Ausgrabung Aktuell

Der Archäo-Blog für die Region rund um Stade. Hier erfahren Sie stets, was es für Neuigkeiten rund um das Thema Archäologie gibt. Stadt- und Kreisarchäologie berichten gemeinsam mit dem Museum über neue Forschungen, Funde und aktuelle Ausgrabungen.

Forschung | Zeitstufen: Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Daniel Nösler | 20.11.2016 Landkreis Stade

Dem Kloster Himmelpforten auf der Spur

Im alten Ortskern von Himmelpforten befand sich bis in das Jahr 1647 das Zisterzienserrinnenkloster Porta Coeli. Es war um 1250 zunächst in Rahden bei Lamstedt, Lkr. Cuxhaven, gegründet worden und wurde dann um 1255 aus politischen Gründen in das Dorf Eulsete verlegt. Die villa Eulsete wurde später nach dem Kloster in Himmelpforten umbenannt.

Von der Abtei kündet heute nur noch die umgestaltete und verkleinerte St. Marienkirche, denn nach den verheerenden Zerstörungen des 30jährigen Krieges und des Nordischen Krieges wurden die Ruinen gänzlich abgetragen. Über das Aussehen des Klosters ist daher nichts bekannt.

Derzeit ist im Bereich des ehemaligen Klosters die Errichtung eines Einkaufszentrums geplant. Obwohl bereits große Flächen modern überbaut sind, existieren noch einige Areale, in deren Untergrund sich Überreste der Abtei erhalten haben könnten.

Die Berliner Firma easternatlas hat kürzlich im Auftrag der Kreisarchäologie Stade einige betroffene Flächen mit einem Georadar untersucht. Mit dieser Methode ist es möglich, im Boden verborgene Relikte wie Fundamente, Keller, Gräber, Brunnen usw. sichtbar zu machen. Wir erhoffen uns dadurch erste Einblicke in die Struktur des Klosters und zur Lage weiterer historischer Gebäude. Nach Auswertung der Messungen wird es möglich sein, die im Vorfeld der Baumaßnahmen notwendigen Rettungsgrabungen detaillierter planen zu können.

Forschung | Zeitstufen: Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Daniel Nösler | 10.08.2016 Landkreis Stade

Geköpft und gepfählt - Archäologen auf der Jagd nach den Untoten

Am 8. August 2016 ist das von der Wissenschaftsjournalistin Dr. Angelika Franz und dem Stader Kreisarchäologen Daniel Nösler verfasste Buch "Geköpft und gepfählt. Archäologen auf der Jagd nach den Untoten" im Konrad Theiss-Verlag Darmstadt erschienen. Das Werk und weitere Informationen gibt es direkt beim Verlag.

Die Furcht vor Untoten ist so alt wie die Menschheit und die Bestattungen von Vampiren oder Wiedergängern finden sich nicht nur in den Karpaten oder Polen, sondern ebenso in Mockersdorf in der Oberpfalz oder im Mittelburgenland in Österreich. Mitten in Europa. Wir haben uns auf die Spurensuche gemacht, ja das ein oder andere Grab selbst gefunden. Doch wir sind dabei auch der Frage nachgegangen, welches Schicksal der Untote vor seinem Tod erlitten haben muss, und aus welcher Not heraus Menschen das Gebot der Totenruhe gebrochen haben. Wir fanden ein düsteres Stück unserer Kulturgeschichte.

Am 19. August 2016 um 20:00 Uhr findet in der historischen Friedhofskapelle auf dem Alten Finkenwerder Friedhof in Hamburg-Finkenwerder eine Lesung der beiden Autoren statt. Die Kapelle finden Sie hier. Um Voranmeldung zu dieser Veranstaltung wird unter buecherinsel@buecherfink.de gebeten.

Weitere Veranstaltungen finden an folgenden Terminen statt:

19. Oktober 2016, 19:00 Uhr
Vortrag bei der Archäologischen Gesellschaft im Landkreis Rotenburg (Wümme)
City Passage Zeven

29. Oktober 2016
Landesmuseum Hannover
Familientag

2. November 2016
Antiquity Slam, 20:00 Uhr
Neues Museum Berlin, Griechischer Hof

6. November 2016, 17:00 und 19:00 Uhr
Hamburger Unterwelten

11. November 2016, 19:00 Uhr
Museum für Sepulkralkultur, Kassel

17. November 2016, 19:00 Uhr
AbendLese, WBG-Literarium, Darmstadt

Forschung, Ausgrabung | Zeitstufen: Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Andra Fink / Dr. Andreas Schäfer | 08.08.2016 Landkreis Stade

Vorburgsiedlung zur Schwedenschanze entdeckt

Seit einigen Jahren ist die Stadtarchäologie der Hansestadt Stade auf der Suche nach der Vorburgsiedlung des bei Groß Thun direkt an der Schwinge gelegenen frühmittelalterlichen Burgwalls „Schwedenschanze“. Nur 200 Meter von der Burganlage entfernt wurde kürzlich ein Gehöft abgerissen, um Platz für zwei Neubauten zu schaffen. Im Vorfeld der Baumaßnahmen führte die Stadtarchäologie eine Ausgrabung durch, bei der zwei Grubenhäuser, eine Einfriedung, Gruben sowie diverse Pfostengruben dokumentiert werden konnten. Die beiden 4-Pfosten-Grubenhäuser sind mit einer Grundfläche von 4 x 3,8 Metern ungewöhnlich groß. Ein Grubenhaus weist eine rechteckige Herdpflasterung aus flachen Feldsteinen auf, aus der Verfüllung des zweiten Grubenhauses stammen Webgewichtsbruchstücke. In den Befunden wurde frühmittelalterliche Keramik geborgen, die sowohl in der Herstellungsart, als auch in der Datierung zu den in der „Schwedenschanze“ ergrabenen Gefäßfragmenten passt.
Direkt südlich der Grubenhäuser lag eine grabenartige Einfriedung, die das gesamte Baugelände von West nach Ost querte. Hinweise auf einen etwa fünf Meter breiten Pfostenbau lieferten einige Pfostengruben. Die genaue Ausdehnung des Gebäudes lässt sich aufgrund einer neuzeitlichen Störung (Keller eines neuzeitlichen Hauses) nicht ermitteln. Mit dieser Ausgrabung konnte endlich der Nachweis einer Vorburgsiedlung zur „Schwedenschanze“ erbracht werden und untermauert damit die These, dass die heutigen Dörfer in der Region häufig eine Platzkontinuität bis in das Frühmittelalter aufweisen.

Forschung | Zeitstufen: Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Daniel Nösler | 16.03.2016 Landkreis Stade

Mittelalterarchäologie zwischen Elbe und Weser

Einen gewichtigen Aufsatz "Mittelalterarchäologie im Elbe-Weser-Dreieck. Forschungsgeschichte, Forschungsfelder, Perspektiven" haben Stefan Hesse, Kreisarchäologe des Landkreises Rotenburg (Wümme), und Daniel Nösler, Kreisarchäologe des Landkreises Stade, im neu erschienenen Stader Jahrbuch vorgelegt.

Auf 103 Seiten werden Einblicke in die Forschungsgeschichte der Archäologie des Mittelalters, die handelnden Akteure, die Forschungsschwerpunkte und interdisziplinäre Ansätze gegeben. Ein Fokus liegt auf Untersuchungen an Burgen, Klöstern und Kirchen, dem Bestattungswesen sowie der Stadtarchäologie. Auch die ländlichen Siedlungen sowie der Wurten- und Deichbau und das Verkehrswesen werden behandelt. In einem Ausblick werden Forschungsdesiderate und -perspektiven aufgezeigt. Die digitale Ausgabe des Artikels kann hier eingesehen werden.

Das Stader Jahrbuch 2015 ist unter dem Titel „Der Elbe-Weser-Raum im Mittelalter“ im Selbstverlag des Stader Geschichts- und Heimatverein erschienen und wurde am 15. März 2016 im Niedersächsischen Landesarchiv, Standort Stade, feierlich vorgestellt. Es zählt 368 Seiten, umfasst neun Aufsätze, darunter ein Beitrag zu "Forschungen an den Schulen", enthält zahlreiche Rezensionen und kostet 15 Euro. Erhältlich ist es in allen Buchhandlungen; ISSN 0930-8946.

Forschung | Zeitstufen: Römische Kaiserzeit Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Daniel Nösler | 14.03.2016 Landkreis Stade

Kolloquium zur Römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit in Agathenburg

Am 9. und 10. Oktober 2015 fand auf Einladung von Daniel Nösler von der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Stade das Marschenrats-Juniorkolloquium im Schloss Agathenburg statt. 21 Nachwuchswissenschaftler aus Baden-Württemberg, Berlin, Niedersachsen und Schleswig-Holstein kamen zusammen, um sich zu aktuellen Forschungen zum Thema „Archäometallurgische Aspekte und Analysemöglichkeiten bei der Auswertung kaiserzeitlicher und völkerwanderungszeitlicher Siedlungen“ auszutauschen. Das Kolloquium wurde von Ivonne Baier und Jan Bock (beide Georg-August-Universität Göttingen) organisiert.

Es wurden neun Referate gehalten, die von den Teilnehmern angeregt diskutiert wurden. Die Kurzzusammenfassungen der Vorträge des Juniorkolloquiums sind in den kürzlich erschienenen Nachrichten des Marschenrates 2015 nachzulesen:
IRIS AUFDERHAAR: Werkplätze der Edel- und Buntmetallverarbeitung. Aufbau – Ausstattung – Archäologischer Befund
JAN BOCK: Metallgewinnung und -verarbeitung in Groß Meckelsen
SARYN SCHLOTFELDT: Neue interdisziplinäre Forschungen am kaiser- bis völkerwanderungszeitlichen Ufermarkt Elsfleth-Hogenkamp, Ldkr. Wesermarsch
DANIEL DÜBNER: Flögeln, Loxstedt, Feddersen Wierde. Metallfunde aus großen Siedlungs-Altgrabungen im Vergleich
BENTE SVEN MAJCHCZACK: Grubenhaussiedlung und Handelsplatz? Tinnum auf Sylt in Völkerwanderungszeit und Frühmittelalter
ULF ARNE SCHMIDT: Eine kaiserzeitliche Siedlung mit Eisenverhüttung in Westerholz, Ldkr. Rotenburg (Wümme)
KARL JOHANN OFFERMANN: Eisenzeitliche Muschelhaufen am Windebyer Noor – Eine Neubewertung
DANIEL NÖSLER: Methodik und Ergebnisse von Detektorprospektionen auf Siedlungen der Römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit im Landkreis Stade

Forschung | Zeitstufen: Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Daniel Nösler | 21.01.2016 Landkreis Stade

Vortrag am 3. März 2016 : Untote - Wiedergänger - Vampire. Die Archäologie des „lebenden Leichnams“

Vampire oder Zombies sind durch ihre Präsentation in Filmen oder der Literatur ein fester Bestandteil der Gegenwartskultur. In früheren Zeiten war der Glaube an Untote oder Wiedergänger weit verbreitet. Insbesondere in Zeiten von Krisen wie Seuchen oder Krieg konnte sich die Angst vor den lebenden Toten zur Hysterie ausweiten.

Auf Gräberfeldern von der Urgeschichte bis zur Neuzeit werden immer wieder Sonderbestattungen angetroffen, die apotropäische Vorkehrungen vermuten lassen, mit denen der Schadzauber der Untoten gebannt werden sollte. Hierzu gehören insbesondere Pfählungen, Versteinungen, ungewöhnliche Skelettlagen usw.

Im Rahmen des Vortrages werden instruktive Befunde möglicher Gräber von Wiedergängern oder Nachzehrern vorgestellt und analysiert. Zur Interpretation der zahlreichen Befunde werden außerdem die reichlich vorhandenen volkskundlichenen und historischen Belege herangezogen. Auch heute leben im Bestattungsbrauchtum noch Rituale weiter, deren Wurzel in der Furcht vor Untoten begründet ist.

Der Vortrag findet am 3. März 2016 um 17:00 Uhr im Rahmen der Stammtischvorträge des Stader Geschichts- und Heimatvereins im Insel-Restaurant Stade statt. Der Eintritt ist frei.