Ausgrabung Aktuell

Der Archäo-Blog für die Region rund um Stade. Hier erfahren Sie stets, was es für Neuigkeiten rund um das Thema Archäologie gibt. Stadt- und Kreisarchäologie berichten gemeinsam mit dem Museum über neue Forschungen, Funde und aktuelle Ausgrabungen.

Ausgrabung | Zeitstufen: Römische Kaiserzeit | Daniel Nösler | 21.06.2019 Landkreis Stade

Das Gold des Kaisers - Sensationsfund nun im Schwedenspeicher

Bei einer neun Gramm schweren Goldmünze, die im Dezember 2017 bei Fredenbeck gefunden worden ist, handelt es sich um ein weltweites Unikat. Der Sondengänger Matthias Glüsing hatte den sensationellen Fund gemacht. Bei der außergewöhnlichen Goldmünze handelt es sich um ein sogenanntes Multiplum des Kaisers Constans. Multipla sind besonders kostbare Prägungen gängiger römischer Münzen, die nur zu besonderen Anlässen herausgegeben und durch die römischen Kaiser im Rahmen feierlicher und besonderer Zeremonien an herausgehobene Persönlichkeiten überreicht wurden. Auch befreundete germanische Herrscher konnten mit den kaiserlichen Großmünzen ausgezeichnet werden.

Auf der Vorderseite der Münze ist die Büste des Kaisers Constans mit Diadem und Harnisch abgebildet. Constans wurde zwischen 320 und 323 geboren und im Februar 350 getötet. Die Münze wurde in den Jahren 342/343 in Siscia (heute Sisak/Kroatien) geprägt. Goldmultipla wurden im Gebiet außerhalb der ehemaligen römischen Reichsgrenzen bislang nur äußerst selten gefunden. Sie waren im freien Germanien besondere Statussymbole, mit denen germanische Herrscher ihre Macht legitimierten. Häufig trugen die Fürsten ihre Multipla ordensähnlich und repräsentativ um den Hals.

In den vergangenen Monaten war der Sensationsfund intensiv erforscht worden: Am Fundort wurde eine Ausgrabung durchgeführt und mit Metalldetektoren gesucht. Zusätzlich haben die Archäologen historische Karten und Luftbilder ausgewertet. Es gibt bisher gute Indizien für die Annahme, dass die Goldmünze an einem besonderen Ort geopfert worden ist.

Landrat Michael Roesberg würdigt das Engagement der Förderer: "Durch den Ankauf, der durch die Ernst von Siemens Kunststiftung, den Landschaftsverband Stade und den Landkreis Stade ermöglicht werden konnte, kann das Multiplum im Stader Museum Schwedenspeicher der Öffentlichkeit dauerhaft präsentiert werden. Dadurch ist unsere Museumslandschaft um eine einmalige Attraktion reicher. Hierfür ist den Geldgebern, dem Finder und dem Grundstückseigentümer sehr zu danken."

„Der Finder, die Denkmalpflege und die Museen Stade haben vorbildlich zusammengearbeitet. Eine Goldmünze von einzigartigem kulturellen Wert und Zeugnis der Verbindung des spätantiken römischen Kaisers Constans mit einem germanischen Herrscher kann so zukünftig nahe ihres Fundortes der Öffentlichkeit präsentiert werden. Gern hat die Ernst von Siemens Kunststiftung den Ankauf unterstützt“, freut sich Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.

Begeistert ist natürlich auch Dr. Sebastian Möllers, Direktor der Museen Stade: "Das Multiplum ist ein wirkliches Highlight für unsere erst kürzlich neu eröffnete Dauerausstellung zur Ur- und Frühgeschichte im Elbe-Weser-Dreieck." Das wertvolle Stück ist ab sofort im Museum Schwedenspeicher zu sehen.

| Zeitstufen: | Daniel Nösler | 13.06.2019 Landkreis Stade

Mit der Metallsonde unterwegs in Niedersachsen

Das Niedersächsische Denkmalschutzgesetz sieht in § 12 vor, dass die gezielte Suche nach archäologischen Funden mit Metalldetektoren genehmigungspflichtig ist. Die Genehmigungspflicht gilt auch für Detektorgänger, die nicht ausdrücklich nach archäologischen Funden suchen, denn § 13 des Gesetzes sieht eine Genehmigungspflicht auch dann vor, wenn jemand an einer Stelle suchen will, von der er annehmen muss, dass sich dort archäologische Funde befinden.

In Niedersachsen gibt es seit einigen Jahren ein Verfahren zur Qualifizierung von Sondengängern, das auf vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Archäologen und den Suchern abzielt. Bevor eine Suchgenehmigung erteilt werden kann, ist eine Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Archäologen notwendig. Danach ist ein kostenloser Qualifizierungskurs bei der Landesarchäologie zu absolvieren. Anschließend kann durch die Untere Denkmalschutzbehörde eine Suchgenehmigung für ein bestimmtes Areal erteilt werden.

Jochen Brandt und Daniel Nösler haben im Auftrag der Archäologischen Kommission für Niedersachsen die Broschüre "Mit der Metallsonde unterwegs in Niedersachsen" erstellt, in der alles Wissenswerte zur Suche mit dem Metalldetektor zusammengefasst ist und die hier heruntergeladen werden kann.

Forschung | Zeitstufen: Römische Kaiserzeit | Daniel Nösler | 10.06.2019 Landkreis Stade

Vortrag: Die Fürsten der Langobarden

Über die Forschungen zum Fürstengrab von Apensen berichtet Kreisarchäologe Daniel Nösler am 20. Juni, um 19.30 Uhr im Beekhoff in Beckdorf. In seiner Präsentation „Die Fürsten der Langobarden“ wird er auf die neuesten Ergebnisse der Forschungen in und um Apensen eingehen. Die Entdeckung des langobardischen Fürstengrabs bei Apensen im Jahr 1927 war eine Sensation. Das durch Zufall entdeckte Brandgrab war so reich mit Silber- und Bronzebeigaben ausgestattet, dass es gleich in die erste Liga der Beisetzungen aus den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus aufstieg. Vergleichbare Fürstengräber sind vereinzelt weiter elbaufwärts, in Mecklenburg bis Pommern, Sachsen-Anhalt und entlang der jütländischen Ostküste verbreitet, wo sie als herausragende Bestattungen einer kriegerischen Elite gelten.

Neuere Ausgrabungen auf dem Gräberfeld zeigen, dass das Fürstengrab inmitten eines großen langobardischen Bestattungsbezirks mit Hunderten von Urnen und zahlreichen römischen Metallgefäßen lag, an dem ebenso kultische Handlungen durchgeführt wurden. Seit einigen Jahren wird durch die Stader Kreisarchäologie das Umfeld des Fürstengrabes mit seinen Siedlungen und weiteren Gräberfeldern intensiv untersucht.

Thematisiert werden auch die derzeit laufenden Grabungen im geplanten Baugebiet "An der Blide" von Beckdorf und die Ergebnisse der im Umfeld von Apensen und Beckdorf durchgeführten geophysikalischen Untersuchungen. Die spannenden Ergebnisse dieser Forschungen zur Geschichte der Langobarden werden in dem Vortrag vorgestellt. Der Eintritt ist frei.