Ausgrabung Aktuell

Der Archäo-Blog für die Region rund um Stade. Hier erfahren Sie stets, was es für Neuigkeiten rund um das Thema Archäologie gibt. Stadt- und Kreisarchäologie berichten gemeinsam mit dem Museum über neue Forschungen, Funde und aktuelle Ausgrabungen.

Ausgrabung | Zeitstufen: Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Daniel Nösler | 01.12.2017 Landkreis Stade

Erneute Grabungen an der Krughörne bei Blumental

Im Oktober 2017 haben Archäologen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel unter der Leitung von Janna Kordowski eine weitere Grabungskampagne am historischen Krugstandort an der Oste durchgeführt. Die im Jahr 2015 erfolgte erste Ausgrabung hatte bereits wertvolle Einblicke in die Kulturgeschichte dieser wichtigen Anlaufstation für Schiffer und Reisende erbracht (Siehe den entsprechenden Blogbeitrag weiter unten). Die aktuellen Untersuchungen sollten die genaue Lage des Gebäudes und den Aufbau des unmittelbar angrenzenden Deiches klären helfen.

Die Grabungen erbrachten interessante Einblicke in den Aufbau der Wurt, die in den letzten Jahrhunderten trotz des bestehenden Deiches immer wieder erhöht worden ist. Daneben wurde ein mit Ziegelsteinen gepflasterter Weg entdeckt, der möglicherweise über den Deich zur nahen Anlegestelle führte.

Wie schon 2015 wurden wiederum zahlreiche Funde, wie Koch- und Trinkgefäße aus Keramik, gemacht, die den Alltag in einem Rasthaus illustrieren. Die Forschungen sollen in den kommenden Jahren als Promotionsprojekt an der Universität Kiel fortgesetzt werden. Auch aus denkmalpflegerischen Gründen ist die archäologische Dokumentation des Platzes geboten, denn der Wellenschlag der unmittelbar angrenzenden Pütte führt zu einer ständig fortschreitenden Erosion des Bodendenkmals.

Ausgrabung | Zeitstufen: Bronzezeit Vorrömische Eisenzeit Jungsteinzeit Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Daniel Nösler | 25.11.2017 Landkreis Stade

Spuren aus mehr als 5.500 Jahren - Grabungen im Baugebiet Blumenthal abgeschlossen

Ab dem nächsten Jahr wird Horneburg um ein 22,5 ha großes Neubaugebiet "Blumenthal" weiter wachsen. Die Erschließung und Vermarktung wird durch die Kreissparkasse Stade übernommen. Da im Bereich des geplanten Vorhabens zwei Bodendenkmale vorhanden sind, führte die Kreisarchäologie im April 2017 umfangreiche Sondagen durch, um die Ausdehnung und Erhaltung der archäologischen Relikte zu klären. Daneben wurden die Flächen durch unseren ehrenamtlichen Mitarbeiter Torben Schuback intensiv mit dem Metalldetektor begangen. Er fand dabei ein Grifffragment eines älterbronzezeitlichen Bronzeschwertes, ein großes Papstsiegel, zahllose Münzen, mittelalterliche Siegelstempel und vieles mehr.

Als Ergebnis wurden in fünf Bereichen auf fast 2 ha Größe Befunde festgestellt, die von Juni bis November 2017 durch ein Team der Grabungsfirma ArchaeoFirm ausgegraben wurden. Als Ergebnis besonders hervorzuheben sind die Überreste von mindestens zwei Megalithgräbern. Die Grabmonumente haben sich auf der höchsten Erhebung mit Blick auf das Elbe- und Auetal befunden und waren von zahllosen Feuerstellen flankiert, die auf einen bronzezeitlichen Kultplatz hindeuten dürften.

Etwa 2.100 - 2.500 Jahre alt sind die Spuren eines eisenzeitlichen Dorfes, von dem gut erhaltene Hausgrundrisse, Herdstellen, Gruben, Reste von Öfen und Pfostengruben dokumentiert wurden. Gefunden wurden große Mengen an Keramik sowie Feuersteingeräte, Mahlsteine, Spinnwirtel, botanische Reste und ein Keramikstempel.

Am 29.11.2017, 19:00 Uhr, wird Kreisarchäologe Daniel Nösler auf der Sitzung des Kulturausschusses des Flecken Horneburg in einem Vortrag die ersten Ergebnisse vorstellen. Die Sitzung ist öffentlich.

Forschung | Zeitstufen: Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Daniel Nösler | 23.11.2017 Landkreis Stade

"Die Mit Thränen verknüpffte Weynachts-Freude" - Die Weihnachtsflut von 1717

Vor 300 Jahren wurde die gesamte südliche Nordseeküste von Dänemark bis zu den Niederlanden von einer der verheerendsten Sturmfluten der letzten Jahrhunderte heimgesucht. In der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember 1717 führte ein Orkan zu Rekordwasserständen, denen die damaligen Deiche kaum gewachsen waren. Der Scheitelpunkt des Hochwassers lag in der Nacht, sodass viele Bewohner im Schlaf überrascht wurden und den eisigen Wassermassen nicht entkommen konnten. Im Landkreis Stade war insbesondere das Land Kehdingen schwer von der Katastrophe betroffen. Hier waren die Deiche auf breiter Front gebrochen und dadurch hatte sich das dahinter liegende Land in eine Wasserwüste verwandelt, die durch den kurze Zeit später einsetzenden Frost zur Eiswüste wurde.

Noch heute zeugen zahlreiche Bracks, die an Deichbruchstellen durch die Wucht des Wassers bis zu 20 m tief ausgespült wurden, von der Katastrophe. Insbesondere die heute noch vorhandene "Große Bracke" bei Wischhafen verdeutlicht die Auswirkungen der Weihnachtsflut. Der Einbruch des Wassers erfolgte hier so massiv, dass mehrere Dörfer komplett verschwanden und der Deichbruch erst nach 25 Jahren unter größten Anstrengungen geschlossen werden konnte.

Zum Gedenken an die 300 Jahre zurückliegende Weihnachtsflut veranstaltet der Historische Kornspeicher Freiburg am 26.11.2017 einen Thementag "300 Jahre Weihnachtsflut 1717". Der Kreisarchäologe Daniel Nösler wird dort zu den Bracks in Kehdingen und im Alten Land sprechen.