Ausgrabung Aktuell

Der Archäo-Blog für die Region rund um Stade. Hier erfahren Sie stets, was es für Neuigkeiten rund um das Thema Archäologie gibt. Stadt- und Kreisarchäologie berichten gemeinsam mit dem Museum über neue Forschungen, Funde und aktuelle Ausgrabungen.

Ausgrabung | Zeitstufen: Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Daniel Nösler | 23.03.2017 Landkreis Stade

Gold aus Goldbeck

Dass sächsische Siedler aus dem Elb-Weser-Dreieck im 5. Jh. einen maßgeblichen Anteil an der Besiedlung Ostenglands hatten, ist lange bekannt. Dies wird insbesondere durch archäologische Objekte wie Keramik und Fibeln belegt, von denen in beiden Gebieten identische Stücke gefunden wurden. Zu den kunsthandwerklich herausragenden Schmuckstücken dieser Zeit, die in England und in Nordniedersachsen vorkommen, zählen die Gleicharmigen Kerbschnittfibeln der Völkerwanderungszeit.

Torben Schuback fand während planmäßiger Begehungen bei Goldbeck drei Fragmente dieser Fibeln vom Typ Dösemoor. Die Fundstelle liegt direkt an einem heute verlandeten Kleingewässer, an dem sich bis vor einigen Jahrzehnten ein markanter Grabhügel befunden hat. Die aus vergoldetem Silber gefertigten Stücke sind sehr gut erhalten, datieren in die 2. Hälfte des 5. Jh. und zeigen die typischen Kerbschnittverzierungen sowie das Motiv „des rückblickenden Tieres“. Diese Dekore haben ihre Vorbilder in den Verzierungen spätrömischer Kerbschnittgarnituren, sodass vermutetet wird, dass die Fibeln möglicherweise im sächsischen Gebiet durch römische Handwerker hergestellt worden sind. Gewandspangen dieser Güte werden nur äußerst selten gefunden und deren Trägerinnen dürften zur sächsischen Oberschicht gehört haben.

Bei den Prospektionen wurden neben wenigen anderen Objekten außerdem eine völkerwanderungszeitliche Fibel, zwei frühmittelalterliche Scheibenfibeln und Keramikscherben geborgen. Scheinbar hat hier eine frühgeschichtliche Siedlung oder ein Gräberfeld bestanden. Allerdings könnte die Fundstelle an dem Teich auch auf eine gezielte Niederlegung hindeuten. Der eponyme Fund wurde beispielsweise intentionell im „Dösemoor“, einem ausgedehnten Hochmoor, deponiert.

Ausgrabung | Zeitstufen: Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Dietrich Alsdorf | 21.03.2017 Landkreis Stade

Das geheime Flaschengrab von „Schröders Erben“

Bereits vor über 135 Jahren wurde im damals ländlichen Harsefeld an Limonaden und Mineralwässern experimentiert. In einer Zeit, in der die Bürger vornehmlich das muffige, nach Eisen schmeckende Brunnenwasser konsumierten, schlugen die auf Flaschen gezogenen Erfrischungsgetränke ein wie eine Bombe. Damals begann eine rasante Entwicklung, die bis im Grunde heute anhält: Mineralwässer und Fruchtlimonaden gibt es in jedem Haushalt. Damals wie heute schleppen die Menschen Getränkekisten und geben ihre Pfandflaschen wie selbstverständlich zurück. Eine Entdeckung im Harsefelder Neubaugebiet „Neuenteicher Weg“ gewährte kürzlich ungewöhnliche Einblicke in eine ländliche Mineralwasserfabrikation.

Nils Bludau, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Archäologischen Denkmalpflege, kontrollierte im Neubaugebiet Aushub und abgeschobene Flächen nach möglichen Funden. Dort machte er eine zunächst banal klingende Entdeckung: Eine alte Müllkippe – mitten auf der Trasse für den Lärmschutzwall. Das Besondere aber – sie bestand dem Augenschein nach nur aus Flaschenbruch. Scherben der einst in Harsefeld ansässigen Mineralwasser-Anstalt „Schröders Erben“, wie an der Prägung zu lesen war.

So zahlreich der gläserne Nachlass, so gering ist bisher die schriftliche Überlieferung. Klar scheint, dass der junge wie geschäftstüchtige Apotheker Johannes Schröder die Idee einer Mineralwasserfabrikation um 1871 in den Ort trug. Was mochte hinter dieser „Beerdigung“ stecken? Als Firmengründer Johannes Schröder 1892 mit nur 46 Jahren starb, führten seine Witwe Catharina und seine beiden Schwestern Adelheid und Elise das Unternehmen als „Schröders Erben“ fort. Das Wasser für ihre Produkte wurde aus einem vor dem Haus befindlichen tiefen Brunnen gepumpt. In den nahen Kellerräumen wurde das Wasser destilliert, mit Kohlensäure sowie zusätzlichen Mineralien und Substanzen veredelt und abgefüllt.

Verkauft wurden die Wässer in Pfandflaschen – damals Patenflaschen genannt, deren Anschaffung einen beträchtlichen Teil des Betriebskapitals verschlang. Und hier lag ein großes Problem: Der Konsument fand die Flaschen mit ihren Klappverschlüssen so praktisch, dass nicht selten keine Rückführung erfolgte. Als Saftbehälter fanden sich bald große Mengen des Flaschenumlaufs in privaten Haushalten. Ein Ärgernis, dem auch nicht mit Prägungen wie „unverkäuflich“ oder „vor Fremdbefüllung wird gewarnt“ beizukommen war.