Umfangreiche archäologische Funde zeigen, dass die Region um Oersdorf bereits seit Jahrtausenden dicht besiedelt gewesen ist. Insbesondere die zahlreichen steinzeitlichen Objekte und Gräber aus der Bronze- und Eisenzeit sind wichtige Zeugen längst vergangener Epochen. Einige dieser bedeutenden Fundstücke sind auch im Oersdorfer Schulmuseum ausgestellt.
Herausragend ist eine außergewöhnliche Ringwallanlage, die sich in einem Hochmoor bei Oersdorf im Landkreis Stade befindet, denn prähistorische Befestigungen sind in Nordwestdeutschland ein sehr seltenes Phänomen. Bis vor einigen Jahrzehnten hatte die Anlage noch einen geschlossenen Wall, der mit zahllosen Findlingen befestigt war. Um die Fragen nach Alter, Funktion und Befunderhaltung dieses interessanten Platzes zu klären, wurde die Befestigung in den letzten Jahren von der Kreisarchäologie Stade umfassend erforscht. An diesem Projekt waren u.a. die HafenCity Universität Hamburg und das Niedersächsische Institut für historische Küstenforschung beteiligt. Schon jetzt lässt sich festhalten, dass die ca. 4.000 Jahre alte Oersdorfer Anlage ein für Niedersachsen bedeutendes und einmaliges archäologisches Denkmal ist.
Ehrenamtlichen Sondengängern ist es zu verdanken, dass wir nun auch neue Erkenntnisse zur Ortsgeschichte gewinnen konnten. Sie fanden bei Oersdorf mehr als 1.500 Jahre alte Schmuckstücke, die belegen, dass die Besiedlung weit vor der schriftlichen Ersterwähnung im 14. Jahrhundert begonnen hat. Auch einer der wichtigsten Handels- und Pilgerwege des Elbe-Weser-Dreiecks führte von Stade kommend durch Oersdorf. Auf ihm gelangten im Mittelalter die Pilger bis nach Rom. Heute haben sich die Verkehrsströme zwar verlagert, aber Spuren dieser alten Trasse lassen sich bis heute im Gelände entdecken.
In einem reich bebilderten Vortrag werden die archäologischen Forschungen in und um Oersdorf durch den Stader Kreisarchäologen Daniel Nösler dargestellt. Die Veranstaltung findet am 10.11.2023, um 19:00 Uhr, im Dorfgemeinschaftshaus Oersdorf, Brinkkrog 4, 21702 Oersdorf statt. Es besteht außerdem die Gelegenheit, selbst entdeckte Funde begutachten zu lassen.