Um die gut sieben Hektar große Goldbecker Heide als archäologisch und ökologisch bedeutende Stätte zu erhalten, erfolgen dort ab dem 27. Februar Gehölzrückschnitte durch den Forstverband. Die Arbeiten werden im Auftrag des Landkreises Stade durchgeführt, der Eigentümer dieser Flächen ist. Für Spaziergänger ist die Heide während der Arbeiten aus Sicherheitsgründen gesperrt. Unterstützt werden die Pflegemaßnahmen durch den Lions Club Buxtehude, der das Naturschutzamt des Landkreises seit langer Zeit bei dem Erhalt der Heideflächen unterstützt.
Die Goldbecker Heide ist das größte zusammenhängende Trockenheidegebiet im Landkreis Stade. Die Fläche muss alle Jahre wieder in einigen Bereichen von Baumaufwuchs befreit werden. Die Arbeiten dienen der Entwicklung des Gebietes, insbesondere der Förderung der Besenheide, aber auch der Erhaltung von rund 120 weiteren Pflanzenarten. Die im Heidegebiet stehenden Wacholderbäume tragen zum besonderer Charakter des Gebiets bei, das mit rund 70 Grabhügeln verschiedener Größe sowie mittelalterlichen Wölbäckern eine der wichtigsten archäologischen Denkmallandschaften des Landkreises Stade ist. Die Maßnahmen in dem kulturhistorisch bedeutsamen Landschaftsteil sind deshalb mit der Kreisarchäologie abgestimmt. Die Baumbestände aus Birken, Kiefern und Eichen bleiben erhalten, sollen sich aber nicht weiter in die Heideflächen ausbreiten.
Archäologische Funde zeigen, dass die Region um Kutenholz bereits seit Jahrtausenden dicht besiedelt gewesen ist. Insbesondere die zahlreichen steinzeitlichen Objekte und die noch bronzezeitlichen Grabhügel sind Zeugen längst vergangener Epochen. Einzigartig in Niedersachsen ist die dichte Konzentration sogenannter Schalensteine, an denen in der Bronze- und Eisenzeit kultische Handlungen vorgenommen wurden. Sensationell war außerdem die kürzliche Entdeckung eines riesigen prähistorischen Feldsystems, „Celtic Fields“ genannt, im Tinster Wald, das mehr als 3.000 Jahre alt ist.
Dem Heimat- und Kulturkreis Kutenholz e.V. ist es zu verdanken, dass viele archäologische Funde im Heimathaus "Op de Heidloh" für die Nachwelt bewahrt werden. Einige dieser herausragenden Objekte und aktuelle Neufunde werden im Vortrag näher vorgestellt. Unserem ehrenamtlichen Mitarbeiter Frank Hoferichter sind nämlich in den letzten Jahren einige herausragende Entdeckungen gelungen: So barg er einen seltenen Hortfund der Bronzezeit, der aus dem mitteldeutschen Raum in den Norden gelangt ist, und Schmuckstücke aus dem Frühmittelalter. Er ist außerdem maßgeblich an der archäologischen Erforschung des Schicksals der beiden britischen Panzer beteiligt, die nur wenige Tage vor Kriegsende bei Kutenholz ein tragisches Ende fanden. Ebenfalls aus kriegerischer Zeit stammt ein Silbermünzschatz aus Aspe, der dort während des Dreißigjährigen Krieges in einem Moor verborgen und erst annähernd 400 Jahre später durch den ehrenamtlichen Sondengänger Matthias Glüsing wiedergefunden wurde. Genauso überraschend war der erste Fund einer römischen Silbermünze bei Essel, der hier erstmals vorgestellt wird.
Die Ergebnisse der bis heute andauernden Forschungen in der Gemeinde Kutenholz werden in einem reich bebilderten Vortrag durch den Stader Kreisarchäologen Daniel Nösler zusammenfassend dargestellt. Die Veranstaltung findet am 16.03.2023, um 19:00 Uhr, im Heimathaus "Op de Heidloh", Schützenstraße 14, 27449 Kutenholz, statt.
Der Stader Geschichts- und Heimatverein lädt am Dienstag, den 14. Februar, wieder zu einem interessanten Abendvortrag ein. Unter dem Titel „Zwischen Niederelbe und Lombardei“ stellt der Archäologe Dr. Daniel Winger von der Universität Rostock interdisziplinäre Forschungen zur Migration der Langobarden im 6. Jahrhundert in Mähren und Pannonien vor. Beginn ist um 19.30 Uhr im Museum Schwedenspeicher, Wasser West 39, in Stade. Der Eintritt ist frei.
Die Wanderung der Langobarden von der Niederelbe nach Norditalien galt lange als Musterbeispiel einer frühgeschichtlichen Völkerwanderung, ist in jüngster Zeit aber vor dem Hintergrund einer Diskussion um die ethnische Aussagekraft archäologischer Funde in Zweifel gezogen worden. Gleichzeitig haben sich moderne naturwissenschaftliche Methoden weiterentwickelt, die eine Überprüfung bisheriger Vorstellungen erlauben.
Ausgehend von neuen Ausgrabungen eines langobardischen Gräberfeldes am Balaton in Ungarn und unter Hinzuziehung weiterer Grabfunde entlang der vermuteten Wanderungstrasse werden in dem Vortrag beispielhaft die Möglichkeiten und Grenzen archäologischer, historischer und naturwissenschaftlicher Methoden und Kooperationen betrachtet. Insbesondere die Analyse stabiler Isotope ist eine relativ junge Methode, um ortsfremde Individuen zu identifizieren. Ganz neu ist der Einsatz der Paläogenetik, der nicht nur zu neuen Erkenntnissen, sondern vor allem zu neuen Fragen führt.
Die Reihe der Abendvorträge wird vom Stader Geschichts- und Heimatverein in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesarchiv, den Museen Stade und dem Stadtarchiv Stade veranstaltet.
Die Wikinger erleben derzeit durch Serien und Filme in den einschlägigen Streamingdiensten eine ungeahnte Renaissance. In den Produktionen wird ein mehr oder weniger realistisches Bild der Nordmänner gezeichnet. Der Stader Kreisarchäologe wird am 25.01.2023, 19:30 Uhr, im Freiburger Kornspeicher in einem Vortrag über die aktuellen Forschungen zu den Wikingern berichten. Der Fokus wird dabei insbesondere auf der Niederelbe-Region liegen.
Mit dem Überfall auf das englische Kloster Lindisfarne im Jahr 793 treten erstmals die Wikinger in das Licht der Geschichte. In den folgenden Jahrhunderten ziehen sie in ganz Europa und Byzanz auf Raubzüge, unternehmen gefahrvolle Seefahrten, entdecken Amerika und gründen mächtige Reiche wie die Kiewer Rus. Mit ihren schnellen Schiffen und den erfahrenen Kriegern machten die Wikinger auch die südliche Nordsee und die anliegenden Flüsse unsicher. Ziel waren die Städte, Klöster und Kirchen, die geplündert und verheert wurden. Eine weitere Einnahmequelle waren Lösegeldzahlungen für Geiseln.
Auch in unserem Raum sind Nachrichten von Überfällen der Nordmänner überliefert: So wurden Hamburg im Jahr 845 und Stade 994 angegriffen und geplündert. Ebenfalls im Jahr 994 wurde ein großes Wikingerheer in einem Moor bei Bremervörde durch ein sächsisches Aufgebot vernichtend geschlagen. Allerdings spielte auch der Seehandel in Nord- und Ostsee sowie im Mittelmeer eine große Rolle. Verhandelt wurden neben großen Mengen Silber insbesondere Pelze und Sklaven, die meist in den arabischen Raum verkauft wurden. In den vergangenen Jahren sind im Landkreis Stade zahlreiche Neufunde zu Tage getreten, die neue Einblicke in die Wikingerzeit geben. Insbesondere der bedeutende Hafenort bei Freiburg zeigt, dass an der Elbe mit den Nordleuten auch Handel getrieben wurde.