Bei einer neun Gramm schweren Goldmünze, die im Dezember 2017 bei Fredenbeck gefunden worden ist, handelt es sich um ein weltweites Unikat. Der Sondengänger Matthias Glüsing hatte den sensationellen Fund gemacht. Bei der außergewöhnlichen Goldmünze handelt es sich um ein sogenanntes Multiplum des Kaisers Constans. Multipla sind besonders kostbare Prägungen gängiger römischer Münzen, die nur zu besonderen Anlässen herausgegeben und durch die römischen Kaiser im Rahmen feierlicher und besonderer Zeremonien an herausgehobene Persönlichkeiten überreicht wurden. Auch befreundete germanische Herrscher konnten mit den kaiserlichen Großmünzen ausgezeichnet werden.
Auf der Vorderseite der Münze ist die Büste des Kaisers Constans mit Diadem und Harnisch abgebildet. Constans wurde zwischen 320 und 323 geboren und im Februar 350 getötet. Die Münze wurde in den Jahren 342/343 in Siscia (heute Sisak/Kroatien) geprägt. Goldmultipla wurden im Gebiet außerhalb der ehemaligen römischen Reichsgrenzen bislang nur äußerst selten gefunden. Sie waren im freien Germanien besondere Statussymbole, mit denen germanische Herrscher ihre Macht legitimierten. Häufig trugen die Fürsten ihre Multipla ordensähnlich und repräsentativ um den Hals.
In den vergangenen Monaten war der Sensationsfund intensiv erforscht worden: Am Fundort wurde eine Ausgrabung durchgeführt und mit Metalldetektoren gesucht. Zusätzlich haben die Archäologen historische Karten und Luftbilder ausgewertet. Es gibt bisher gute Indizien für die Annahme, dass die Goldmünze an einem besonderen Ort geopfert worden ist.
Landrat Michael Roesberg würdigt das Engagement der Förderer: "Durch den Ankauf, der durch die Ernst von Siemens Kunststiftung, den Landschaftsverband Stade und den Landkreis Stade ermöglicht werden konnte, kann das Multiplum im Stader Museum Schwedenspeicher der Öffentlichkeit dauerhaft präsentiert werden. Dadurch ist unsere Museumslandschaft um eine einmalige Attraktion reicher. Hierfür ist den Geldgebern, dem Finder und dem Grundstückseigentümer sehr zu danken."
„Der Finder, die Denkmalpflege und die Museen Stade haben vorbildlich zusammengearbeitet. Eine Goldmünze von einzigartigem kulturellen Wert und Zeugnis der Verbindung des spätantiken römischen Kaisers Constans mit einem germanischen Herrscher kann so zukünftig nahe ihres Fundortes der Öffentlichkeit präsentiert werden. Gern hat die Ernst von Siemens Kunststiftung den Ankauf unterstützt“, freut sich Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.
Begeistert ist natürlich auch Dr. Sebastian Möllers, Direktor der Museen Stade: "Das Multiplum ist ein wirkliches Highlight für unsere erst kürzlich neu eröffnete Dauerausstellung zur Ur- und Frühgeschichte im Elbe-Weser-Dreieck." Das wertvolle Stück ist ab sofort im Museum Schwedenspeicher zu sehen.
Das Niedersächsische Denkmalschutzgesetz sieht in § 12 vor, dass die gezielte Suche nach archäologischen Funden mit Metalldetektoren genehmigungspflichtig ist. Die Genehmigungspflicht gilt auch für Detektorgänger, die nicht ausdrücklich nach archäologischen Funden suchen, denn § 13 des Gesetzes sieht eine Genehmigungspflicht auch dann vor, wenn jemand an einer Stelle suchen will, von der er annehmen muss, dass sich dort archäologische Funde befinden.
In Niedersachsen gibt es seit einigen Jahren ein Verfahren zur Qualifizierung von Sondengängern, das auf vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Archäologen und den Suchern abzielt. Bevor eine Suchgenehmigung erteilt werden kann, ist eine Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Archäologen notwendig. Danach ist ein kostenloser Qualifizierungskurs bei der Landesarchäologie zu absolvieren. Anschließend kann durch die Untere Denkmalschutzbehörde eine Suchgenehmigung für ein bestimmtes Areal erteilt werden.
Jochen Brandt und Daniel Nösler haben im Auftrag der Archäologischen Kommission für Niedersachsen die Broschüre "Mit der Metallsonde unterwegs in Niedersachsen" erstellt, in der alles Wissenswerte zur Suche mit dem Metalldetektor zusammengefasst ist und die hier heruntergeladen werden kann.
Über die Forschungen zum Fürstengrab von Apensen berichtet Kreisarchäologe Daniel Nösler am 20. Juni, um 19.30 Uhr im Beekhoff in Beckdorf. In seiner Präsentation „Die Fürsten der Langobarden“ wird er auf die neuesten Ergebnisse der Forschungen in und um Apensen eingehen. Die Entdeckung des langobardischen Fürstengrabs bei Apensen im Jahr 1927 war eine Sensation. Das durch Zufall entdeckte Brandgrab war so reich mit Silber- und Bronzebeigaben ausgestattet, dass es gleich in die erste Liga der Beisetzungen aus den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus aufstieg. Vergleichbare Fürstengräber sind vereinzelt weiter elbaufwärts, in Mecklenburg bis Pommern, Sachsen-Anhalt und entlang der jütländischen Ostküste verbreitet, wo sie als herausragende Bestattungen einer kriegerischen Elite gelten.
Neuere Ausgrabungen auf dem Gräberfeld zeigen, dass das Fürstengrab inmitten eines großen langobardischen Bestattungsbezirks mit Hunderten von Urnen und zahlreichen römischen Metallgefäßen lag, an dem ebenso kultische Handlungen durchgeführt wurden. Seit einigen Jahren wird durch die Stader Kreisarchäologie das Umfeld des Fürstengrabes mit seinen Siedlungen und weiteren Gräberfeldern intensiv untersucht.
Thematisiert werden auch die derzeit laufenden Grabungen im geplanten Baugebiet "An der Blide" von Beckdorf und die Ergebnisse der im Umfeld von Apensen und Beckdorf durchgeführten geophysikalischen Untersuchungen. Die spannenden Ergebnisse dieser Forschungen zur Geschichte der Langobarden werden in dem Vortrag vorgestellt. Der Eintritt ist frei.
Kalkriese als möglicher Schauplatz der Varusschlacht, das römisch-germanische Schlachtfeld am Harzhorn oder die sächsischen Gräber von der Fallward: Zahlreiche archäologische Funde aus Niedersachsen haben in den letzten Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Diese und andere spannende Themen werden auf der vom 13.-15. Juni 2019 stattfindenden Tagung der Archäologischen Kommission für Niedersachsen e. V. behandelt, deren diesjähriger Schwerpunkt die Römische Kaiserzeit in Niedersachsen ist.
Die Archäologische Kommission ist eine wissenschaftliche Vereinigung in Niedersachsen, die die archäologische Forschung sowie die Bodendenkmalpflege in Niedersachsen fördert. Ihre Mitglieder treten ein für den Schutz und die Pflege des archäologischen Erbes. In den von ihr herausgegebenen Publikationen werden neueste Forschungsergebnisse veröffentlicht und sie berät das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Zu ihrer Jahrestagung werden zahlreiche Archäologen aus ganz Niedersachsen und Deutschland erwartet.
Die Tagung wird am Donnerstag, den 13. Juni, 19:30 Uhr, mit einem öffentlichen Abendvortrag im Königsmarcksaal des Stader Rathauses beginnen. Prof. Dr. Jan Schuster von der Universität Lodz wird über die „Kaiserzeitlichen Fürstengräber im nördlichen Mitteleuropa“ sprechen. Eine dieser bemerkenswerten Bestattungen wurde u. a. bei Apensen, Lkr. Stade, entdeckt. Der Eintritt ist frei.
Gäste sind außerdem herzlich zum Vortragsprogramm willkommen, das am Freitag, 14. Juni, von 9:00 bis 16:00 Uhr im Königsmarcksaal des Historischen Rathauses in Stade stattfindet. Neben den eingangs erwähnten Themen werden der Stader Stadtarchäologe Dr. Andreas Schäfer zu den kaiserzeitlichen Siedlungen an der Niederelbe und der Stader Kreisarchäologe Daniel Nösler zu herausragenden kaiserzeitlichen Goldfunden sprechen. Auch die am 15. Juni stattfindende Exkursion zu archäologischen Sehenswürdigkeiten im Landkreis Stade ist öffentlich. Sie beginnt um 8:30 Uhr, die Rückkehr wird gegen 17:00 Uhr erwartet.
Das Tagungsprogramm und das Anmeldeformular können unter den Links abgerufen werden.
Der Flecken Horneburg verdankt sein Entstehen der in der Mitte des 13. Jahrhunderts begründeten Burg. Im Umfeld der Burg entstanden in der Folge Dammsiedlungen und eine Kirche. Da sich aus der wechselvollen Geschichte Horneburgs noch zahlreiche Spuren im moorigen Untergrund erhalten haben, ist der Ortskern als bedeutendes Bodendenkmal geschützt.
Bei den derzeit laufenden Bauarbeiten der Ortskernsanierung wurden im Bereich der Liebfrauenkirche in geringer Tiefe Reste historischer Bestattungen entdeckt. Daraufhin wurden im Auftrag der Stader Kreisarchäologie baubegleitende Ausgrabungen veranlasst, die unter der Leitung von Sebastian Düvel von der Grabungsfirma ArchaeoFirm Poremba & Kunze GbR aus Isernhagen durchgeführt wurden.
Eine Überraschung war dabei die Entdeckung massiver Feldsteinfundamente eines Vorgängerbaus der heutigen Horneburger Kirche direkt am Kirchenschiff. Das 1396 erstmals erwähnte Gotteshaus musste in der Vergangenheit häufig neu errichtet werden. Zuerst erfolgte ein Neubau in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Dieser wurde während des Dreißigjährigen Krieges durch Truppen Tillys vollständig zerstört. Den jetzigen Zustand verdankt die Kirche weitgehend den Neu- und Umbauten des 18. Jahrhunderts.
Die etwa 100 gefundenen Gräber belegen den Standort des völlig in Vergessenheit geratenen, ersten Horneburger Friedhofs, dessen Gründung im Mittelalter vermutet werden darf. Durch die Baumaßnahmen wurde nur ein kleiner Teil des historischen Bestattungsplatzes erfasst. Außerdem waren bereits viele Bereiche durch frühere Erdeingriffe betroffen. Für den Aufbau der neuen Straße mussten nur die obersten Gräber dokumentiert und ausgegraben werden. Alle anderen Bestattungen verbleiben ungestört im Boden.
Die Toten waren meist in hölzernen Särgen bestattet. Auffällig war der relativ hohe Anteil an Säuglingen und Kindern, die ein Beleg für die hohe Kindersterblichkeit in der Vormoderne sind. Im Laufe der Jahrhunderte führte die kontinuierliche Belegung des Friedhofes zu einem erheblichen Platzmangel: Die Gräber lagen dicht gepackt neben- und übereinander bis direkt unter der heutigen Oberfläche. Darum und sicher auch aus hygienischen Gründen verlegte man wohl im Verlauf des 18. Jahrhunderts den Friedhof aus dem Ortskern heraus zum „Alten Friedhof“.
Am 2. Mai 2019, um 17:00 Uhr, werden der Historiker Arend Mindermann und der Stader Kreisarchäologe Daniel Nösler in ihrem Vortrag "Vor 1025 Jahren: Wikinger an der Niederelbe" über die historischen und archäologischen Forschungen zu den Spuren der Nordmänner berichten. Der Vortrag findet im Rahmen der Stammtischvorträge des Stader Geschichts- und Heimatvereins im Stader Inselrestaurant statt. Der Eintritt ist frei.
Im Jahr 845 fuhren angeblich 600 Wikingerschiffe gen Hamburg, wo die Hammaburg Ziel eines Feldzuges war. Im Juni 994 ist ein weiterer Flottenüberfall überliefert. Diesmal waren die Flußmündungen von Elbe und Weser das Ziel. Es hat sich wohl um eine Streitmacht des Dänenkönigs Sven Gabelbart gehandelt, von der ein Teil das westliche Weserufer heimgesucht hat. Der Versuch dieser Krieger, über Land zur Elbe zu gelangen, endete in einer vernichtenden Niederlage durch ein Heer des sächsischen Herzogs Bernhard Billung. Weniger Glück hatten die eilig zusammengewürfelten Truppen der Udonen, die damals in ihrer gräflichen Burg in Harsefeld residierten. Über die Schlacht bei Stade am 23. Juni 994 berichtet der Chronist Adam von Bremen: "Der Kampf war schwer, denkwürdig und sehr unglücklich." Die Udonen mußten als Folge ihrer Niederlage namhafte Geiseln stellen und eine immense Menge Silber als Lösegeld zahlen.
Der Grafenbruder Siegfried konnte jedoch entkommen und nach Harsefeld fliehen. Die Wikinger nahmen daraufhin grausame Rache, über die der Zeitgenosse Thietmar von Merseburg berichtet: "Als sie ihn nicht fanden, raubten sie den Frauen gewaltsam die Ohrringe und kehrten niedergeschlagen um. In ihrer Wut schnitten sie am nächsten Tag dem Priester, meinem Vetter und allen übrigen Geiseln Nasen, Ohren und Hände ab und warfen die Verstümmelten in den Hafen."
Auch archäologische Spuren haben die Wikinger in unserem Gebiet hinterlassen. Einige Waffen aus den Flüssen Schwinge und Elbe könnten mit ihren Überfällen zusammenhängen. In der Stader Altstadt wurde außerdem im Jahr 1977 ein wertvoller Silberarmreif gefunden, der vielleicht einem in den Kämpfen des Jahres 994 gefallenen Krieger mit ins Grab gegeben worden ist. Bei der Ausgrabung der Grablege der Udonen in Harsefeld hat man möglicherweise eine von den Wikingern verstümmelte Geisel identifiziert. Eine seltene Wikingerfibel wurde kürzlich durch unseren ehrenamtlichen Mitarbeiter Torben Schuback bei Horneburg entdeckt. Auf friedliche Kontakte könnten zerhackte Silbermünzen hindeuten, die auf einem alten Handelsplatz bei Freiburg/Elbe geborgen wurden, und damit Handelskontakte in den Ostseeraum belegen.
In der Samtgemeinde Apensen befindet sich eine außergewöhnliche Konzentration kaiserzeitlicher Gräberfelder mit wertvollen Beigaben aus Edelmetall, Waffen und römischen Gegenständen. Hervorzuheben sind hier insbesondere die Fürstengräber aus Apensen, die inmitten eines ausgedehnten Gräberfeldes entdeckt wurden, das ursprünglich weit mehr als 1.000 Bestattungen umfasst hat.
Die Stader Kreisarchäologie hat in den letzten Jahrzehnten umfangreiche Prospektionen und Rettungsgrabungen durchgeführt, um die gleichzeitigen Siedlungen erfassen zu können. Als Ergebnis darf davon ausgegangen werden, dass das Umfeld der Gräberfelder großräumig besiedelt gewesen ist.
Einer der zugehörigen Siedlungsplätze befindet sich im Bereich des neu geplanten Neubaugebietes "An der Blide" bei Beckdorf. Um dort die Siedlungsstruktur verstehen und die im Vorfeld der Erschließung notwendigen Ausgrabungen besser planen zu können, wurden im Dezember 2018 auf einer Fläche von mehr als 7 ha geomagnetische Messungen unternommen.
Die geomagnetische Prospektion wurde dankenswerterweise im Rahmen eines Kooperationsprojektes durch Dirk Dallaserra vom Niedersächsischen Institut für Küstenforschung aus Wilhelmshaven durchgeführt. Eingesetzt wurde ein von einem geländegängigen Fahrzeug gezogenes Magnetometer. Diese Technik erlaubt es, in relativ kurzer Zeit große Flächen zu prospektieren. Das Meßbild zeigt ein Reihe von Anomalien, die als Feuerstellen, Grubenhäuder oder Brunnen gedeutet werden können. Die bald folgenden Ausgrabungen werden interessante Einblicke in die Siedlungsgeschichte vor etwa 2.000 Jahren liefern.
Die Anwendung von LIDAR-Systemen hat in den letzten zwei Jahrzehnten wie kaum eine andere Methode zu neuen revolutionären Erkenntnissen in der Archäologie geführt. LIDAR ist die Abkürzung für „light detection and ranging“ und bezeichnet eine Methode der Fernerkundung, bei der ein Laserscanner an einem Flugzeug oder Hubschrauber angebracht ist. Die Erdoberfläche wird dann in Streifen überflogen und mit dem Laserstrahl in hoher Punktdichte abgetastet. Gleichzeitig wird die Position des Luftfahrzeuges permanent und genau durch ein GPS bestimmt.
Ein aus den LIDAR-Daten errechnetes DGM liegt seit kurzem flächendeckend für den Landkreis Stade vor und wurde intensiv ausgewertet. Die größte Überraschung war hierbei das in vielen Waldflächen fast flächendeckende Auftreten von gitterartig verlaufenden flachen Wällen, die zu eisenzeitlichen Ackerfluren vom Typ Celtic Field gehören. Ihre Hauptnutzungsphase umfasst die jüngere Bronzezeit, vorrömische Eisenzeit und ältere Römische Kaiserzeit. Auch wenn diese Bezeichnung es vielleicht vermuten lässt, haben diese Felder ethnisch nichts mit den Kelten zutun, vielmehr handelt es sich um einen Terminus technicus, der im Jahr 1923 in England eingeführt wurde.
Generell dürfte von den Celtic Fields bis heute nur noch ein sehr geringer Teil überdauert haben, da ihre Spuren in vielen Regionen durch die jahrhundertlange Landnutzung verschwunden sind.
Ein im Landkreis Stade neu entdecktes Celtic Field in einem Forst bei Oldendorf soll hier kurz vorgestellt werden. Wird der heute bestehende Wald virtuell gerodet, kommen auf einer Fläche von mehr als 23 ha Relikte von Celtic Fields mit Wallbreiten von bis zu 17 m zutage, die im Westen durch mittelalterliche Wölbäcker überlagert werden und in einem Bereich bereits durch Aufforstungsmaßnahmen eingeebnet sind. Südlich der Flursysteme befinden sich mehrere Grabhügel und Wegespuren unbekannter Datierung. Das größte zusammenhängende Gebiet mit Celtic Fields wurde im Tinster Wald entdeckt und umfasst ein Areal von fast 1,5 km². Eine Publikation zu den im Landkreis Stade entdeckten Celtic Fields ist im aktuellen Heft von Archäologie in Niedersachsen erschienen. Der Beitrag kann hier abgerufen werden.
Die flächenhaften Bodendenkmale vorher nicht gekannter Größe stellen zukünftig besondere Anforderungen an die Denkmalbehörden, die für ihren Schutz und Erhalt sorgen müssen. Durch die moderne Forstwirtschaft, bei der fast nur noch große Maschinen eingesetzt werden, kommt es vielfach zu substanziellen Schäden. Die in den Wäldern vorhandenen Denkmäler müssen nun niedersachsenweit schnellstens erfasst und Strategien zu ihrem langfristigen Erhalt entwickelt werden. Darüber hinaus wäre eine interdisziplinäre Erforschung der Celtic Fields wünschenswert. Sie würde wichtige Erkenntnisse zur Entwicklung der prähistorischen Landwirtschaft und Vegetationsgeschichte liefern können.
Über die neuesten archäologischen Forschungen zu römischen Spuren an der Niederelbe wird der Kreisarchäologe Daniel Nösler am Sonntag, 20. Januar 2019, um 14:30 Uhr, im Natureum Niederelbe in Balje in einem Vortrag berichten.
Aus der Zeit vor etwa 2.000 Jahren sind erstmalig antike Schriftquellen überliefert, die uns etwas über die Lebensverhältnisse der in unserer Region lebenden Germanen vermitteln. Das Römische Reich hatte im Gallischen Krieg große Teile des heutigen Frankreichs, Belgiens und der Niederlande besetzt und ebenfalls alle Gebiete westlich des Rheins unterworfen. Außerdem sollte ebenso Germanien bis zur Elbe erobert und in das Imperium eingegliedert werden.
In der Schlacht am Teutoburger Wald wurde im Jahr 9 n. Chr. ein Heer aus mehreren Legionen unter dem Befehl des römischen Feldherren Varus durch den germanischen Heerführer Arminius vernichtend geschlagen. Danach beschränkten sich die Römer auf einzelne Angriffe in das Gebiet östlich des Rheins, teilweise schlossen sie mit den Germanen Bündnisverträge. Zu einer dauerhaften Besetzung Nordwestdeutschlands kam es nicht mehr. Von Zeit zu Zeit warben die Römer bei den germanischen Stämmen auch in unserem Raum Söldner für ihre riesige Armee an.
Neue wichtige Funde aus Freiburg, Oederquart und Assel zeigen, dass die Erträge von Ackerbau und Viehzucht für einige Bewohner in den Elbmarschen zu Wohlstand geführt haben. Dieser lässt sich unter anderem an den zahlreichen Gegenständen ablesen, die aus dem Römischen Reich stammen. So wurden beispielsweise Trinkgefäße, Wein, Schmuckstücke und Kunstobjekte eingeführt. Aber auch römisches Geld aus Kupfer, Silber und Gold gelangte in unseren Raum. Es sind Schätze mit mehreren Hundert Silbermünzen gefunden worden, so beispielweise an der Oste bei Gräpel. Nicht immer kamen diese Güter durch friedliche Geschäfte zu den einheimischen Stämmen, denn sie waren auch als Piraten gefürchtet, die mit ihren Raubzügen die römischen Küsten heimsuchten.
Der Rüstjer Forst ist mit ca. 1.200 ha Fläche das größte zusammenhängende Waldgebiet des Landkreises Stade. In der ansonsten sehr waldarmen Niederelberegion hat der Rüstjer Forst eine wichtige Funktion für die Naherholung, Jagd und Forstwirtschaft. Er ist außerdem Teil eines großen Landschaftsschutzgebietes und beherbergt besonders geschützte Moorflächen.
Noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich hier eine weitgehend baumlose Heidefläche erstreckt, in der sich nur auf den besseren Böden inselartig und vereinzelt Äcker befunden haben. Danach wurden diese Flächen fast vollständig aufgeforstet.
Der Rüstjer Forst bekam seinen Namen nach dem wohl im Dreißigjährigen Krieg untergegangenen Dorf Rüstje, das erstmalig im frühen 12. Jahrhundert als Ristede erwähnt wurde. Im Jahr 1632 wurde im Bereich des wüsten Dorfes ein schwedisches Gut eingerichtet, von dem Teile ausgegraben worden sind. Die Auswertung der Airborne Laserscandaten hat gezeigt, dass sich versteckt unter den Baumkronen die Spuren der mittelalterlichen Ackerfluren entdecken lassen.
Neben den mittelalterlichen Relikten befinden sich im Rüstjer Forst außerdem ein vorgeschichtliches Erdwerk (Siehe Beitrag vom 23.05.2018), zahlreiche bronzezeitliche Grabhügel, ein eisenzeitliches Urnengräberfeld sowie einige tief ausgefahrene Wegespuren. Die größte Überraschung war jedoch die Entdeckung sogenannter Celtic Fields. Es handelt sich dabei um großflächige prähistorische Ackerfluren, die von der jungeren Bronzezeit bis in die ältere Römische Kaiserzeit genutzt wurden. Dies bedeutet, dass sich im Bereich des heutigen Forstes auch vor mehr als 2.500 Jahren kein Wald befunden hat und die Flächen besiedelt waren.
Anlässlich des Neujahrsempfangs am 13. Januar 2019, ab 11:00 Uhr, im Helmster Dörpshus, wird der Stader Kreisarchäologe Daniel Nösler über die jüngsten und spannenden archäologischen Entdeckungen im Rüstjer Forst berichten.