Ausgrabung Aktuell

Der Archäo-Blog für die Region rund um Stade. Hier erfahren Sie stets, was es für Neuigkeiten rund um das Thema Archäologie gibt. Stadt- und Kreisarchäologie berichten gemeinsam mit dem Museum über neue Forschungen, Funde und aktuelle Ausgrabungen.

Forschung | Zeitstufen: Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Daniel Nösler | 20.11.2016 Landkreis Stade

Dem Kloster Himmelpforten auf der Spur

Im alten Ortskern von Himmelpforten befand sich bis in das Jahr 1647 das Zisterzienserrinnenkloster Porta Coeli. Es war um 1250 zunächst in Rahden bei Lamstedt, Lkr. Cuxhaven, gegründet worden und wurde dann um 1255 aus politischen Gründen in das Dorf Eulsete verlegt. Die villa Eulsete wurde später nach dem Kloster in Himmelpforten umbenannt.

Von der Abtei kündet heute nur noch die umgestaltete und verkleinerte St. Marienkirche, denn nach den verheerenden Zerstörungen des 30jährigen Krieges und des Nordischen Krieges wurden die Ruinen gänzlich abgetragen. Über das Aussehen des Klosters ist daher nichts bekannt.

Derzeit ist im Bereich des ehemaligen Klosters die Errichtung eines Einkaufszentrums geplant. Obwohl bereits große Flächen modern überbaut sind, existieren noch einige Areale, in deren Untergrund sich Überreste der Abtei erhalten haben könnten.

Die Berliner Firma easternatlas hat kürzlich im Auftrag der Kreisarchäologie Stade einige betroffene Flächen mit einem Georadar untersucht. Mit dieser Methode ist es möglich, im Boden verborgene Relikte wie Fundamente, Keller, Gräber, Brunnen usw. sichtbar zu machen. Wir erhoffen uns dadurch erste Einblicke in die Struktur des Klosters und zur Lage weiterer historischer Gebäude. Nach Auswertung der Messungen wird es möglich sein, die im Vorfeld der Baumaßnahmen notwendigen Rettungsgrabungen detaillierter planen zu können.

Forschung | Zeitstufen: Römische Kaiserzeit | Daniel Nösler | 20.11.2016 Landkreis Stade

Ein Langobarde im CT

Mit einem Paukenschlag trat 1927 das auch überregional bekannte langobardische „Fürstengrab“ bei Apensen in die Öffentlichkeit. Willi Wegewitz publizierte ein durch Zufall entdecktes Brandgrab, das so reich mit Silber- und Bronzebeigaben ausgestattet war, dass es gleich in die erste Liga der Beisetzungen aus den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus aufstieg. Vergleichbare so genannte Fürstengräber sind vereinzelt weiter elbeaufwärts, in Mecklenburg bis Pommern, Sachsen-Anhalt und entlang der jütländischen Ostküste verbreitet, wo sie als herausragende Bestattungen einer kriegerischen Elite gelten.

Fast ein halbes Jahrhundert blieb dieses Ensemble ein Einzelfund, bis im Jahr 1971 Dietrich Alsdorf weitere als Urnen verwendete römische Bronzegefäße entdeckte. Daraufhin wurde dieser Platz in mehreren Ausgrabungskampagnen näher untersucht. Die größten Ausgrabungen führte die Stader Kreisarchäologie in den Jahren 2008-2009 durch. Diese Forschungen haben die Kenntnis über das Brandgräberfeld sowie dessen Umfeld wesentlich erweitert und wichtige und umfangreiche Funde erbracht.

Besonders bemerkenswert ist die große Zahl von Bronzegefäßen, die im Bereich des Römischen Reiches hergestellt und dann in Apensen als Leichenbrandbehälter vergraben wurden. Einige von ihnen sind im Block geborgen worden und werden nun Schritt für Schritt unter Laborbedingungen bearbeitet. Diese Arbeiten werden derzeit in Kooperation mit Christina Peek vom Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung und Melanie Dierks, Fachhochschule Erfurt, sowie im Rahmen von Studentenpraktika an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart durchgeführt. Hierzu wurden die Bronzeurnen bei der Firma Alexander Speith GmbH & Co. KG mit einer digitalen Röntgenanlage durchleuchtet.

Aufgrund der sich im Röntgenbild abzeichnenden besonders reichhaltigen Beigabenausstattung wurde beschlossen, ein Gefäß bei der Firma GE Sensing & Inspection Technologies GmbH mittels Computertomografie genauer zu analysieren. Die gewonnene 3D-Darstellung wird die nun folgende restauratorische Bearbeitung maßgeblich unterstützen helfen.

Ausgrabung | Zeitstufen: Bronzezeit Vorrömische Eisenzeit Römische Kaiserzeit Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit Jungsteinzeit | Daniel Nösler | 29.09.2016 Landkreis Stade

Eröffnung der Sonderausstellung "Die größte Grabung des Landkreises Stade" im Museum Harsefeld

Vor etwas mehr als einem Jahr ging im Harsefelder Neubaugebiet "Am Redder III" die flächenmäßig größte Ausgrabung des Landkreises Stade erfolgreich zu Ende. Fast ein halbes Jahr lang haben Archäologen der Grabungsfirma ArchaeoFirm auf fast 5 Hektar Fläche spannende Funde von der Jungsteinzeit bis zur Völkerwanderungszeit und somit aus einer Zeitspanne von 4000 Jahren gemacht.

Nachdem nun die Grabung ausgewertet ist und viele Funde restauriert sind, wollen wir der Öffentlichkeit erste Ergebnisse präsentieren. Daneben werden interessante Objekte gezeigt, die in den letzten beiden Jahren durch unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter Nils Bludau, André Jeske und Torben Schuback geborgen wurden.

Am Donnerstag, 13. Oktober 2016, um 17.00 Uhr, wird im Museum Harsefeld die von der Stader Kreisarchäologie konzipierte Sonderausstellung "Die größte Grabung des Landkreises Stade - Die archäologischen Untersuchungen im Harsefelder Baugebiet Redder III" eröffnet. Die Schau wird bis zum 23. April 2017 zu sehen sein.

Zu dieser Veranstaltung laden wir Sie und Ihre Begleitung herzlich ein.

Eine Einführung in die Ausstellung erfolgt durch den Kreisarchäologen Daniel Nösler.

Forschung | Zeitstufen: Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Daniel Nösler | 10.08.2016 Landkreis Stade

Geköpft und gepfählt - Archäologen auf der Jagd nach den Untoten

Am 8. August 2016 ist das von der Wissenschaftsjournalistin Dr. Angelika Franz und dem Stader Kreisarchäologen Daniel Nösler verfasste Buch "Geköpft und gepfählt. Archäologen auf der Jagd nach den Untoten" im Konrad Theiss-Verlag Darmstadt erschienen. Das Werk und weitere Informationen gibt es direkt beim Verlag.

Die Furcht vor Untoten ist so alt wie die Menschheit und die Bestattungen von Vampiren oder Wiedergängern finden sich nicht nur in den Karpaten oder Polen, sondern ebenso in Mockersdorf in der Oberpfalz oder im Mittelburgenland in Österreich. Mitten in Europa. Wir haben uns auf die Spurensuche gemacht, ja das ein oder andere Grab selbst gefunden. Doch wir sind dabei auch der Frage nachgegangen, welches Schicksal der Untote vor seinem Tod erlitten haben muss, und aus welcher Not heraus Menschen das Gebot der Totenruhe gebrochen haben. Wir fanden ein düsteres Stück unserer Kulturgeschichte.

Am 19. August 2016 um 20:00 Uhr findet in der historischen Friedhofskapelle auf dem Alten Finkenwerder Friedhof in Hamburg-Finkenwerder eine Lesung der beiden Autoren statt. Die Kapelle finden Sie hier. Um Voranmeldung zu dieser Veranstaltung wird unter buecherinsel@buecherfink.de gebeten.

Weitere Veranstaltungen finden an folgenden Terminen statt:

19. Oktober 2016, 19:00 Uhr
Vortrag bei der Archäologischen Gesellschaft im Landkreis Rotenburg (Wümme)
City Passage Zeven

29. Oktober 2016
Landesmuseum Hannover
Familientag

2. November 2016
Antiquity Slam, 20:00 Uhr
Neues Museum Berlin, Griechischer Hof

6. November 2016, 17:00 und 19:00 Uhr
Hamburger Unterwelten

11. November 2016, 19:00 Uhr
Museum für Sepulkralkultur, Kassel

17. November 2016, 19:00 Uhr
AbendLese, WBG-Literarium, Darmstadt

Forschung, Ausgrabung | Zeitstufen: Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Andra Fink / Dr. Andreas Schäfer | 08.08.2016 Landkreis Stade

Vorburgsiedlung zur Schwedenschanze entdeckt

Seit einigen Jahren ist die Stadtarchäologie der Hansestadt Stade auf der Suche nach der Vorburgsiedlung des bei Groß Thun direkt an der Schwinge gelegenen frühmittelalterlichen Burgwalls „Schwedenschanze“. Nur 200 Meter von der Burganlage entfernt wurde kürzlich ein Gehöft abgerissen, um Platz für zwei Neubauten zu schaffen. Im Vorfeld der Baumaßnahmen führte die Stadtarchäologie eine Ausgrabung durch, bei der zwei Grubenhäuser, eine Einfriedung, Gruben sowie diverse Pfostengruben dokumentiert werden konnten. Die beiden 4-Pfosten-Grubenhäuser sind mit einer Grundfläche von 4 x 3,8 Metern ungewöhnlich groß. Ein Grubenhaus weist eine rechteckige Herdpflasterung aus flachen Feldsteinen auf, aus der Verfüllung des zweiten Grubenhauses stammen Webgewichtsbruchstücke. In den Befunden wurde frühmittelalterliche Keramik geborgen, die sowohl in der Herstellungsart, als auch in der Datierung zu den in der „Schwedenschanze“ ergrabenen Gefäßfragmenten passt.
Direkt südlich der Grubenhäuser lag eine grabenartige Einfriedung, die das gesamte Baugelände von West nach Ost querte. Hinweise auf einen etwa fünf Meter breiten Pfostenbau lieferten einige Pfostengruben. Die genaue Ausdehnung des Gebäudes lässt sich aufgrund einer neuzeitlichen Störung (Keller eines neuzeitlichen Hauses) nicht ermitteln. Mit dieser Ausgrabung konnte endlich der Nachweis einer Vorburgsiedlung zur „Schwedenschanze“ erbracht werden und untermauert damit die These, dass die heutigen Dörfer in der Region häufig eine Platzkontinuität bis in das Frühmittelalter aufweisen.

Ausgrabung | Zeitstufen: Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Dr. Andreas Schäfer | 24.06.2016 Stade

Rettungsgrabung auf der Hertie Baustelle

Seit einigen Tagen arbeitet die Stadtarchäologie auf der Abrissbaustelle des alten Hertie-Kaufhauses. 

Die dort gemachten Funde sind eine echte Überraschung. Eigentlich war nicht davon auszugehen, dass die Großbaustelle der 1970er Jahre noch Spuren der Stadtgeschichte übrig gelassen hätte.

Nun kamen allerdings Überreste der Grundmauern einer Klosterschule aus dem 14. Jh. zum Vorschein. Die Schule gehörte zum St. Georg Kloster, einem Prämonstratenserstift, dessen Schüler erstmals in einer Quelle von 1393 erwähnt werden. 1540 wird aus der Schule die städtische Lateinschule, die dann 1588 in das Athenaeum mündet, das noch heute als Gymnasium existiert. Das Athenaeum lag früher mitten in der Stadt. 1901 wurde es in das heutige Carl-Diercke-Haus in der Bahnhofstraße umgesiedelt, seit 1925 ist es im ehemaligen Lehrerseminar an der Harsefelder Straße untergebracht.

Weiterhin kamen Bestattungen eines Friedhofs zutage, der ebenfalls zum Kloster St. Georg gehörte. Die Gräber stammen vermutlich aus dem 13. und 14. Jh. Auffällig sind mehere Kindergräber sowie das Grab einer offenbar wohlhabenden Dame, auf deren Stellung Kupferschmuck als Beigabe hinweist.

Die Stadtarchäologie hofft im Laufe der kommenden Wochen noch weitere Erkenntnisse auf dem leider nur kleinen, ungestörten Areal gewinnen zu können.

Forschung | Zeitstufen: | Daniel Nösler | 30.05.2016 Landkreis Stade

Indianer an der Oste?

In der Sammlung von Kurt Thomsen aus Gräpel, die kürzlich durch die Archäologische Denkmalpflege des Landkreises Stade wissenschaftlich bearbeitet wurde, befindet sich dieser exotische Fund, der mutmaßlich eine sehr weite Reise hinter sich gebracht hat. Die Pfeilspitze wurde von ihm in den 1980er Jahren am westlichen Osteufer im Baggergut, das aus dem Bereich des alten Gräpeler Ostehafens stammt, geborgen.

Sowohl die Form der Pfeilspitze als auch das Rohmaterial des Stückes verweisen auf eine ausländische Herkunft: Der rötlich gebänderte graue Feuerstein kommt in Norddeutschland nicht vor. Das Projektil hat im unteren Bereich zwei seitliche Einkerbungen und eine konkave Basis. Damit entspricht das Objekt typologisch den sogenannten „Side Notched Points“, die insbesondere im Mittleren Westen der USA in großer Zahl vorkommen, überwiegend in die Zeit um 3000–1500 v. Chr. datieren und von indianischen Stämmen benutzt wurden. Die Pfeilspitze ist 5,5 cm lang, 2,7 cm breit, 1,2 cm dick und hat ein Gewicht von 12 g. Das Stück weist kleinere Beschädigungen an der Spitze und an einem Flügel auf.

Die Möglichkeiten, wie das Stück zufällig oder absichtlich in die Oste am Gräpeler Hafen gelangt ist, sind vielfältig: Es kann als Souvenir von USA-Reisenden, Söldnern der frühen Neuzeit oder rückgekehrten Auswanderern mitgebracht worden, über den Antiquitätenhandel erworben worden oder ein Teil einer Altertümersammlung gewesen sein. So hat beispielsweise auch der Stader Geschichts- und Heimatverein vor dem Zweiten Weltkrieg eine Kollektion nordamerikanischer Pfeilspitzen in seine Sammlung aufgenommen. In Europa werden in Privatsammlungen oder als Bodenfunde immer wieder Objekte registriert, die eindeutig aus Nordamerika kommen (SCHREG 2013; SPECK 1988; BERAN/RÖSSLER 1990). Vergleichbare Stücke stammen dabei auch aus dem Elbe-Weser-Gebiet (STRAHL 1990, 267f.) sowie aus Niedersachsen allgemein (COSACK 2000) und belegen damit, wie viele exotische Artefakte in die heimischen Sammlungen gelangen können.

Ausgrabung | Zeitstufen: Jungsteinzeit | Daniel Nösler | 25.03.2016 Landkreis Stade

Ein Dorf aus der Steinzeit gefunden – Ausgrabungen in Düdenbüttel

Die Gemeinde Düdenbüttel erschließt derzeit am östlichen Ortsrand das neue Wohngebiet „Osterdamm“. Da bereits im Jahr 2005 beim Bau des benachbarten Neubaugebietes archäologische Spuren aus der Jungsteinzeit zu Tage traten, wurde kürzlich im Vorfeld der Baumaßnahmen eine Fläche von einem halben Hektar Größe archäologisch untersucht.

Die Ausgrabungen fanden in Kooperation zwischen der Gemeinde Düdenbüttel und der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Stade statt und wurden durch das Archäologiebüro Nordheide unter der Leitung von Jan Bock durchgeführt.
Trotz der schwierigen Witterung mit Schnee, Hagel und Regen wurden bislang einmalige Funde gemacht. Hinter den dokumentierten Bodenverfärbungen verbergen sich nämlich die Überreste eines Dorfes der jungsteinzeitlichen Einzelgrabkultur (4.800-4.300 Jahre alt). Anhand von Pfostenspuren lassen sich die Standorte von zwei Häusern rekonstruieren. Hinzu kommen Feuerstellen und Vorratsgruben. Im Jahr 2005 wurden bereits zahlreiche Objekte geborgen. Dazu gehören ein Flintbeil und eine Pfeilspitze aus Feuerstein sowie verzierte Keramik. Nun wurden ein Mahlstein zur Verarbeitung von Getreide, Fragmente von Tongefäßen und weitere Feuersteinwerkzeuge gefunden.

Die Einzelgrabkultur war von Skandinavien und Deutschland im Norden und Süden sowie von den Niederlanden bis Polen im Westen und Osten verbreitet. Charakteristisch für diese Epoche ist die Bestattung der Toten in den namengebenden Einzelgräbern, die sich oft in Grabhügeln verbergen. Daneben wurden kunstvolle Steinäxte – die sogenannten Streitäxte – gefertigt, die auf eine kriegerische Zeit verweisen. Bisher kannte man fast ausschließlich Gräber der Einzelgrabkultur. Überreste von Siedlungen sind immer noch von großer Seltenheit. Zwar gibt es beispielsweise aus den Niederlanden schon eine Handvoll archäologischer Befunde von Häusern, in Niedersachsen waren aus dieser Zeit bisher noch überhaupt keine Belege für Wohnbauten bekannt.

Die Grabungsergebnisse werden in der nächsten Zeit näher ausgewertet. Das genaue Alter des Dorfes wird dann in einem Labor mit der Radiokohlenstoffmethode bestimmt.

Ausgrabung, Forschung | Zeitstufen: Altsteinzeit / Mittelsteinzeit | Daniel Nösler | 23.03.2016 Landkreis Stade

Neue Forschungen zum Mittelpleistozän in Blumenthal

Seit 2012 erforscht die Stader Kreisarchäologie zusammen mit dem Niedersächsischen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) die Ablagerungen eines prähistorischen Gewässers bei Blumenthal. Hier fand sich im Profil einer Sandgrube eine Torfschicht, in der auch Hölzer und ein Flintartefakt eingelagert waren. Da also zu vermuten war, dass sich hier ein Lagerplatz des Urmenschen befunden haben könnte, wurde der Sandabbau kontinuierlich archäologisch begleitet.

Die Geowissenschaftler des LBEG führten in Blumenthal mehrfach umfangreiche Untersuchungen durch, deren Ziel es war, dass Alter und die Genese dieser Ablagerungen zu bestimmen. Hierfür wurden zuerst aus den Torfschichten Pollenproben entnommen und im Labor analysiert. Im Jahr 2014 wurden die Profilwände der Sandgrube geowissenschaftlich untersucht, um die eiszeitliche Schichtenabfolge nachvollziehen zu können. Wir wurden dabei vom Sandgrubenbetreiber Helmut Meyer (Hagenah) dankenswerterweise und tatkräftig unterstützt. Im Oktober 2015 führte ein Team des LBEG unter der Leitung von Dr. Janine Meinsen eine umfangreiche Bohrkampagne in und an der Grube durch.

Die mehr als 40 m tiefen Bohrungen ermöglichten eine genaue Einordnung des Blumenthaler Vorkommens und reichten bis in die Ablagerungen des Holstein-Meeres hinunter. In der Holstein-Warmzeit (vor 340.000-325.000 Jahren) dehnte sich das Meer bis in den Stader Raum aus und erst die nachfolgende Saale-Eiszeit führte zu einem dramatischen Rückgang des Meeresspiegels. Erste Ergebnisse der geowissenschaftlichen Forschungen haben Janine Meinsen, Melanie Thomas, Guntram Herrendorf und Carsten Schwarz in ihrem Aufsatz "Die mittelpleistozäne Entwicklungsgeschichte der Grube Blumenthal im Landkreis Stade" kürzlich in den GeoBerichten 31 (Hannover 2015) vorgestellt, der hier heruntergeladen werden kann.

Forschung | Zeitstufen: Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Daniel Nösler | 16.03.2016 Landkreis Stade

Mittelalterarchäologie zwischen Elbe und Weser

Einen gewichtigen Aufsatz "Mittelalterarchäologie im Elbe-Weser-Dreieck. Forschungsgeschichte, Forschungsfelder, Perspektiven" haben Stefan Hesse, Kreisarchäologe des Landkreises Rotenburg (Wümme), und Daniel Nösler, Kreisarchäologe des Landkreises Stade, im neu erschienenen Stader Jahrbuch vorgelegt.

Auf 103 Seiten werden Einblicke in die Forschungsgeschichte der Archäologie des Mittelalters, die handelnden Akteure, die Forschungsschwerpunkte und interdisziplinäre Ansätze gegeben. Ein Fokus liegt auf Untersuchungen an Burgen, Klöstern und Kirchen, dem Bestattungswesen sowie der Stadtarchäologie. Auch die ländlichen Siedlungen sowie der Wurten- und Deichbau und das Verkehrswesen werden behandelt. In einem Ausblick werden Forschungsdesiderate und -perspektiven aufgezeigt. Die digitale Ausgabe des Artikels kann hier eingesehen werden.

Das Stader Jahrbuch 2015 ist unter dem Titel „Der Elbe-Weser-Raum im Mittelalter“ im Selbstverlag des Stader Geschichts- und Heimatverein erschienen und wurde am 15. März 2016 im Niedersächsischen Landesarchiv, Standort Stade, feierlich vorgestellt. Es zählt 368 Seiten, umfasst neun Aufsätze, darunter ein Beitrag zu "Forschungen an den Schulen", enthält zahlreiche Rezensionen und kostet 15 Euro. Erhältlich ist es in allen Buchhandlungen; ISSN 0930-8946.

Forschung | Zeitstufen: Römische Kaiserzeit Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Daniel Nösler | 14.03.2016 Landkreis Stade

Kolloquium zur Römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit in Agathenburg

Am 9. und 10. Oktober 2015 fand auf Einladung von Daniel Nösler von der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Stade das Marschenrats-Juniorkolloquium im Schloss Agathenburg statt. 21 Nachwuchswissenschaftler aus Baden-Württemberg, Berlin, Niedersachsen und Schleswig-Holstein kamen zusammen, um sich zu aktuellen Forschungen zum Thema „Archäometallurgische Aspekte und Analysemöglichkeiten bei der Auswertung kaiserzeitlicher und völkerwanderungszeitlicher Siedlungen“ auszutauschen. Das Kolloquium wurde von Ivonne Baier und Jan Bock (beide Georg-August-Universität Göttingen) organisiert.

Es wurden neun Referate gehalten, die von den Teilnehmern angeregt diskutiert wurden. Die Kurzzusammenfassungen der Vorträge des Juniorkolloquiums sind in den kürzlich erschienenen Nachrichten des Marschenrates 2015 nachzulesen:
IRIS AUFDERHAAR: Werkplätze der Edel- und Buntmetallverarbeitung. Aufbau – Ausstattung – Archäologischer Befund
JAN BOCK: Metallgewinnung und -verarbeitung in Groß Meckelsen
SARYN SCHLOTFELDT: Neue interdisziplinäre Forschungen am kaiser- bis völkerwanderungszeitlichen Ufermarkt Elsfleth-Hogenkamp, Ldkr. Wesermarsch
DANIEL DÜBNER: Flögeln, Loxstedt, Feddersen Wierde. Metallfunde aus großen Siedlungs-Altgrabungen im Vergleich
BENTE SVEN MAJCHCZACK: Grubenhaussiedlung und Handelsplatz? Tinnum auf Sylt in Völkerwanderungszeit und Frühmittelalter
ULF ARNE SCHMIDT: Eine kaiserzeitliche Siedlung mit Eisenverhüttung in Westerholz, Ldkr. Rotenburg (Wümme)
KARL JOHANN OFFERMANN: Eisenzeitliche Muschelhaufen am Windebyer Noor – Eine Neubewertung
DANIEL NÖSLER: Methodik und Ergebnisse von Detektorprospektionen auf Siedlungen der Römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit im Landkreis Stade

Forschung | Zeitstufen: Altsteinzeit / Mittelsteinzeit Römische Kaiserzeit Jungsteinzeit | Daniel Nösler | 23.02.2016 Landkreis Stade

Gewässer als Archive der Umwelt- und Landschaftsgeschichte

Geowissenschaftler und Biologen des Niedersächsischen Instituts für historische Küstenforschung aus Wilhelmshaven haben im Herbst 2015 Bohrkerne aus dem Weißen See bei Heinbockel entnommen. Die Bohrungen wurden während einer mehrere Tage andauernden Kampagne von einem Floß niedergebracht. Eingebunden sind diese Untersuchungen in das interdisziplinäre Forschungsprojekt "Die Auswirkungen prähistorischer und vorindustrieller Landnutzung auf nordwestdeutsche Seen und deren Einzugsgebiete", in dessen Rahmen Seesedimente als Umweltindikatoren analysiert werden.

Da sich im unmittelbaren Umfeld des Weißen Sees mehrere Siedlungsspuren seit dem Mesolithikum befinden, soll anhand der durch die Bohrkerne aufgeschlossenen Seesedimente der menschliche Einfluss auf Umwelt und Landschaft erforscht werden. Hierzu werden an den Proben geochemische und pollenanlytische Untersuchungen durchgeführt. Erste Ergebnisse belegen, dass der Weiße See am Ende der letzten Eiszeit entstanden ist.

Im Rahmen des Projektes wurden in Kooperation mit der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Stade bei Ahlerstedt, Oldendorf und Düdenbüttel weitere Gewässer erfasst, an deren Randbereich sich prähistorische Fundstellen befinden und die somit Potential für weitere interdisziplinäre Forschungen aufweisen.

Forschung | Zeitstufen: Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Daniel Nösler | 21.01.2016 Landkreis Stade

Vortrag am 3. März 2016 : Untote - Wiedergänger - Vampire. Die Archäologie des „lebenden Leichnams“

Vampire oder Zombies sind durch ihre Präsentation in Filmen oder der Literatur ein fester Bestandteil der Gegenwartskultur. In früheren Zeiten war der Glaube an Untote oder Wiedergänger weit verbreitet. Insbesondere in Zeiten von Krisen wie Seuchen oder Krieg konnte sich die Angst vor den lebenden Toten zur Hysterie ausweiten.

Auf Gräberfeldern von der Urgeschichte bis zur Neuzeit werden immer wieder Sonderbestattungen angetroffen, die apotropäische Vorkehrungen vermuten lassen, mit denen der Schadzauber der Untoten gebannt werden sollte. Hierzu gehören insbesondere Pfählungen, Versteinungen, ungewöhnliche Skelettlagen usw.

Im Rahmen des Vortrages werden instruktive Befunde möglicher Gräber von Wiedergängern oder Nachzehrern vorgestellt und analysiert. Zur Interpretation der zahlreichen Befunde werden außerdem die reichlich vorhandenen volkskundlichenen und historischen Belege herangezogen. Auch heute leben im Bestattungsbrauchtum noch Rituale weiter, deren Wurzel in der Furcht vor Untoten begründet ist.

Der Vortrag findet am 3. März 2016 um 17:00 Uhr im Rahmen der Stammtischvorträge des Stader Geschichts- und Heimatvereins im Insel-Restaurant Stade statt. Der Eintritt ist frei.