Hunderte Kilometer Deiche schützen heute die fruchtbaren Flussmarschen von Elbe und Oste verlässlich vor den immer wiederkehrenden Sturmfluten. Der aufmerksame Besucher wird im Alten Land, in Kehdingen und in der Ostemarsch jedoch eine Vielzahl von Stillgewässern entdecken: Mal klein und kreisrund oder auch von beeindruckender Größe. Sie zeugen vom ewigen Ringen des Menschen gegen die Gewalt der Wassermassen – und von seinem Scheitern in historischer Zeit. Es handelt sich um sogenannte Bracks oder Kolke, die durch die enorme Kraft des bei schweren Sturmfluten durch den Deich brechenden Wassers entstanden sind.
Auch wenn die Grundfläche der Bracks vielfach relativ klein ist, erreichen sie beachtliche Tiefen von bis zu 26 Metern und nicht zuletzt dadurch haben sich viele dieser Sturmflutzeugen bis heute erhalten. Diese Kolke sind vielfach als Kulturdenkmale und Naturschutzgebiete geschützt, da sie zum einen interessante Relikte der Deich- und Sturmflutgeschichte darstellen und zum anderen sich zu wertvollen Biotopen entwickelt haben.
In Krummendeich führten Sturmfluten zur Entstehung eines Zwillingsbracks. Die Weihnachtsflut des Jahres 1717 ließ den Deich brechen und zurück blieb das westlich gelegene Brack. Während der schweren Februarflut von 1825 sollte sich diese Katastrophe in einem größeren Ausmaß wiederholen. Die Folge waren ein weiterer Bruch und ein noch größeres, sehr tiefes Brack, in dem zwei Bauernhöfe versanken.
Heute, fast 200 Jahre später, lädt das Gewässer zur Abkühlung und Erholung ein. Ein Förderverein betreibt hier ein idyllisches Naturfreibad, welches von Mai bis August geöffnet hat. Nähere Informationen finden Sie hier.
An einem Moor im Rüstjer Forst waren dem Grabungstechniker Dietrich Alsdorf vor einigen Jahren rätselhafte Strukturen aufgefallen. Unweit eines prähistorischen Grabhügels hatte er zwei parallele Wälle mit Gräben entdeckt, die teilweise vom Moor überwachsen sind. Die stark verschliffene Struktur verläuft hier bogenförmig durch einen lichten Kiefernwald.
Der Rüstjer Forst ist ein sehr junger Wald. Er ist erst vor rund 150 Jahren entstanden, als das hier befindliche große Heidegebiet und die wüsten Altäcker des untergegangenen Dorfes Rüstje planmäßig aufgeforstet wurden. Die partielle Überdeckung des Erdwerkes mit Torfen lässt ein prähistorisches Alter vermuten, auch finden sich auf historischen Karten keinerlei Hinweise auf eine hier verzeichnete Struktur.
Um den Befund im dichten Unterholz vollständig erfassen zu können, wurde zunächst das aus den LIDAR-Daten erzeugte Geländemodell untersucht. Diese durch flugzeuggestützte Lasermessungen gewonnenen Höhendaten erlauben einen detaillierten Blick durch die Vegetation. Tatsächlich lässt sich auf dem Geländemodell verschwommen eine weitere bodenförmige Struktur erkennen, sodass hier wohl ein annähernd kreisförmiges Erdwerk vermuten lassen.
Im Rahmen eines Praktikums wurde die Anlage unter der Leitung von Maren Lindstedt durch Studenten der HafenCity Universität Hamburg mit einem terrestrischen Laserscanner vermessen. Diese Methode erlaubt einen noch genaueren Blick auf die rätselhaften Strukturen, die im Wald und unter Moor verborgen sind. Die Messungen werden derzeit ausgewertet und liefern hoffentlich neue Erkenntnisse zur Größe und Gestalt des Erdwerkes.