Ausgrabung Aktuell

Der Archäo-Blog für die Region rund um Stade. Hier erfahren Sie stets, was es für Neuigkeiten rund um das Thema Archäologie gibt. Stadt- und Kreisarchäologie berichten gemeinsam mit dem Museum über neue Forschungen, Funde und aktuelle Ausgrabungen.

| Zeitstufen: Völkerwanderungszeit / Mittelalter / Neuzeit | Dr. Andreas Schäfer | 11.09.2018 Landkreis Stade

Siedlung des frühen Mittelalters im Klaren Streck

Am Klaren Streck direkt an einem  Fernhandelsweg (der heutigen der Harsefelder Strasse) plant die IDB Stade ein neues Wohngebiet. Im Vorfeld dieser Baumaßnahmen führte die Stadtarchäologie Stade im Sommer Sondierungsschnitte durch die bereits hochinteressante archäologische Befunde zeigten.
Seit August 2018 ist dort ein vier bis sechs-köpfiges Team der Stadtarchäologie Stade und ehrenamtlichen Helfern der AG Archäologie unter der Leitung von Andrea Finck tätig.
„Es handelt sich um ein wichtiges Stück Kultur aus unserer Region. Insbesondere aufgrund der interessanten Funde unterstützen wir die Ausgrabungen sehr gerne. Wir pflegen eine gute Zusammenarbeit mit der Archäologie der Hansestadt Stade“, bestätigt Jens Romahn, Mitarbeiter des Erschließungsträgers, der Sparkassentochter IDB mbH & Co. Stade-Altes Land KG.
Seit einigen Jahren erkundet die Stadtarchäologie das Umfeld des direkt an der Schwinge gelegenen gelegenen frühmittelalterlichen Burgwalls „Schwedenschanze“. Bereits 2011 und 2012  wurde bei Bauarbeiten in der „Heidesiedlung“ ein zur Burg passendes Gräberfeld ausgegraben. 2016 konnte direkt an der Schwedenschanze eine Vorburgsiedlung bei Neubauarbeiten mit zwei Grubenhäusern – eingetieften Webhäusern- ausgegraben werden.
Die jetzt am Klaren Streck gefundene Siedlung passt genau in dieses Bild und untermauert die wichtige Funktion der Schwedenschanze. Auf der bisherigen Grabungsfläche von knapp 7000m² wurden ein Pfostenbau und ein Grubenhaus ausgegraben.
Frühmittelalterliche Pfostenbauten sind in unserer Region bislang selten, das jetzt dokumentierte Haus ist 20 Meter lang und 6 Meter breit. Es war leicht apsidenförmig, einschiffig und mit mächtigen Pfosten erbaut. In ihrem Typus sind sie die Vorgänger der heutigen Niedersachsenhäuser. Der Hausgrundriss wird in Oldenburg mittels Phosphatuntersuchungen auf eine funktionale Trennung der Gebäudeteile untersucht, spannend ist die Frage nach der Größe der Wohn- und Stallbereiche.
In den Befunden wurde frühmittelalterliche Keramik geborgen, die sowohl in der Herstellungsart, als auch in der Datierung zu den in der „Schwedenschanze“ ergrabenen Gefäßfragmenten passt. Bei einem sehr ungewöhnlichen Keramikfundstücke handelt es sich um ein Produkt der Mayener Töpfereien. Das Gefäß wurde zwischen 710 und 790 in Mayen (Rheinland-Pfalz) hergestellt, bereits ab dem 3. Jahrhundert produzierten römische Töpferbetriebe Mayener Ware. Die hier hergestellten Keramikprodukte prägten in Spätantike und Frühmittelalter den Handel und gelangten zeitweise bis nach Skandinavien, in die Alpenregion, bis nach Ostfrankreich und an die Elbe bzw. die Ostsee. Bislang wurden diese Funde aber nur in wenigen Ausnahmenfällen in Norddeutschland geborgen und sind daher ein wichtiger Nachweis für den Handel im frühen Mittelalter.
Die Grabungen werden noch etwa bis Oktober 2018 dauern und die Stadtarchäologie kann wieder ein weiteres Puzzlestück bei der Erforschung und Funktion der ältesten frühmittelalterlichen Burg zwischen Rhein und Elbe – der Schwedenschanze – zusammensetzen.