Vor mehr als 1.500 Jahren gab es sehr enge Kontakte zwischen dem Römischen Reich und den an der Niederelbe siedelnden Germanen. Archäologische Befunde belegen für Kehdingen eine rege Handelstätigkeit mit dem Imperium, aber auch die Anwesenheit von Veteranen, die nach ihrem Dienst im römischen Heer wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Exklusive Luxusgüter zeigen außerdem die Anwesenheit einer hier lebenden sächsischen Elite.
In dem Vortrag wird ebenso auf die Lebensverhältnisse der damaligen bäuerlichen Bevölkerung eingegangen. Wie konnten die Marschenbewohner ohne den Schutz der Deich überleben?
Auch im Frühmittelalter zeigen die archäologischen Objekte weitreichende Handelsbeziehungen und zeugen von der fortwährenden Bedeutung Nordkehdingens. Anhand der bisherigen Untersuchungen kann davon ausgegangen werden, dass bei Freiburg für etwa 1.000 Jahre ein wichtiger Hafenort und Handelsplatz existiert hat, dessen bedeutende Funde an der Unterelbe bislang ohne Vergleich sind. Im frühen 11. Jahrhundert verlor der Ort jedoch seine Bedeutung. Die Ursachen hierfür sind noch nicht abschließend geklärt.
Die nunmehr drei Jahre andauernden intensiven Forschungen zur Archäologie in Nordkehdingen werden umfassend präsentiert und beleuchten eindrucksvoll die kaum erforschte Frühgeschichte dieser interessanten Region.
Der Vortrag findet am 12.04.2017 um 19:30 Uhr im Historischen Kornspeicher Freiburg statt.
Im Jahr 2017 jähren sich zwei der schwersten Hochwasserkatastrophen, die das Alte Land je erlebt hat. 55 Jahre nach der verheerenden Flut von 1962 und 300 Jahre nach der dramatischen Weihnachtsflut von 1717 wird in der Ausstellung „Stummen Zeugen großer Katastrophen – Die Bracks im Alten Land und Buxtehude“ an die zerstörerische Kraft der Sturmfluten erinnert.
Die Bracks zeugen vom ewigen Ringen des Menschen gegen die Gewalt der Wassermassen – und von seinem Scheitern in historischer Zeit. Es handelt sich um Auskolkungen, die durch die enorme Kraft des durch den Deich brechenden Wassers entstanden sind. In den vergangenen Jahrhunderten waren die Schutzwälle aufgrund ihrer Konstruktion und nicht immer ausreichenden Unterhaltung bei starken Sturmfluten sehr anfällig und brachen dementsprechend häufig. Wenn das Wasser zurückgegangen war und die Deiche meist notdürftig Instand gesetzt waren, blieben neben den vernichteten Existenzen die grundlosen Bracks zurück.
Diese Kolke sind heute vielfach als Kulturdenkmale und Naturschutzgebiete geschützt, da sie zum einen interessante Relikte der Deich- und Sturmflutgeschichte darstellen und zum anderen sich zu wertvollen Biotopen entwickelt haben. Im Landkreis Stade hatte bereits Hans Peter Siemens, der damalige Pfleger für Naturdenkmäler des Kreises Jork, das ökologische Potential der Bracks erkannt und im Jahr 1932 alle Altländer Relikte in seinem Manuskript "Die Deichkolke des Kreises Jork als Naturdenkmäler" vereinigt und beschrieben. Siemens hatte zum ersten Mal in Deutschland überhaupt in einer Landschaft alle Bracks systematisch erfasst und historisch erforscht.
Der Verein zur Förderung und Erhaltung Altländer Kultur hat in Zusammenarbeit mit der Jorker Archivarin Susanne Höft-Schorpp und dem Kreisarchäologen Daniel Nösler das Werk überarbeitet, neue Fotos erstellt und Bracks ergänzt, die nach 1932 entstanden waren. Sie haben nicht nur das Buch herausgegeben, sondern aus dem Material auch eine Ausstellung entwickelt, die die heute noch in der Landschaft vorhandenen Bracks und ihre Geschichte zeigt.
Die Ausstellung ist ab dem 1. April 2017 im Museum Altes Land zu sehen. Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag von 11:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet.
Das Buch ist für den Preis von 15 € ab dem 1. April 2017 zu erwerben:
im Altländer Archiv, Westerladekop 4, Jork
im Museum Altes Land, Westerjork 49, Jork
in der Drogerie Hubert, Jork und
in der Tourismuszentrale, Westerjork 10
Der zertifizierte Sondengänger Torben Schuback staunte nicht schlecht, als er an einem Radweg bei Horneburg einen australischen Uniformknopf aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckte. In der Mitte des verbeulten Fundstücks prangt der australische Kontinent unter der britischen Krone, umrandet von dem Schriftzug „Australian Military Forces“. Schuback hatte einen australischen Uniformknopf gefunden.
Wie aber kam das Stück hierher? Australische Truppen hatten im Zweiten Weltkrieg nicht auf deutschem Boden gekämpft. Entsprechend konnte es auch keine Kriegsgefangenen gegeben haben, die bei den Horneburger Bauern Zwangsdienste leisteten. Und nach dem Krieg kontrollierten die Briten die Nordwestzone ohne jegliche Beteiligung von Australiern. Wem also mochte der Knopf von der Uniform gefallen sein? Dietrich Alsdorf von der Stader Kreisarchäologie erinnerte sich sofort an eine Geschichte, die er schon vor 20 Jahren von dem Horneburger Zeitzeugen Helmut Schering gehört hatte. Kurz nach dem Krieg herrschte für einige Wochen große Aufregung in der Umgebung, als britische Filmteams die Dörfer belagerten. Sie drehten das Kriegsepos „Das gefangene Herz”. „The Captive Heart” lautete der Originaltitel des Films, der schon 1946 mit großem Erfolg in den englischen und auch deutschen Kinos gezeigt werden sollte.
Die meisten Szenen wurden in einem ehemaligen deutschen Kriegsgefangenenlager in Westertimke und Umgebung gedreht – Orte, an denen nur Monate zuvor tatsächlich noch Briten interniert waren. Für andere Szenen aber, darunter die lange Anfangssequenz des Films, dienten die Felder um Horneburg als Kulisse. Helmut Schering war als 15-jähriger Schüler bei den Dreharbeiten dabei gewesen.
Im Film schleppt sich eine lange Kolonne britischer Kriegsgefangener auf dem Weg dem Lager entgegen, an der Uniformknopf gefunden wurde. Kurz nach dem Krieg musste während der Dreharbeiten vieles improvisiert werden. Die Hauptrollen des Films wurden zwar von professionellen Schauspielern besetzt, bei den meisten Statisten aber handelte es sich um britische Soldaten, die als Kostüme einfach alte, verschlissene Uniformen aus den Beständen überzogen. Darunter offenbar auch eine, die den Weg von Australien nach Deutschland gefunden hatte – mit einem losen Knopf an der Jacke. Auch einige Horneburger wurden als Komparsen verpflichtet. So ist auf dem Gefangenenzug das Pferdegespann eines Bauern zu sehen, beladen mit “verwundeten” Dorfbewohnern.
Eine erneute Suche brachte weitere Requisitenteile ans Licht. Schuback und Alsdorf fanden einen weiteren Knopf von einer britischen Uniform sowie ein Mützenabzeichen der „Queen’s Own Cameron Highlanders“, einer schottischen Einheit.