Neben der Ems und der Weser stellt die Elbe den größten Flusslauf Nordwestdeutschlands dar und erfüllt eine wichtige Funktion als Transportroute im modernen Im- und Exportgeschäft.
Dass diese Flüsse bereits zu Beginn des 1. Jahrtausends eine große Bedeutung als Verkehrsweg innegehabt haben und mit ihren naturräumlichen Gegebenheiten ideale Bedingungen für die Entwicklung von Handels- und Kommunikationsnetzwerken besaßen, ist unbestritten. Für den Weser-Ems-Raum liegen hier bereits zahlreiche Studien vor, die die Funktion, Struktur und Bedeutung während der Römischen Kaiserzeit aufzeigen, während die Einbindung und Rolle der Elbe während der Römischen Kaiser- und Völkerwanderungszeit weniger gut erforscht ist.
Hier will das Projekt „Verkehrsweg Elbe“ ansetzen, das im Rahmen des Programmes „Pro*Niedersachsen – Kulturelles Erbe – Sammlungen und Objekte“ vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert und von Dr. Saryn Schlotfeldt vom Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung (NIhK) geleitet wird. Ziel des Projektes ist es, das bislang bekannte und vor allem durch Metalldetektorprospektionen der Kreisarchäologie Stade zusammengetragene Fundmaterial zweier in der Elbmarsch gelegener Fundplätze bei Assel, Ldkr. Stade, wissenschaftlich auszuwerten. Das dort geborgene Fundmaterial sticht sowohl durch eine hohe Anzahl an Bunt- und Edelmetallfunden als auch Hinweise auf eine lokale Metallverarbeitung hervor. Es ist deshalb davon auszugehen, dass vor Ort eine außergewöhnlich große Siedlung bestand, für die Handwerk und Warenaustausch das wirtschaftliche Rückgrat bildete. Das Projekt strebt entsprechend an, das Wissen über die Bedeutung des Unterelberaumes im regionalen und überregionalen Kommunikationssystem der ersten fünf Jahrhunderten nach Chr. deutlich zu erweitern und in den überregionalen Kontext einzuordnen.
Zusätzlich zur archäologischen Betrachtung des Fundmaterials erfolgen weitere Materialanalysen die gesamtheitlich ausgewertet werden. Hierzu zählen metallurgische Untersuchungen die am Deutschen Bergbau-Museums Bochum erfolgen, Keramikanalysen und Untersuchungen organischer Reste, die von Dr. Katrin Struckmeyer und Christina Peek am NIhk durchgeführt werden sowie anthropologische Untersuchungen, die Dr. Silke Grefen-Peters übernehmen wird. Die Auswertung der Messergebnisse wird Einblicke in die im Boden verborgenen archäologischen Relikte und Reste von längst verlandeten Wasserwegen ermöglichen.
Seit mehreren Jahren erforscht eine Gruppe von Ehrenamtlichen des Heimat- und Kulturkreises Kutenholz e.V. die Geschichten der Opfer des Nationalsozialismus in der Samtgemeinde Fredenbeck. Ein besonderer Fokus liegt auf den Recherchen zum Schicksal einer britischen Einheit, die in Kutenholz bei einem Angriff getötet wurde.
Bei der Recherche nach den Familien der Opfer entstand ein internationales Netzwerk mit Kontakten nach Frankreich, Australien, Kanada, England, Schottland und Singapur. Viele Betroffene sind dankbar, dass sie nach Jahrzehnten endlich erfahren, was mit ihren Angehörigen geschehen ist.
Nicht nur in der Region gibt es ein breites Medienecho zu den Forschungen. Die Arbeit der Geschichtsinteressierten erregt auch im Ausland viel Aufmerksamkeit. Sogar die inzwischen verstorbene Queen Elisabeth II. schickte zwei Dankesschreiben aus Windsor Castle in das kleine Kutenholz, denn einer der verstorbenen britischen Soldaten war ihr persönlich bekannt. Viele besondere Freundschaften sind aus diesem Projekt heraus entstanden.
Im Mai 2022 wurden in Kutenholz Gedenkstelen für die Opfer errichtet. 15 Angehörige britischer Soldaten reisten zur Einweihung in das kleine Geestdorf.
Aus diesem Anlass erarbeiteten die Vereinsmitglieder Debbie Bülau, Torsten Henneken und Frank Hoferichter eine Ausstellung zu ihren Rechercheergebnissen, die seitdem immer wieder erweitert und ergänzt wird.
Informationstafeln in deutscher und englischer Sprache zeichnen die Biografien der Opfer nach. Zeitungsartikel aus aller Welt zeugen von der internationalen Bedeutung der Recherchen. Hinzu kommen Bodenfunde. Sondengänger Frank Hoferichter war im Auftrag der Kreisarchäologie Stade am Kutenholzer Ortsrand unterwegs und hat dort Panzerteile gefunden. Britische Soldaten starben hier aufgrund von Explosionen in ihren Fahrzeugen. Unterstützt durch die Kreisarchäologie soll nun der abgesprengte Turm des Panzers gesucht werden. In ihm befinden sich vermutlich noch die menschlichen Überreste von zwei britischen Soldaten. Nach fast 80 Jahren sollen diese beiden Männer endlich in einem angemessenen Grab bestattet werden können.
Die Ausstellung ist ein großartiges Beispiel bürgerlichen Engagements. Sie zeigt auf berührende Weise, wie wichtig es ist, auch 78 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, weiter zu forschen und die persönlichen Schicksale der Opfer des Nationalsozialismus aufzuarbeiten. Sie ist noch bis zum 18. Juni im Museum Schwedenspeicher zu sehen.