Die neuesten archäologischen Entdeckungen aus dem Alten Land wird der Kreisarchäologe Daniel Nösler am 20. Oktober 2015, um 19:30 Uhr, im Restaurant Windmüller in Steinkirchen in seinem Vortrag vorstellen. Wie der Titel „Von Jägern und Sammlern bis zu den Holländern - Die Archäologie des Alten Landes“ vermuten läßt, wird hierbei die Menschheitsgeschichte der letzten 200.000 Jahre bis zum Beginn der Hollerkolonisation beleuchtet. In der Präsentation werden außerdem die neuesten Forschungsergebnisse zur Archäologie der angrenzenden Elbmarschen vorgestellt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den aktuellen Funden, die sehr enge Beziehungen zum römischen Imperium belegen.
Auf die historischen Entwicklungen des Naturraumes der Elbe wird ebenfalls eingegangen. Wie war in den Elbmarschen ein Leben ohne die schützenden Deiche überhaupt möglich? Wie verhielt sich der Meeresspiegel in der Vergangenheit?
Der Eintritt ist frei. Nähere Informationen finden Sie hier: http://www.majestaeten-altesland.de/KV/
Kürzlich sind zwei Publikationen zur niedersächsischen Archäologie mit Beiträgen des Kreisarchäologen erschienen.
In Heft 18 von Archäologie in Niedersachsen stellt Daniel Nösler in seinem Aufsatz Dunkle Geschichte am Elbstrand. Relikte der "Operation Gomorrha" die Funde und historischen Hintergründe zum Trümmerstrand an der Elbe bei Borstel vor.
Die wichtigsten niedersächsischen Ausgrabungen und Funde werden regelmäßig in der Fundchronik im Beiheft der Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte publiziert. Die Kreisarchäologie hat für das Jahr 2013 21 interessante Beiträge von A wie Apensen bis W wie Wohlerst beigesteuert. Sie umfassen zeitlich den Rahmen von der Mittelsteinzeit bis zur Gegenwart.
Seit fast einhundert Jahren gibt das Moor zwischen Hammah und Groß Sterneberg immer wieder Geheimnisse preis. Im Nordteil einer Sandinsel kam im Jahr 1913 ein Megalithgrab zum Vorschein, da das umliegende Moor zur Torfgewinnung entwässert worden war. Durch die zunehmende Moorsackung wurden in den folgenden Jahrzehnten außerdem bronzezeitliche Hügelgräber sichtbar, von denen man einige in den Jahren 1948 und 1983 ausgegraben hat. An Beigaben fanden sich u.a. Bronzedolche, eine bronzene Pinzette, eine Bronzefibel und Feuersteinpfeilspitzen.
Die einzigartige Fundlandschaft bei Hammah bezeugt den Klimawandel der vergangenen Jahrtausende, denn durch das nacheiszeitliche Ansteigen des Meeresspiegels erhöhte sich im Binnenland der Grundwasserspiegel und das Klima wurde feuchter. Dies war der Ausgangspunkt für das Wachstum der ausgedehnten Moore auch in Kehdingen. Um das Alter der Torfschichten zu klären, wurden zusammen mit dem Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung Pollenanalysen durchgeführt. Das umliegende Hochmoor begann vor mehr als 7000 Jahren zu wachsen und umschloss ab 750 v. Chr. vollständig die Grabmonumente.
Um weitere eventuell noch unter den Torfschichten verborgene Grabanlagen aufzuspüren, wurde die Toteninsel durch Studenten der HafenCity Universität Hamburg unter der Leitung von Prof. Thomas Kersten mit einem hochauflösenden Laserscanner vermessen. Durch dieses Verfahren lassen sich auch kleinste Erhebungen zentimetergenau darstellen, die im Gelände kaum noch wahrnehmbar sind. Das Meßbild läßt vier Grabhügel sicher erkennen, zwei weitere sind zu vermuten.
In vielen Privatsammlungen und Heimatmuseen befinden sich archäologische Objekte von sehr hohem wissenschaftlichen Wert. Daher werden diese Funde derzeit durch die Kreisarchäologie Stade Schritt für Schritt erfasst und wissenschaftlich ausgewertet. Auch im "Heimathus op de Heidloh" in Kutenholz werden einige herausragende Funde wie Flintbeile, Steinäxte und Feuersteindolche ausgestellt, die derzeit für das Archäologische Archiv aufgenommen werden.
Ein Flintdolch aus Kutenholz verdient besondere Erwähnung, da er aus einem besonderen Rohstoff gefertigt wurde. Es handelt sich um den sogenannten Helgoländer Plattenflint, der nur auf der Insel Helgoland vorkommt und durch charakteristische Einschlüsse gekennzeichnet ist. Der Feuersteindolch (Typ IB nach Kühn) wurde in der späten Jungsteinzeit hergestellt und ist somit mehr als 4.000 Jahre alt. Diese fein gearbeiteten Geräte zeugen von der in der damaligen Zeit hochentwickelten Flinttechnologie.
Helgoland war bereits vor mehr als 12.000 Jahren Ziel von Menschen, die dort insbesondere nach dem begehrten roten Helgoländer Flint suchten, um aus ihm Werkzeuge herzustellen. Diese einzigartige Feuersteinvarietät ist eine geologische Besonderheit, die wie der Plattenflint nur auf Helgoland vorkommt und sich daher ideal zum Nachweis von Handelsnetzwerken eignet. Konnte man die Insel anfangs noch auf dem Landweg erreichen, machte der nach der Eiszeit rasant ansteigende Meeresspiegel aus den Felsen eine Hochseeinsel, die nur noch auf dem Seeweg zu erreichen war. Aus dem roten Feuerstein wurden vom Spätpaläolithikum bis in die Eisenzeit wunderschöne Geräte hergestellt, die man von den Niederlanden, über Deutschland bis nach Dänemark gefunden hat. Weitere Informationen finden Sie hier und hier.
In einem Moorgebiet bei Oersdorf befindet sich die älteste Wallanlage des Landkreises Stade, die immer noch viele Rätsel aufgibt. In den letzten Jahren wurde dieser Platz mit verschiedenen Methoden erforscht: Hierzu gehörten geomagnetische Messungen, ein terrestrischer Laserscan, pollenanalytische Untersuchungen, die Auswertung historischer Luftbilder und eine archäologische Ausgrabung.
Die Forschungen an der stark zerstörten Wallanlage wurden auch im Jahr 2014 weiter fortgesetzt. Die unter Grünland befindliche Hauptfläche sollte umgebrochen und dabei die Reste der Wall-Graben-Konstruktion eingeebnet werden. Es konnte erreicht werden, dass ein ca. 25 m breiter Streifen des Wallbereiches von der Bearbeitung ausgespart blieb. Zu diesem Zeitpunkt wurde durch den Stader Luftbildfotografen Martin Elsen eine Reihe von Luftaufnahmen durchgeführt. Durch das ausgezeichnete Schräglicht eines klaren Dezembertages wurden die stark überpflügten Strukturen sehr gut sichtbar.
Auf der umgebrochenen und abgeregneten Fläche wurden durch Mitarbeiter der Kreisarchäologie eine Oberflächenprospektion und eine Begehung mit der Metallsonde durchgeführt, um datierendes Fundmaterial zu gewinnen. Die Fundobjekte auf der ca. 2,2 ha großen begangenen Fläche wurden alle mit einem GPS einzeln eingemessen. Es traten einige urgeschichtliche Feuersteinartefakte auf, darunter Abschläge, eine Klinge und zwei Schaber.
Zusammenfassungen der Forschungen der letzten Jahre finden Sie hier: Artikel 1, Artikel 2 und Artikel 3.