Die im 3./4. Jahrhundert in den antiken Quellen auftauchenden Sachsen haben nichts mit dem heutigen gleichnamigen Bundesland zu tun, ihr Ursprung liegt vielmehr im nördlichen Niedersachsen und im westlichen Schleswig-Holstein. Zur Geschichte und Kultur dieses Stammes liefern die historischen Aufzeichnungen nur sehr spärliche Erkenntnisse. Die Sachsen waren für das Römische Imperium offenbar eine ständige Bedrohung: Sie operierten häufig als Seeräuber auf der Nordsee und suchten mit Plünderungszügen die Küsten Galliens und Britanniens heim. Daneben verdingten sie sich in der Spätantike in größerer Zahl als Söldner im römischen Militär.
In den letzten Jahrzehnten wurden insbesondere im Elbe-Weser-Gebiet zahlreiche Ausgrabungen durchgeführt, die entscheidende Hinweise zur Lebens- und Wirtschaftsweise sowie zur Sozialstruktur und Alltagskultur der Sachsen erbracht haben. Im Landkreis Stade sind die Forschungen auf einem der größten sächsischen Bestattungsplätze in Issendorf sowie das Gräberfeld Immenbeck hervorzuheben. In Issendorf wurden mehr als 6.000 Verstorbene beigesetzt, denen teilweise sehr wertvolle Objekte beigegeben wurden. Bemerkenswert sind hier neben den Waffen, Perlen und Schmuckstücken aus Edelmetall besonders die importierten Glasgefäße. Zu den Siedlungen wurde speziell in der Elbmarsch intensiv geforscht.
Während der Völkerwanderungszeit nutzten die Sachsen, die als Söldner oder Piraten die reichen römischen Provinzen kennen gelernt hatten, nun geschickt die Schwäche des Römischen Reiches aus. Als im Jahr 410 die meisten römischen Truppen die britische Insel verlassen hatten, kam es zu einem stetig wachsenden Zuzug von Sachsen. Sie eroberten insbesondere den Südteil des heutigen England. Dort wurden sächsische Königreiche gegründet, die Essex = Ostsachsen, Wessex = Westsachsen oder Sussex = Südsachsen genannt wurden. Auch die archäologischen Funde und Ortsnamen bezeugen die engen Verbindungen zwischen dem Elbe-Weser-Gebiet und England. Außerdem bestehen sehr große Übereinstimmungen im Erbgut der Menschen aus Ostengland und dem nördlichen Niedersachsen.
Der Kreisarchäologe Daniel Nösler wird über diese frühe Geschichte der Sachsen im Rahmen der Stammtischvorträge des Stader Geschichts- und Heimatvereins berichten. Der Vortrag findet am 4.01.2018, 17:00 Uhr, im Stader Inselrestaurant statt. Der Eintritt ist frei.
In zwei Publikationen zur niedersächsischen Archäologie sind wiederum zahlreiche Beiträge zur Archäologie des Landkreises Stade erschienen.
Im Heft 20 von Archäologie in Niedersachsen mit dem Schwerpunktthema "Methoden des Suchens und Findens" sind folgende Artikel enthalten:
Dietrich Alsdorf, "Vermittels eines Sucheisens sehr wohl zu finden". Frühe Grabungsmethoden auf der Stader Geest des 18. Jahrhunderts.
Andrea Finck und Andreas Schäfer, Eisenzeitliche Urnen im Neubaugebiet "Heidesiedlung" in Stade-Riensförde.
Donat Wehner, Schenke im Schlick. Die Ausgrabungen an der Krughörne bei Blumenthal im Landkreis Stade.
A. Hüser, St. Wolters, I. Laroque-Tobler, S. Mahlstedt und D. Enters, Von Sedimenten, Zuckmühlen, Pollen und kleinen Steinen. Suchen und Finden des Mesolithikums an Pingo-Ruinen.
Dietrich Alsdorf, Verdrängtes Grauen - Stades letzte Richtstätte.
Die wichtigsten niedersächsischen Ausgrabungen und Funde werden regelmäßig in der Fundchronik im Beiheft der Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte publiziert. Die Kreisarchäologie hat für das Jahr 2015 46 interessante Beiträge von A wie Apensen bis O wie Oldendorf beigesteuert. Sie umfassen zeitlich den Rahmen von der Altsteinzeit bis zur Gegenwart.