Archäologische Funde zeigen, dass das Land zwischen Oste und Elbe bereits seit Jahrtausenden besiedelt gewesen ist. In der unbedeichten Marsch hatten die regelmäßigen Sturmfluten und der Meeresspiegelanstieg allerdings einen unmittelbaren Einfluss auf die Marschenbewohner. Im Land Kehdingen konnten in Verbindung mit Forschungseinrichtungen und ehrenamtlichen Mitarbeitern spannende Erkenntnisse gewonnen werden, die Einblicke in eine vergangene Welt geben, die heute oft metertief verborgen ist! So zeigen zahlreiche Neufunde von ehemaligen Hafenorten bei Oederquart, Freiburg/Elbe und Drochtersen einen engen Kontakt zum römischen Imperium. Seit einigen Jahren belegen an der Elbe neu gefundene Schmuckstücke außerdem die Anwesenheit von Wikingern. Wie heute war die Elbe ein wichtiger Verkehrsweg, über den exotische Waren und Ideen ausgetauscht wurden. Der Strom war allerdings auch Einfallstor für Kriegszüge, wie sie beispielsweise von den Römern und den Nordmännern überliefert sind.
Die Ergebnisse der bis heute andauernden Forschungen werden in einem reich bebilderten Vortrag durch den Stader Kreisarchäologen zusammenfassend dargestellt.
Auf die historischen Entwicklungen des Naturraumes an der Elbe wird ebenfalls eingegangen. Wie war in den Elbmarschen ein Leben ohne die schützenden Deiche überhaupt möglich? Was wissen wir über die Entwicklung des Meeresspiegels in der Vergangenheit?
Der Vortrag findet am Sonntag, den 25.02.2024, 15:00 Uhr, im Natureum Niederelbe statt.
Neben der Ems und der Weser stellt die Elbe den größten Flusslauf Nordwestdeutschlands dar und erfüllt eine wichtige Funktion als Transportroute im modernen Im- und Exportgeschäft.
Dass diese Flüsse bereits zu Beginn des 1. Jahrtausends eine große Bedeutung als Verkehrsweg innegehabt haben und mit ihren naturräumlichen Gegebenheiten ideale Bedingungen für die Entwicklung von Handels- und Kommunikationsnetzwerken besaßen, ist unbestritten. Für den Weser-Ems-Raum liegen hier bereits zahlreiche Studien vor, die die Funktion, Struktur und Bedeutung während der Römischen Kaiserzeit aufzeigen, während die Einbindung und Rolle der Elbe während der Römischen Kaiser- und Völkerwanderungszeit weniger gut erforscht ist.
Hier will das Projekt „Verkehrsweg Elbe“ ansetzen, das im Rahmen des Programmes „Pro*Niedersachsen – Kulturelles Erbe – Sammlungen und Objekte“ vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert und von Dr. Saryn Schlotfeldt vom Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung (NIhK) geleitet wird. Ziel des Projektes ist es, das bislang bekannte und vor allem durch Metalldetektorprospektionen der Kreisarchäologie Stade zusammengetragene Fundmaterial zweier in der Elbmarsch gelegener Fundplätze bei Assel, Ldkr. Stade, wissenschaftlich auszuwerten. Das dort geborgene Fundmaterial sticht sowohl durch eine hohe Anzahl an Bunt- und Edelmetallfunden als auch Hinweise auf eine lokale Metallverarbeitung hervor. Es ist deshalb davon auszugehen, dass vor Ort eine außergewöhnlich große Siedlung bestand, für die Handwerk und Warenaustausch das wirtschaftliche Rückgrat bildete. Das Projekt strebt entsprechend an, das Wissen über die Bedeutung des Unterelberaumes im regionalen und überregionalen Kommunikationssystem der ersten fünf Jahrhunderten nach Chr. deutlich zu erweitern und in den überregionalen Kontext einzuordnen.
Zusätzlich zur archäologischen Betrachtung des Fundmaterials erfolgen weitere Materialanalysen die gesamtheitlich ausgewertet werden. Hierzu zählen metallurgische Untersuchungen die am Deutschen Bergbau-Museums Bochum erfolgen, Keramikanalysen und Untersuchungen organischer Reste, die von Dr. Katrin Struckmeyer und Christina Peek am NIhk durchgeführt werden sowie anthropologische Untersuchungen, die Dr. Silke Grefen-Peters übernehmen wird. Die Auswertung der Messergebnisse wird Einblicke in die im Boden verborgenen archäologischen Relikte und Reste von längst verlandeten Wasserwegen ermöglichen.
In den Jahren 2008 und 2009 führte die Stader Kreisarchäologie größere Ausgrabungen auf dem berühmten kaiserzeitlichen Urnengräberfeld von Apensen durch, da der Platz durch die landwirtschaftliche Nutzung stark gefährdet war und ist. Dabei wurden Hunderte Bestattungen entdeckt. Nur wenige Urnen waren noch so gut erhalten, dass sie annähernd komplett geborgen werden konnten. Diese so genannten Blockbergungen wurden dabei auf der Grabung fixiert und danach in das Fundmagazin verbracht.
Zur Bearbeitung dieser besonderen Funde sollte zu Beginn des Jahres nun ein gemeinsames Projekt mit der Arbeitsgemeinschaft Archäologie des Stader Geschichts- und Heimatvereins beginnen. Allerdings waren in den Räumlichkeiten der Kreisarchäologie die coronabedingten Abstandsregelungen nicht einzuhalten und das Projekt so nicht umsetzbar.
Das Mitglied der AG Franz Kraus, der in der Geschäftsführung des Feriendorfes Altes Land tätig ist, kam auf eine rettende Idee! Ein komplett eingerichtetes und ausreichend großes Zelt, das sonst für gesellige Runden genutzt wurde, wurde durch ihn als Ausweichquartier vorgeschlagen. Dort besteht genügend Platz, um die Abstände einhalten zu können. Außerdem ist die Frischluftzufuhr garantiert. Eine Heizung ermöglicht den Fortgang der Arbeiten auch bei den herbstlichen Temperaturen.
Es wurden bereits zahlreiche Urnen bearbeitet. Dabei wird der Leichenbrand separiert, um später anthropologisch bearbeitet werden zu können. Ab und an finden sich in den Gefäßen Metallbeigaben, die natürlich besonderes Interesse hervorrufen. Auch die Keramikgefäße sind zum Teil reich verziert.
Für das großartige ehrenamtliche Engagement danken wir den teilnehmenden Mitgliedern der AG und dabei insbesondere Franz Kraus sowie den Mitarbeitern der Feriendorf Altes Land Verwaltungsgesellschaft mbH in Hollern-Twielenfleth, ohne die das Vorhaben so nicht umsetzbar gewesen wäre.
Bei einer neun Gramm schweren Goldmünze, die im Dezember 2017 bei Fredenbeck gefunden worden ist, handelt es sich um ein weltweites Unikat. Der Sondengänger Matthias Glüsing hatte den sensationellen Fund gemacht. Bei der außergewöhnlichen Goldmünze handelt es sich um ein sogenanntes Multiplum des Kaisers Constans. Multipla sind besonders kostbare Prägungen gängiger römischer Münzen, die nur zu besonderen Anlässen herausgegeben und durch die römischen Kaiser im Rahmen feierlicher und besonderer Zeremonien an herausgehobene Persönlichkeiten überreicht wurden. Auch befreundete germanische Herrscher konnten mit den kaiserlichen Großmünzen ausgezeichnet werden.
Auf der Vorderseite der Münze ist die Büste des Kaisers Constans mit Diadem und Harnisch abgebildet. Constans wurde zwischen 320 und 323 geboren und im Februar 350 getötet. Die Münze wurde in den Jahren 342/343 in Siscia (heute Sisak/Kroatien) geprägt. Goldmultipla wurden im Gebiet außerhalb der ehemaligen römischen Reichsgrenzen bislang nur äußerst selten gefunden. Sie waren im freien Germanien besondere Statussymbole, mit denen germanische Herrscher ihre Macht legitimierten. Häufig trugen die Fürsten ihre Multipla ordensähnlich und repräsentativ um den Hals.
In den vergangenen Monaten war der Sensationsfund intensiv erforscht worden: Am Fundort wurde eine Ausgrabung durchgeführt und mit Metalldetektoren gesucht. Zusätzlich haben die Archäologen historische Karten und Luftbilder ausgewertet. Es gibt bisher gute Indizien für die Annahme, dass die Goldmünze an einem besonderen Ort geopfert worden ist.
Landrat Michael Roesberg würdigt das Engagement der Förderer: "Durch den Ankauf, der durch die Ernst von Siemens Kunststiftung, den Landschaftsverband Stade und den Landkreis Stade ermöglicht werden konnte, kann das Multiplum im Stader Museum Schwedenspeicher der Öffentlichkeit dauerhaft präsentiert werden. Dadurch ist unsere Museumslandschaft um eine einmalige Attraktion reicher. Hierfür ist den Geldgebern, dem Finder und dem Grundstückseigentümer sehr zu danken."
„Der Finder, die Denkmalpflege und die Museen Stade haben vorbildlich zusammengearbeitet. Eine Goldmünze von einzigartigem kulturellen Wert und Zeugnis der Verbindung des spätantiken römischen Kaisers Constans mit einem germanischen Herrscher kann so zukünftig nahe ihres Fundortes der Öffentlichkeit präsentiert werden. Gern hat die Ernst von Siemens Kunststiftung den Ankauf unterstützt“, freut sich Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.
Begeistert ist natürlich auch Dr. Sebastian Möllers, Direktor der Museen Stade: "Das Multiplum ist ein wirkliches Highlight für unsere erst kürzlich neu eröffnete Dauerausstellung zur Ur- und Frühgeschichte im Elbe-Weser-Dreieck." Das wertvolle Stück ist ab sofort im Museum Schwedenspeicher zu sehen.
Die im 3./4. Jahrhundert in den antiken Quellen auftauchenden Sachsen haben nichts mit dem heutigen gleichnamigen Bundesland zu tun, ihr Ursprung liegt vielmehr im nördlichen Niedersachsen und im westlichen Schleswig-Holstein. Zur Geschichte und Kultur dieses Stammes liefern die historischen Aufzeichnungen nur sehr spärliche Erkenntnisse. Die Sachsen waren für das Römische Imperium offenbar eine ständige Bedrohung: Sie operierten häufig als Seeräuber auf der Nordsee und suchten mit Plünderungszügen die Küsten Galliens und Britanniens heim. Daneben verdingten sie sich in der Spätantike in größerer Zahl als Söldner im römischen Militär.
In den letzten Jahrzehnten wurden insbesondere im Elbe-Weser-Gebiet zahlreiche Ausgrabungen durchgeführt, die entscheidende Hinweise zur Lebens- und Wirtschaftsweise sowie zur Sozialstruktur und Alltagskultur der Sachsen erbracht haben. Im Landkreis Stade sind die Forschungen auf einem der größten sächsischen Bestattungsplätze in Issendorf sowie das Gräberfeld Immenbeck hervorzuheben. In Issendorf wurden mehr als 6.000 Verstorbene beigesetzt, denen teilweise sehr wertvolle Objekte beigegeben wurden. Bemerkenswert sind hier neben den Waffen, Perlen und Schmuckstücken aus Edelmetall besonders die importierten Glasgefäße. Zu den Siedlungen wurde speziell in der Elbmarsch intensiv geforscht.
Während der Völkerwanderungszeit nutzten die Sachsen, die als Söldner oder Piraten die reichen römischen Provinzen kennen gelernt hatten, nun geschickt die Schwäche des Römischen Reiches aus. Als im Jahr 410 die meisten römischen Truppen die britische Insel verlassen hatten, kam es zu einem stetig wachsenden Zuzug von Sachsen. Sie eroberten insbesondere den Südteil des heutigen England. Dort wurden sächsische Königreiche gegründet, die Essex = Ostsachsen, Wessex = Westsachsen oder Sussex = Südsachsen genannt wurden. Auch die archäologischen Funde und Ortsnamen bezeugen die engen Verbindungen zwischen dem Elbe-Weser-Gebiet und England. Außerdem bestehen sehr große Übereinstimmungen im Erbgut der Menschen aus Ostengland und dem nördlichen Niedersachsen.
Der Kreisarchäologe Daniel Nösler wird über diese frühe Geschichte der Sachsen im Rahmen der Stammtischvorträge des Stader Geschichts- und Heimatvereins berichten. Der Vortrag findet am 4.01.2018, 17:00 Uhr, im Stader Inselrestaurant statt. Der Eintritt ist frei.
In zwei Publikationen zur niedersächsischen Archäologie sind wiederum zahlreiche Beiträge zur Archäologie des Landkreises Stade erschienen.
Im Heft 20 von Archäologie in Niedersachsen mit dem Schwerpunktthema "Methoden des Suchens und Findens" sind folgende Artikel enthalten:
Dietrich Alsdorf, "Vermittels eines Sucheisens sehr wohl zu finden". Frühe Grabungsmethoden auf der Stader Geest des 18. Jahrhunderts.
Andrea Finck und Andreas Schäfer, Eisenzeitliche Urnen im Neubaugebiet "Heidesiedlung" in Stade-Riensförde.
Donat Wehner, Schenke im Schlick. Die Ausgrabungen an der Krughörne bei Blumenthal im Landkreis Stade.
A. Hüser, St. Wolters, I. Laroque-Tobler, S. Mahlstedt und D. Enters, Von Sedimenten, Zuckmühlen, Pollen und kleinen Steinen. Suchen und Finden des Mesolithikums an Pingo-Ruinen.
Dietrich Alsdorf, Verdrängtes Grauen - Stades letzte Richtstätte.
Die wichtigsten niedersächsischen Ausgrabungen und Funde werden regelmäßig in der Fundchronik im Beiheft der Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte publiziert. Die Kreisarchäologie hat für das Jahr 2015 46 interessante Beiträge von A wie Apensen bis O wie Oldendorf beigesteuert. Sie umfassen zeitlich den Rahmen von der Altsteinzeit bis zur Gegenwart.
Vor etwas mehr als einem Jahr ging im Harsefelder Neubaugebiet "Am Redder III" die flächenmäßig größte Ausgrabung des Landkreises Stade erfolgreich zu Ende. Fast ein halbes Jahr lang haben Archäologen der Grabungsfirma ArchaeoFirm auf fast 5 Hektar Fläche spannende Funde von der Jungsteinzeit bis zur Völkerwanderungszeit und somit aus einer Zeitspanne von 4000 Jahren gemacht.
Nachdem nun die Grabung ausgewertet ist und viele Funde restauriert sind, wollen wir der Öffentlichkeit erste Ergebnisse präsentieren. Daneben werden interessante Objekte gezeigt, die in den letzten beiden Jahren durch unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter Nils Bludau, André Jeske und Torben Schuback geborgen wurden.
Am Donnerstag, 13. Oktober 2016, um 17.00 Uhr, wird im Museum Harsefeld die von der Stader Kreisarchäologie konzipierte Sonderausstellung "Die größte Grabung des Landkreises Stade - Die archäologischen Untersuchungen im Harsefelder Baugebiet Redder III" eröffnet. Die Schau wird bis zum 23. April 2017 zu sehen sein.
Zu dieser Veranstaltung laden wir Sie und Ihre Begleitung herzlich ein.
Eine Einführung in die Ausstellung erfolgt durch den Kreisarchäologen Daniel Nösler.
Kürzlich sind zwei Publikationen zur niedersächsischen Archäologie mit Beiträgen des Kreisarchäologen erschienen.
In Heft 18 von Archäologie in Niedersachsen stellt Daniel Nösler in seinem Aufsatz Dunkle Geschichte am Elbstrand. Relikte der "Operation Gomorrha" die Funde und historischen Hintergründe zum Trümmerstrand an der Elbe bei Borstel vor.
Die wichtigsten niedersächsischen Ausgrabungen und Funde werden regelmäßig in der Fundchronik im Beiheft der Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte publiziert. Die Kreisarchäologie hat für das Jahr 2013 21 interessante Beiträge von A wie Apensen bis W wie Wohlerst beigesteuert. Sie umfassen zeitlich den Rahmen von der Mittelsteinzeit bis zur Gegenwart.
Schon vor 3.000 bis 2.500 Jahren war der Raum zwischen Harsefeld und dem Urwald „Braken“ ein begehrtes Wohngebiet. Archäologen der Grabungsfirma ArchaeoFirm, die im Auftrag des Landkreises Stade ein künftiges Baugebiet untersuchen, haben hier Spuren einer Siedlung der Bronze- und Eisenzeit gefunden.
Unter Leitung der Archäologin Freia Tröger hat das Forscherteam auf einer Fläche von rund 4,5 Hektar spannende Entdeckungen gemacht. Es handelt sich damit um die flächenmäßig größte Ausgrabung, die jemals im Landkreis Stade durchgeführt worden ist.
Die meisten Befunde stammen von einer Siedlung der jüngeren Bronzezeit und älteren Eisenzeit (1.000-500 v. Chr.). Zu dieser Zeit hat hier über längere Zeit ein größeres Dorf bestanden. Dokumentiert wurden eine Vielzahl von Brunnen, Zisternen, Gruben, Pfosten und Feuerstellen, die z.T. außergewöhnlich viel und sehr gut erhaltene Keramik erbracht haben. Darunter auch solche Formen, die bislang in unserem Raum noch nicht gefunden worden sind. Herausragend ist ein Stempel aus Keramik. Solche Stücke gibt es bislang aus dieser Zeit in Norddeutschland noch überhaupt nicht. Möglicherweise ist dieses Stück ein Beleg für Kontakte nach Süddeutschland oder in den Balkanraum.
Weiterhin wurden Hinterlassenschaften (darunter eine Fibel) aus der Kaiserzeit (100-200 nach Christus) aufgedeckt, die als Siedlung zu dem berühmten langobardischen Gräberfeld in der Ortsmitte gedeutet werden kann.
Eine Schmuckstück aus dem 5. Jahrhundert zeigt eindrucksvoll die Auswirkungen der Völkerwanderungszeit. Sachsen, auch aus dem Stader Raum, waren nach dem Zerfall des Römischen Reiches maßgeblich an der Besiedlung Englands beteiligt. Sie bildeten dort angelsächsische Königreiche. Daher findet man genau identische Fibeln auch auf der britischen Insel.
Dass bei Harsefeld schon vor über 5.000 Jahren von Menschen lebten, beweist ein jungsteinzeitliches Beil aus Feuerstein.
Einen ersten publizierten Vorbericht über die Grabungsergebnisse finden Sie hier.
Bei Erschließungsarbeiten für ein Wohngebiet in Groß Fredenbeck wurden in den 1990er Jahren Teile einer Siedlung der Völkerwanderungszeit dokumentiert. Von den damals geborgenen Funden ist insbesondere die in einem völkerwanderungszeitlichen Brunnen geborgene hölzerne Leiter hervorzuheben, die Sie hier in der Ausstellung bewundern können. Im Vorfeld eines weiteren Neubaugebietes wurden bei einer von ArchaeoFirm durchgeführten Ausgrabung erneut über 400 Befunde aufgedeckt. 330 davon sind Pfostengruben, die sich zu mehreren Langhäusern rekonstruieren lassen. Neben den Langhäusern sind auch vier Grubenhäuser und ein kleinerer Hausgrundriss mit umlaufendem Wandgräbchen nachgewiesen.
Ein 3,20 m durchmessender, im Profil trichterförmiger, über 2,00 m tiefer Brunnen stellte die Wasserversorgung der Siedlung sicher. Aus der Brunnenverfüllung konnte ein halber Mühlstein geborgen werden, aus einer Grube kamen weitere Mühlsteine zutage. Neben Gräbchen, flachen Brandgruben und teils sehr keramikhaltigen Abfallgruben wurden auch zwei Gruben dokumentiert, die möglicherweise als Steinlager zur Mühlsteinherstellung genutzt wurden.
Das umfangreiche Keramikinventar weist auf eine Besiedlung von der Römischen Kaiserzeit bis zur Völkerwanderungszeit hin. Bei Detektorbegehungen fanden sich u.a. zwei völkerwanderungszeitliche Fibeln, ein Armringfragment und ein Bleispinnwirtel.
In der Nordhälfte ziehen neuzeitliche Wegespuren von Südwesten nach Nordosten über die Grabungsfläche und überlagern oder stören die älteren Befunde. Sie gehören zu einer älteren Wegeverbindung, die in Richtung Stade geführt hat und von der sich eindrucksvolle Hohlwegspuren an einer ehemaligen Furt über den Deinster Mühlenbach erhalten haben.