Archäologische Funde zeigen, dass das Land zwischen Oste und Elbe bereits seit Jahrtausenden besiedelt gewesen ist. In der unbedeichten Marsch hatten die regelmäßigen Sturmfluten und der Meeresspiegelanstieg allerdings einen unmittelbaren Einfluss auf die Marschenbewohner. Im Land Kehdingen konnten in Verbindung mit Forschungseinrichtungen und ehrenamtlichen Mitarbeitern spannende Erkenntnisse gewonnen werden, die Einblicke in eine vergangene Welt geben, die heute oft metertief verborgen ist! So zeigen zahlreiche Neufunde von ehemaligen Hafenorten bei Oederquart, Freiburg/Elbe und Drochtersen einen engen Kontakt zum römischen Imperium. Seit einigen Jahren belegen an der Elbe neu gefundene Schmuckstücke außerdem die Anwesenheit von Wikingern. Wie heute war die Elbe ein wichtiger Verkehrsweg, über den exotische Waren und Ideen ausgetauscht wurden. Der Strom war allerdings auch Einfallstor für Kriegszüge, wie sie beispielsweise von den Römern und den Nordmännern überliefert sind.
Die Ergebnisse der bis heute andauernden Forschungen werden in einem reich bebilderten Vortrag durch den Stader Kreisarchäologen zusammenfassend dargestellt.
Auf die historischen Entwicklungen des Naturraumes an der Elbe wird ebenfalls eingegangen. Wie war in den Elbmarschen ein Leben ohne die schützenden Deiche überhaupt möglich? Was wissen wir über die Entwicklung des Meeresspiegels in der Vergangenheit?
Der Vortrag findet am Sonntag, den 25.02.2024, 15:00 Uhr, im Natureum Niederelbe statt.
Die deutsche Geschichte wäre ganz anders verlaufen, wenn die Römer vor 2000 Jahren Erfolg gehabt hätten. Über den Versuch des Römischen Reiches, Germanien zu erobern, spricht am Dienstag, den 20. Februar der Archäologe Dr. Stefan Burmeister, Leiter des Varusschlacht-Museums in Kalkriese, in der Reihe der Abendvorträge des Stader Geschichts- und Heimatvereins. Der Vortrag unter der Überschrift „Die Römer kommen!“ beginnt um 19.30 Uhr im Niedersächsischen Landesarchiv in Stade, der Eintritt ist frei.
Nachdem Cäsar Gallien erobert hatte, bildete der Rhein für rund 40 Jahre die nördliche Grenze des Römischen Imperiums. Im Jahr 12 v. Chr. griffen die Römer in einer großangelegten Operation Germanien an. Die Forschung ist sich bis heute uneinig, was die Gründe für den Einmarsch in Germanien waren. Drei Jahre benötigten die Römer, um Ihre Macht bis an die Elbe auszudehnen. Der Erfolg war jedoch nur von kurzer Dauer. Anders als in Gallien war die römische Kontrolle nie nachhaltig gesichert – was auch an der Desorganisation der germanischen Stämme lag. Es dauerte keine 30 Jahre, dann zogen sich die römischen Truppen wieder hinter den Rhein zurück. Zu groß war der Preis, zu gering der Ertrag. In dem Vortrag sollen die römische Eroberung Germaniens nachgezeichnet und die Gründe für deren Scheitern erläutert werden.
Die Reihe der Abendvorträge wird vom Stader Geschichts- und Heimatverein in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesarchiv, den Museen Stade und dem Stadtarchiv Stade veranstaltet. Der Eintritt ist frei.
Noch bis zum 1. April wird im Stader Museum Schwedenspeicher die Sonderausstellung "UNTOT. Archäologie BISS Popkultur" gezeigt. Anlässlich der jüngeren Forschungen der Stader Kreisarchäologie spürt die Ausstellung dem Glauben an Wiedergänger und seinem Nachhall in der Kulturgeschichte nach. Die archäologischen Befunde des Landkreises Stade werden um regionale und überregionale vom 10. bis 19. Jh. ergänzt und treten in einen Dialog mit volkskundlichen Belegen in Schrift und Bild sowie vielfältigen Erzeugnissen der Popkultur.
Im Begleitprogramm zur Ausstellung hält der Stader Kreisarchäologe Daniel Nösler am 16.02.2024, 19:00 Uhr, den Vortrag "Untote - Wiedergänger - Vampire. Die Archäologie der lebenden Toten".
Vampire oder Zombies sind durch ihre Präsentation in Filmen oder der Literatur ein fester Bestandteil der Gegenwartskultur. In früheren Zeiten war der Glaube an Untote oder Wiedergänger auch in Norddeutschland weit verbreitet. Insbesondere in Zeiten von Krisen wie Seuchen oder Krieg konnte sich die Angst vor den lebenden Toten zur Hysterie ausweiten.
Auf Bestattungsplätzen von der Urgeschichte bis zur Neuzeit werden immer wieder Sonderbestattungen angetroffen, die Bannmaßnahmen vermuten lassen, mit denen der Schadzauber der Untoten gebannt werden sollte. Hierzu gehören insbesondere Pfählungen, das Beschweren mit Steinen, ungewöhnliche Skelettlagen usw. Im Rahmen des Vortrages werden archäologische Befunde möglicher Gräber von Wiedergängern oder Nachzehrern insbesondere aus dem Stader Raum vorgestellt und analysiert.
Zur Interpretation der zahlreichen Befunde werden außerdem die reichlich vorhandenen volkskundlichen und historischen Quellen herangezogen, die häufig aus Niedersachsen überliefert sind. Auch heute noch leben im Bestattungsbrauchtum Rituale weiter, deren Wurzel in der Furcht vor Untoten begründet ist.
Für das Gebiet des Landkreises Stade sowie für das gesamte Elbe-Weser-Dreieck lassen sich anhand archäologischer Funde vielfältige Kontakte zum römischen Imperium belegen. Für die ältere Römische Kaiserzeit sticht insbesondere das frühgeschichtliche Zentrum heraus, das um Apensen bestanden hat.
Um 200 nach der Zeitenwende kommen die Kontakte mit dem Imperium scheinbar für einige Zeit zum Erliegen, denn der Zustrom römischer Gegenstände in unseren Raum versiegt weitgehend. Erst ab der Mitte des 4. Jahrhunderts treten wieder vermehrt römische Objekte auf, wobei zwei Aspekte auffallen: Es überwiegen Militaria und zum ersten Mal gelangen römische Goldmünzen an die Niederelbe. Die Solidus genannten Prägungen bestanden aus einem sehr reinen Gold und haben in der deutschen Sprache auch nach über 1.600 Jahren vielfache Spuren hinterlassen. Die Begriffe Soldat, Söldner und Sold lassen sich etymologisch vom Namen der römischen Goldmünze ableiten. In der Forschung werden die in Niedersachsen gefundenen Solidi als Soldzahlungen an einheimische Söldner interpretiert. Der Einsatz germanischer Söldner hatte in der Antike eine lange Tradition. Durch die von Kaiser Konstantin dem Großen zu Beginn des 4. Jhs. eingeleiteten Heeresreformen begann mit der vielfachen Aufnahme von rechtsrheinischen Germanen eine Entwicklung, die als „Germanisierung“ oder „Barbarisierung“ des römischen Militärs beschrieben wird. Der unaufhaltsame Wandel im Heerwesen wird insbesondere dadurch illustriert, dass germanische Militärs nun bis in die höchsten Führungsämter aufsteigen konnten. Dass solche Anführer höchsten Ranges auch aus dem Niederelberaum stammten, zeigen besondere Funde, wie das bei Fredenbeck gefundene Multiplum, eine besondere Goldmünze, die durch den römischen Kaiser nur an hochgestellte Persönlichkeiten vergeben wurde und eine bei Altenwalde entdeckte römische Silberschale.
Im 4./5. Jh. kommt es im westlichen Teil der Germania magna zu einer bemerkenswerten Häufung von Funden militärischer Militärgürtel, die mit der aus den Schriftquellen überlieferten starken Zunahme germanischer Söldner erklärt werden kann, die für das römische Heer rekrutiert wurden. Die regionale Verteilung der spätrömischen Militärgürtel ist insbesondere für Niedersachsen aufschlussreich, da sich östlich des Limes neben dem Rhein-Main-Gebiet das Elbe-Weser-Dreieck als wichtigster Schwerpunkt abzeichnet. Daher liegt es nahe, hier eine der zentralen Herkunftsregionen angeworbener Söldner mit sächsischem Migrationshintergrund zu verorten.
Die nach dem Zusammenbruch der römischen Herrschaft über Britannien erfolgte Migration der Sachsen in das heutige England ist auch maßgeblich durch diese Söldner initiiert worden. Der Untergang Westroms zu Beginn des 5. Jahrhunderts ließ den Zustrom von Edelmetall und sonstigen wertvollen Gütern fast vollständig zum Erliegen kommen.
Der Vortrag findet am 8.02.2024, 18:30 Uhr, im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover, Willy-Brandt-Allee 5, Hannover, statt. Der Eintritt ist frei.