an der Schneide 4,9 cm breit. Die Gussnaht ist an den Schmalseiten gut zu erkennen. Auf der Oberfläche finden sich zahlreiche Schleifspuren, die wahrscheinlich von der Überarbeitung des Beiles nach dem Guß zeugen.
Mit dem nun gemeldeten Objekt wurde zum ersten Mal ein Beil dieser Form im östlichen Elbe-Weser-Dreieck gefunden. Der Verbreitungsschwerpunkt vergleichbarer Beile liegt in Niedersachsen zwischen Weser und Ems. Datiert wird dieser Typ in die Perioden V und VI der nordischen Bronzezeit (950-550 vor Christus). Mit dem neuen Fund sind nun acht jungbronzezeitliche Tüllenbeile aus dem Gebiet des Landkreises Stade bekannt, deren Vorkommen interessanterweise einen Schwerpunkt an der Geestkante zwischen Agathenburg und Horneburg bildet. Hier sind allein fünf Exemplare zu verzeichnen. Hinzu kommt ein Altfund aus der Elbmarsch bei Estebrügge.
Übrigens: In der archäologischen Dauerausstellung können Sie sich in der Bronzezeitabteilung die verschiedenen Formen bronzezeitlicher Beile ansehen. Sie zeugen nicht nur von der hochentwickelten Handwerkskunst der damaligen Zeit, sondern belegen vielfach überregionale Handelsnetzwerke.
Schon vor 3.000 bis 2.500 Jahren war der Raum zwischen Harsefeld und dem Urwald „Braken“ ein begehrtes Wohngebiet. Archäologen der Grabungsfirma ArchaeoFirm, die im Auftrag des Landkreises Stade ein künftiges Baugebiet untersuchen, haben hier Spuren einer Siedlung der Bronze- und Eisenzeit gefunden.
Unter Leitung der Archäologin Freia Tröger hat das Forscherteam auf einer Fläche von rund 4,5 Hektar spannende Entdeckungen gemacht. Es handelt sich damit um die flächenmäßig größte Ausgrabung, die jemals im Landkreis Stade durchgeführt worden ist.
Die meisten Befunde stammen von einer Siedlung der jüngeren Bronzezeit und älteren Eisenzeit (1.000-500 v. Chr.). Zu dieser Zeit hat hier über längere Zeit ein größeres Dorf bestanden. Dokumentiert wurden eine Vielzahl von Brunnen, Zisternen, Gruben, Pfosten und Feuerstellen, die z.T. außergewöhnlich viel und sehr gut erhaltene Keramik erbracht haben. Darunter auch solche Formen, die bislang in unserem Raum noch nicht gefunden worden sind. Herausragend ist ein Stempel aus Keramik. Solche Stücke gibt es bislang aus dieser Zeit in Norddeutschland noch überhaupt nicht. Möglicherweise ist dieses Stück ein Beleg für Kontakte nach Süddeutschland oder in den Balkanraum.
Weiterhin wurden Hinterlassenschaften (darunter eine Fibel) aus der Kaiserzeit (100-200 nach Christus) aufgedeckt, die als Siedlung zu dem berühmten langobardischen Gräberfeld in der Ortsmitte gedeutet werden kann.
Eine Schmuckstück aus dem 5. Jahrhundert zeigt eindrucksvoll die Auswirkungen der Völkerwanderungszeit. Sachsen, auch aus dem Stader Raum, waren nach dem Zerfall des Römischen Reiches maßgeblich an der Besiedlung Englands beteiligt. Sie bildeten dort angelsächsische Königreiche. Daher findet man genau identische Fibeln auch auf der britischen Insel.
Dass bei Harsefeld schon vor über 5.000 Jahren von Menschen lebten, beweist ein jungsteinzeitliches Beil aus Feuerstein.
Einen ersten publizierten Vorbericht über die Grabungsergebnisse finden Sie hier.