Die Anwendung von LIDAR-Systemen hat in den letzten zwei Jahrzehnten wie kaum eine andere Methode zu neuen revolutionären Erkenntnissen in der Archäologie geführt. LIDAR ist die Abkürzung für „light detection and ranging“ und bezeichnet eine Methode der Fernerkundung, bei der ein Laserscanner an einem Flugzeug oder Hubschrauber angebracht ist. Die Erdoberfläche wird dann in Streifen überflogen und mit dem Laserstrahl in hoher Punktdichte abgetastet. Gleichzeitig wird die Position des Luftfahrzeuges permanent und genau durch ein GPS bestimmt.
Ein aus den LIDAR-Daten errechnetes DGM liegt seit kurzem flächendeckend für den Landkreis Stade vor und wurde intensiv ausgewertet. Die größte Überraschung war hierbei das in vielen Waldflächen fast flächendeckende Auftreten von gitterartig verlaufenden flachen Wällen, die zu eisenzeitlichen Ackerfluren vom Typ Celtic Field gehören. Ihre Hauptnutzungsphase umfasst die jüngere Bronzezeit, vorrömische Eisenzeit und ältere Römische Kaiserzeit. Auch wenn diese Bezeichnung es vielleicht vermuten lässt, haben diese Felder ethnisch nichts mit den Kelten zutun, vielmehr handelt es sich um einen Terminus technicus, der im Jahr 1923 in England eingeführt wurde.
Generell dürfte von den Celtic Fields bis heute nur noch ein sehr geringer Teil überdauert haben, da ihre Spuren in vielen Regionen durch die jahrhundertlange Landnutzung verschwunden sind.
Ein im Landkreis Stade neu entdecktes Celtic Field in einem Forst bei Oldendorf soll hier kurz vorgestellt werden. Wird der heute bestehende Wald virtuell gerodet, kommen auf einer Fläche von mehr als 23 ha Relikte von Celtic Fields mit Wallbreiten von bis zu 17 m zutage, die im Westen durch mittelalterliche Wölbäcker überlagert werden und in einem Bereich bereits durch Aufforstungsmaßnahmen eingeebnet sind. Südlich der Flursysteme befinden sich mehrere Grabhügel und Wegespuren unbekannter Datierung. Das größte zusammenhängende Gebiet mit Celtic Fields wurde im Tinster Wald entdeckt und umfasst ein Areal von fast 1,5 km². Eine Publikation zu den im Landkreis Stade entdeckten Celtic Fields ist im aktuellen Heft von Archäologie in Niedersachsen erschienen. Der Beitrag kann hier abgerufen werden.
Die flächenhaften Bodendenkmale vorher nicht gekannter Größe stellen zukünftig besondere Anforderungen an die Denkmalbehörden, die für ihren Schutz und Erhalt sorgen müssen. Durch die moderne Forstwirtschaft, bei der fast nur noch große Maschinen eingesetzt werden, kommt es vielfach zu substanziellen Schäden. Die in den Wäldern vorhandenen Denkmäler müssen nun niedersachsenweit schnellstens erfasst und Strategien zu ihrem langfristigen Erhalt entwickelt werden. Darüber hinaus wäre eine interdisziplinäre Erforschung der Celtic Fields wünschenswert. Sie würde wichtige Erkenntnisse zur Entwicklung der prähistorischen Landwirtschaft und Vegetationsgeschichte liefern können.
Über die neuesten archäologischen Forschungen zu römischen Spuren an der Niederelbe wird der Kreisarchäologe Daniel Nösler am Sonntag, 20. Januar 2019, um 14:30 Uhr, im Natureum Niederelbe in Balje in einem Vortrag berichten.
Aus der Zeit vor etwa 2.000 Jahren sind erstmalig antike Schriftquellen überliefert, die uns etwas über die Lebensverhältnisse der in unserer Region lebenden Germanen vermitteln. Das Römische Reich hatte im Gallischen Krieg große Teile des heutigen Frankreichs, Belgiens und der Niederlande besetzt und ebenfalls alle Gebiete westlich des Rheins unterworfen. Außerdem sollte ebenso Germanien bis zur Elbe erobert und in das Imperium eingegliedert werden.
In der Schlacht am Teutoburger Wald wurde im Jahr 9 n. Chr. ein Heer aus mehreren Legionen unter dem Befehl des römischen Feldherren Varus durch den germanischen Heerführer Arminius vernichtend geschlagen. Danach beschränkten sich die Römer auf einzelne Angriffe in das Gebiet östlich des Rheins, teilweise schlossen sie mit den Germanen Bündnisverträge. Zu einer dauerhaften Besetzung Nordwestdeutschlands kam es nicht mehr. Von Zeit zu Zeit warben die Römer bei den germanischen Stämmen auch in unserem Raum Söldner für ihre riesige Armee an.
Neue wichtige Funde aus Freiburg, Oederquart und Assel zeigen, dass die Erträge von Ackerbau und Viehzucht für einige Bewohner in den Elbmarschen zu Wohlstand geführt haben. Dieser lässt sich unter anderem an den zahlreichen Gegenständen ablesen, die aus dem Römischen Reich stammen. So wurden beispielsweise Trinkgefäße, Wein, Schmuckstücke und Kunstobjekte eingeführt. Aber auch römisches Geld aus Kupfer, Silber und Gold gelangte in unseren Raum. Es sind Schätze mit mehreren Hundert Silbermünzen gefunden worden, so beispielweise an der Oste bei Gräpel. Nicht immer kamen diese Güter durch friedliche Geschäfte zu den einheimischen Stämmen, denn sie waren auch als Piraten gefürchtet, die mit ihren Raubzügen die römischen Küsten heimsuchten.