Ausgrabung Aktuell

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Ausgrabung | Zeitstufen: Bronzezeit | Daniel Nösler | 03.06.2024 Landkreis Stade

Schalenstein bei Issendorf entdeckt

Im März 2024 entdeckte Eva Nielandt bei einer Radtour an einem Feldrand bei Issendorf einen Schalenstein aus Granit. Sie hatte solche Steine während einer Reise in Estland kennen gelernt und meldete ihren Neufund daraufhin der Stader Kreisarchäologie.

Als Schalensteine werden Findlinge bezeichnet, in die in prähistorischer Zeit kleine Mulden gepickt oder geschliffen worden sind. Es gibt Exemplare mit mehreren Hundert Vertiefungen. Dieser Brauch begann bereits vor mehr als 4.500 Jahren am Ende der Jungsteinzeit. Während der Bronze- und Eisenzeit wurde die Herstellung von Schalensteinen ein europaweites Phänomen. Die genaue Funktion liegt immer noch im Dunkeln: Man hat beispielsweise erfolglos versucht, anhand der Schalen ein Zahlensystem oder Sternenbilder zu identifizieren. Durch eine Ausgrabung bei Mulsum ließ sich feststellen, dass an den Schalensteinen kultische Zeremonien abgehalten worden sind. Möglicherweise wurden in den kleinen Näpfchen auch Opfergaben dargebracht, wie es heute noch in Estland üblich ist.

In Niedersachsen sind bislang nur 60 Schalensteine bekannt, davon wurden allein im Landkreis Stade 16 Exemplare entdeckt. Eine so hohe Funddichte gibt es sonst nirgendwo in unserem Bundesland.

Der Issendorfer Schalenstein war erst kürzlich bei Feldarbeiten zu Tage getreten. Mit Hilfe des Grundstückseigentümers Helmut Dammann-Tamke konnte sogar noch der genaue Fundort lokalisiert werden. Dort ist seit längerem eine Siedlung der Bronze- und Eisenzeit bekannt. Sicher hat der Schalenstein in dem längst vergangenen Dorf ehemals eine wichtige Rolle bei Festen und Gebräuchen gespielt.

Die Harsefelder Bürgermeisterin Susanne de Bruijn machte es dann unbürokratisch möglich, dass der Stein durch Mitarbeiter des Harsefelder Bauhofs geborgen und in den Klosterpark transportiert wurde.

Am 24.05.2024 wurde der ca. 400 kg schwere Schalenstein unter tatkräftiger Mithilfe von Mitgliedern der Stader Arbeitsgemeinschaft Archäologie im Klosterpark am Museum Harsefeld positioniert. Hier kann er nun neben anderen steinernen Zeugen der Vergangenheit besichtigt werden. Vielleicht gelingt es eines Tages, seine Rätsel zu entschlüsseln?