Seit dem 12.09.2015 ziert ein prähistorischer Rillenstein den neu gestalteten Platz vor dem Hollenbecker Dorfgemeinschaftshaus. Mit seiner feierlichen Einweihung findet nun (hoffentlich) eine mehr als 100 Jahre dauernde Odyssee des Objekts durch den Landkreis Stade sein Ende.
Um das Jahr 1874 wurde der 1,10 m hohe Rillenstein beim Bau des Hollenbecker Forsthauses entdeckt und zierte dann den dortigen Garten. Zu dieser Zeit wuchs hier der spätere berühmte Archäologe Willy Wegewitz auf - für das spätere Schicksal des Steines ein Glücksfall. Nach dem Tod eines königlichen Försters wurde der Rillenstein mit einer Gedenkinschrift versehen und im Neukloster Forst aufgestellt. Im Laufe der Jahrzehnte geriet der inzwischen umgefallene Stein in Vergessenheit, bis er dort ausgerechnet von Wegewitz wiederentdeckt worden ist. Auf seine Anregung hin gelangte das Objekt 1978 in das neu eröffnete Museum Schwedenspeicher in Stade, wo es bis zur Neugestaltung der archäologischen Dauerausstellung zu besichtigen war.
Rillensteine sind nur schwer zu deuten, da sie nur äußerst selten an ihrem ursprünglichen Standort gefunden wurden. So ist auch für das Hollenbecker Exemplar unklar, aus welchem Kontext und aus welcher Zeit es stammt. Gemeinhin werden die Rillensteine kultisch gedeut, wobei die Interpretationen stark auseinander gehen. Im Umfeld Hollenbecks wurden in Daudieck und Bliedersdorf vergleichbare Kultsteine entdeckt.
Die Erdarbeiten für den Erweiterungsbau des Kreishauses am Sande werden seit 2 Wochen baubegleitend archäologisch untersucht. Dabei konnten bereits interessante Aufschlüsse zum Befestigungsbau der Schwedenzeit (1645-1712) sowie zum Kasernenbau im Jahre 1736 gewonnen werden. Daneben konnten im Nordosten des Baugebietes, nahe der heutigen Einfahrt zur Tiefgarage vermutlich auch noch Reste eines Hauses des 16./17.Jhs. entdeckt werden. Die hier aufgefundenen Findlingsfundamente gehören zu einem größeren Gebäude und stehen vermutlich in Verbindung mit kurz zuvor entdeckten Backsteinmauern und einem alten Fußboden, der aus einer Backsteinpflasterung bestand. Vieles deutet darauf hin, dass dieses Gebäude bereits dem Stadtbrand von 1659 zum Opfer fiel. Dieses Gebäude könnte somit noch in die Zeit des ehemaligen Marienklosters gehören, das einst auf dem Sande nahe der alten Burgmauer stand. Überreste des Marienklosters wurden bereits in den 1960er Jahren im Bereich des Gerichtgebäudes ausgegraben.
Besonders für Aufsehen sorgt jedoch der Fund eines unterirdischen schmalen Gewölbeganges, der knapp 3 m unter heutiger Geländeoberkante durch die tiefgreifenden Baggerarbeiten zum Vorschein kam und von West nach Ost, also annähernd parallel zur heutigen Straße, dem Salztorswall verläuft.
Das Gewölbe ist aus Backsteinen gemauert, ist ca. 1,10 m hoch und hat eine Innenbreite von 75 – 80 cm. Als Bauzeit wird aufgrund des Backsteinformates und des Befundzusammenhanges das 17. oder 18.Jh. angenommen. Dieser schmale Gang führt wahrscheinlich direkt zum sogenannten „Fuchsloch“ ein ebenfalls gemauerter Tunnel, der quer durch den Befestigungswall führt und dessen Ausgang am Pratjeweg schon lange bekannt ist. Das Fuchsloch wurde wohl einst als Poterne angelegt, was in der Festungsbaukunst einen unterirdischen und überwölbten Gang, der quer durch die Krone des Hauptwalles hindurchführt, bedeutet und den Zweck hatte, vor etwaigen Belagerern unbemerkt zu fliehen. Inwieweit der jetzt aufgefundene Gang dann später vielleicht auch als Abwasserleitung genutzt wurde – wie es in eingen Plänen des 18. Jhs. verzeichnet ist, ist umstritten bzw. bisher nicht genau geklärt. Der Tunnel ist auf jeden Fall begehbar. Angestrebt wird, ihn vor seiner Teilzerstörung durch die jetztige Baumaßnahme noch kurzfristig weitergehend zu untersuchen, vermutlich mit einer eingelassenen Kamera.
Der jetzt entdeckte schmale Tunnel liegt direkt an einem kleinen Erdwall, der u.a. aus einer Kleiaufschüttung besteht, die ebenfalls bei den Baumaßnahmen dokumentiert werden konnte und in alten Bezeichnungen des 19. Jhs. als „Vossebrai beim Reithause“ (Faussebraye = niedriges Erdwerk vorm Hauptwall) bezeichnet wird. Die mächtigen Backsteinmauern des 1820 erbauten Reithauses wurden ebenfalls dokumentiert. Daneben wurden die Fundamente der 1736 erbauten Kasernengebäude aufgedeckt. Die Baugeschichte des Geländes lässt sich zukünftig auch gut an einem fotografisch dokumentierten Profilschnitt ablesen.
Bauschutt und Brandspuren verweisen immer wieder auf den Brand des Jahres 1712 – der dänischen Belagerung Stades – wobei es den Anschein hat, dass das Material auch von woanders her herangeschafft wurde, um das Gelände künstlich aufzuschütten bzw. zu erhöhen.